Verkehr - BI lädt zur öffentlichen Diskussion um Belastung in Heidelberger Straße / Bürgermeister kündigt Konzept und mehr Geschwindigkeitsmessungen an

Mobiler Blitzer soll für Beruhigung sorgen

Von 
Benjamin Jungbluth
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Tempo 30 gilt in weiten Teilen der Heidelberger Straße seit einer Entscheidung des Regierungspräsidiums nur nachts. © Jungbluth

Oftersheim. Die Verkehrsbelastung in der Heidelberger Straße ist bekanntermaßen hoch und die Bürgerinitiative (BI) Wohnen und Verkehr fordert von der Gemeinde, aktiv zu werden. Zuletzt hatten auch die Gemeinderatsfraktionen die Initiative ergriffen und die Verwaltung vor rund einem Jahr aufgefordert, ein „Verkehrskonzept nach den Vorgaben des Regierungspräsidiums (RP)“ zu erstellen. Dieses ist die Voraussetzung für potenzielle Maßnahmen wie eine ganztägige Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30, welche das RP im Sommer 2017 wegen eines fehlenden Konzepts wieder einkassiert hatte.

Ein Jahr nach der Aufforderung des Gemeinderats hat sich an der Verkehrssituation auf den ersten Blick nichts verändert – kein Wunder also, dass die BI erneut aktiv wird. „Wir laden alle Fraktionen des Gemeinderats sowie Bürgermeister Jens Geiß für Montag, 22. Oktober, um 20 Uhr zu einem öffentlichen Gespräch ein, um den aktuellen Stand zu erfahren und zu diskutieren“, erklärt BI-Vorsitzender Dr. Michael Stuzmann auf Nachfrage. Die BI wolle weiterhin das Gespräch suchen und alle Beteiligten an einen Tisch bringen, auch wenn die bisherigen Bemühungen bislang vergeblich gewesen seien.

Bürgermeister Jens Geiß beschwichtigt. „Auch wenn es immer wieder den Vorwurf an uns als Verwaltung gibt, dass wir untätig seien: Wir sind an dem Problem dran. Nur benötigen derartige Themen eben ihre Zeit, weil es viele juristische und bürokratische Details zu beachten gilt“, fasst er seine Sicht zusammen. Und verkündet dann prompt aktuelle Neuigkeiten: Die Gemeinde schafft sich ein eigenes mobiles Gerät für Geschwindigkeitskontrollen an. „In der nicht-öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am kommenden Dienstag werde ich den Ratsmitgliedern die Details erläutern“, so Geiß. In der öffentlichen Sitzung im November soll dann nach dem Zeitplan des Bürgermeisters der Beschluss fallen und das Gerät bestellt werden. Geiß rechnet mit einer Lieferzeit von mehreren Wochen, so dass wohl ab Anfang kommenden Jahres die ersten teuren Fotos geschossen werden könnten.

Langfristig günstiger

„Wir werden das Gerät nicht ausschließlich, aber in besonderem Maße in der Heidelberger Straße einsetzen“, kündigt Geiß an. Damit sei der von der BI geforderte stationäre Blitzer jedoch aus seiner Sicht vom Tisch. „Mit einem mobilen Blitzer müssen Verkehrsteilnehmer permanent und an verschiedenen Orten rechnen – und fahren vermutlich grundsätzlich angepasster, was unser Ziel sein muss“, so Geiß. Mit dem Gerät soll es ab nächstem Jahr deutlich mehr Kontrollen geben. Bislang habe die Gemeinde nur zweimal im Monat Messungen durchgeführt und dafür immer ein Gerät leihen müssen. Der Kauf eines rund 50 000 Euro teuren Gerätes soll daher langfristig günstiger sein. „Wir wollen damit aber kein zusätzliches Geld verdienen, sondern höchstens unsere neuen Ausgaben für die Technik und das zusätzliche Personal decken – ein mobiler Blitzer benötigt immer einen Mitarbeiter vor Ort“, greift Geiß möglicher Kritik vor.

Zusätzlich zur Anschaffung des Messgeräts hat die Gemeinde vor rund einem Monat zwei Hindernisse in dem Teil der Heidelberger Straße aufstellen lassen, in dem seit Aufhebung durch das RP wieder dauerhaft mit Tempo 50 gefahren werden darf. „Das hat uns zwar sofort Kritik von Autofahrern eingebracht, aber wir sehen das als sinnvolle Maßnahme zur Verkehrsberuhigung an“, sagt Geiß. Auch beim zentralen Punkt – dem notwendigen Verkehrskonzept – gibt es laut Jens Geiß Fortschritte. Ein Stadtplanungsbüro aus Karlsruhe habe bereits im Sommer den Auftrag dazu erhalten. „Das Thema ist aber eben sehr komplex, weil es um ein Entwicklungskonzept für das gesamte Gemeindegebiet gehen soll. Dafür müssen die Messungen der Verkehrsströme und zahlreiche weitere Faktoren einberechnet werden“, sagt Geiß.

Ausreichend Platz

Erst dann könne auch über das Thema Verkehrskreisel gesprochen werden. Am Ortseingang aus Richtung Hardtwaldsiedlung – wo die Heidelberger als Mannheimer Straße weiterführt – mache ein solcher Sinn, findet Geiß: „Hier ist ausreichend Platz vorhanden, wobei wir auch an dieser Stelle auf Teile eines Privatgrundstücks zugreifen müssten.“ Die Gespräche mit der Eigentümergemeinschaft liefen bereits – wobei rund 50 Parteien beteiligt seien, die alle zustimmen müssten. Ein Kreisverkehr mitten im Ort an der Kreuzung Heidelberger Straße und Fohlenweide/Robert-Koch-Straße – wie von der BI vorgeschlagen – sei hingegen nicht machbar. „Wir haben das bei der letzten Verkehrstagefahrt mit der Polizei und anderen Behörden angesprochen und nur Absagen erhalten, weil es hier zu eng ist“, sagt Geiß.

Am Ortseingang aus Richtung Plankstadt sei viel Platz vorhanden. Doch hier sieht Bürgermeister Geiß andere Probleme. So gebe es im Bereich Scheffelstraße eines der letzten möglichen Baugebiete der Gemeinde, deren zukünftige Bewohner miteinbezogen werden müssten. Noch wichtiger sei aber das Schwetzinger Pfaudler-Areal, in dem zahlreiche Wohnungen entstehen. „Wenn dann die neuen Einwohner von dort in Richtung B 535 fahren wollen, würden sie durch ihre Masse in einem Kreisverkehr die Strecke aus und nach Oftersheim de facto blockieren, was nicht unser Ziel sein kann“, so Geiß. „Ich kann mir an dieser Stelle deshalb eher eine weitere Ampel vorstellen.“

Mit einem ersten, „groben“ Zwischenergebnis des Konzepts rechnet Geiß bis Ende des Jahres: „Ab dann können wir seriös über das Thema diskutieren.“ Aus diesem Grund erwartet er nicht sehr viel von der Gesprächsrunde der BI – auch wenn er im Gespräch mit unserer Zeitung sein Kommen zusagt.

Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Oftersheim

Oftersheim: Weiter Diskussionen um Verkehrsbelastung in Heidelberger Straße

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Öffentliche Diskussion der BI

Die BI Wohnen und Verkehr lädt zum öffentlichen Gespräch mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und der Verwaltung am Montag, 22. Oktober, um 20 Uhr, in die Gaststätte „Mamma Rosa“, Odenwaldring 2, Schwetzingen (Tennisclub Blau-Weiß) ein.

Interessierte Bürger sind willkommen. beju

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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