Oftersheim. Ein Bürojob, aber mit viel Praxisbezug: Das war Paul Mähringer wichtig, als er sich für eine Azubistelle als Technischer Produktdesigner entschied. Jetzt steht der 24-jährige Oftersheimer kurz vor seinen Abschlussprüfungen, während er Anfang November bereits den Titel als deutscher Meister in der Disziplin „Mechanical Engineering CAD“ errungen hat. CAD steht für „Computer aided design“, also computergestütztes Design. Dies bedeutet die Erstellung von zwei- und dreidimensionalen Bildern und Animationen mithilfe einer spezieller Software.
„Sowohl bei meiner Ausbildung als auch beim Wettbewerb „World-Skills Germany“ geht es in erster Linie um die komplexe Anwendung von Computerprogrammen. Damit erstelle ich 3D-Modelle und digitale Zeichnungen für Baugruppen und Fertigungen in der Industrie und im Handwerk. Mein Schwerpunkt ist dabei die Konstruktion von Maschinen und Produktionsanlagen“, erklärt Mähringer seine nicht ganz alltägliche Arbeit. WorldSkills Germany ist ein Wettbewerb für Lehrberufe, der Talenten eine einzigartige Bühne bietet, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und weiterzuentwickeln.
Paul Mähringer ist in Oftersheim und der Region tief verwurzelt
Die Begeisterung fürs Konstruieren zeigte sich bei ihm schon früh. Dabei ist Paul Mähringer in Oftersheim und der Region tief verwurzelt. Nach dem Kindergarten und der Grundschulzeit an der Friedrich-Ebert-Schule besuchte er in Schwetzingen zunächst das Hebel-Gymnasium und später die Ehrhart-Schott-Schule. „Das Technische war einfach immer schon mein Ding, deshalb war das Technische Gymnasium genau das Richtige für mich. Dort hatten wir außerdem Unterricht mit 3D-Druckern und CAD-Programmen, das hat meinen weiteren Weg vorbereitet“, erinnert sich Mähringer gerne zurück.
Für die weitere Ausbildung wählte er schließlich das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – denn dabei handle es sich nicht nur um eine Technische Universität des Landes Baden-Württemberg und ein nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft, sondern auch um einen großen Ausbildungsbetrieb. „Pro Jahr werden dort etwa 100 neue Azubis angenommen, die unterschiedliche Bereiche durchlaufen. Neben dem regulären Unterricht an einer Berufsschule gibt es nach der Zwischenprüfung einen praktischen Teil in einem der zahlreichen Institute der Uni – und dort können wir Azubis sogar eigene Projekte umsetzen“, schwärmt er.
Auch ansonsten sei dort die Unterstützung sehr gut, weil schlicht mehr Kapazitäten als in vielen privatwirtschaftlichen Betrieben vorhanden seien. Im vergangenen Sommer konnte er beispielsweise ein Auslandspraktikum in Griechenland absolvieren. Er arbeitete in einem kleinen Betrieb auf der Insel Kreta, sodass er neben vielen Eindrücken für seine Arbeit auch Land und Leute kennenlernen konnte. „Das war alles neu für mich und dazu noch auf Englisch, aber es hat zum Glück super geklappt. Dank des Erasmus-Programms der EU, das nicht nur Studenten, sondern auch Azubis fördert, konnte ich dort viele wichtige Erfahrungen sammeln“, erzählt der Oftersheimer.
Idee zur Teilnahme des Oftersheimers kam von den Ausbildungsleitern des KIT
Auch die Idee zur Teilnahme an den deutschen Meisterschaften kam von den Ausbildungsleitern des KIT. Gleich fünf ihrer Azubis machten sich in Paul Mähringers Disziplin Anfang November auf den Weg. Austragungsort der Wettbewerbe war die innovative Demonstrationsfabrik in Siegen. Über drei intensive Tage hinweg stellten sie ihr ganzes Können unter Beweis und bewältigten herausfordernde Aufgaben.
Zu Beginn sollten kleinere Baugruppen erstellt und spezielle Änderungen vorgenommen werden. „Das war schon sehr anspruchsvoll gestaltet, weshalb wir alle anfangs gar kein sonderlich gutes Gefühl hatten. Am zweiten Tag ging es dann aber um den Aufbau eines Autosimulators. Dabei haben wir bewusst zu wenig Zeit bekommen, damit wir unsere Improvisationskünste zeigen konnten – und das hat bei mir wirklich gut geklappt“, erzählt Mähringer.
Nachdem der dritte Wettkampftag das Nachmodellieren eines 3D-Scans beinhaltete, konnte der Oftersheimer den Vorsprung zu seinen Konkurrenten ausbauen. Am Ende gab es nicht nur verdient den Titel, sondern auch die Qualifikation für die Europameisterschaft „Euro-Skills“ im kommenden Jahr in Dänemark.
Oftersheimer Paul Mähringer möchte sein Berufsfeld sichtbarer machen
Gleichzeitig ging es Mähringer bei der Veranstaltung um den Spaß und das Sichtbarmachen seines Berufsfeldes. „Mir ist es wichtig, anderen die Vielfalt unserer Arbeit zu zeigen: Wir sitzen zwar viel am Computer und arbeiten oft an mehreren Bildschirmen gleichzeitig, aber wir gehen auch in die Produktion und begutachten die fertigen Ergebnisse in der Praxis. Denn trotz aller Technik ist es wichtig, dass man als Entwickler ein richtiges Gefühl für die Produkte bekommt. Nur so kann man sie optimieren und selbst immer besser werden“, betont Paul Mähringer.
Nach seinem Erfolg bei der deutschen Meisterschaft geht es für ihn nun sowohl beruflich als auch privat in hoher Taktzahl weiter. So starten im Dezember seine Abschlussprüfungen, für die er ein halbes Jahr lang unter anderem ein umfangreiches eigenes Projekt umsetzen und dokumentieren muss. Außerdem ist er gerade mit seiner Familie vorübergehend nach Heidelberg gezogen. Das Haus seiner Eltern gehört nämlich zum Quartier Dietzengässel am Josefshaus und wird für das dortige Sanierungsprojekt abgerissen. In etwa zwei Jahren soll es dann für die gesamte Familie wieder zurück in die angestammte Hardtgemeinde gehen, wenn der Neubau am alten Standort fertig ist.
„Ich bin mit Oftersheim eng verbunden, habe hier viele Freunde, spiele im TSV Badminton und kann mir gut vorstellen, dauerhaft hierzubleiben“, sagt Paul Mähringer. Wie genau es beruflich ab nächstem Sommer weitergeht, lässt der 24-Jährige ganz entspannt auf sich zukommen. „Die Jobaussichten sind sehr gut, sowohl bei großen als auch bei kleinen Betrieben. Da wird sich sicherlich etwas in der Region finden lassen.“ Mit dem deutschen Meistertitel im Gepäck dürfte das sicherlich in der Tat kein Problem darstellen.
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