Heimat- und Kulturkreis

Oftersheimer Heimat- und Kulturkreis sucht Archivar

Zwei Buchbestände sollen zusammengeführt werden – dafür wird ein ehrenamtlicher Archivar gesucht

Von 
Marco Montalbano
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Oftersheim. In einer Zeit der voranschreitenden Digitalisierung und der E-Books mag so manchem ein Buch anachronistisch vorkommen, nicht mehr zeitgemäß. Doch für andere, teils auch jüngere Menschen gibt es nichts Schöneres, als in den Seiten eines jener alten Druckerzeugnisse zu blättern, genussvoll zu lesen und die unvergleichliche Haptik zu genießen.

Steigern lässt sich dieser Eindruck noch, indem man ein historisches Werk zur Hand nimmt, aus einem anderen Abschnitt der Weltgeschichte, einer vergangenen Epoche wie die der Nachkriegszeit, den dunklen Jahren des „Dritten Reichs“ oder aus dem vorletzten Jahrhundert. Viele Kisten mit solchen Schätzen warten nun beim Heimat- und Kulturkreis (Huko) in der Mannheimer Straße 59 darauf, von erfahrener Kennerhand durchgesehen, katalogisiert und schließlich archiviert zu werden.

Denn zu den Büchern zur Orts- und Regionalgeschichte, die aus mal kleineren, mal größeren Privatbibliotheken zum Huko gelangt sind, kommen nun solche aus dem Rathaus. Auch dort ist, begründet vom damaligen Bürgermeister Karl Frei und erweitert durch seine Nachfolger Siegwald Kehder und Helmut Baust, eine stattliche Sammlung entstanden. Nun wurde diese aus Platzgründen aufgelöst und soll mit dem Bestand des Huko zusammengeführt werden.

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zg
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„Sehen Sie, hier ist alles schon bereit“, sagen Dieter Burkard und Gerhard Frei, der Huko-Vorsitzende und sein Stellvertreter, gemeinsam und zeigen auf einen (noch) fast leeren, geräumigen Wandschrank im Verwaltungsraum des Vereins, der sich ganz der Bewahrung der Orts- und Regionalgeschichte verschrieben hat.

Sie arbeiten kontinuierlich daran, dieses anschaulich darzustellen und dieses Wissen Jung und Alt auf spannende Weise zu vermitteln. Nachdem die Sammlung im Rathaus aufgelöst wurde, ist sie zur Erfassung und Archivierung in Kartons in einen Lagerraum beim Huko gebracht worden. Diese lagern dort immer noch, ihnen gegenüber mindestens genauso viele Kisten mit eigenen Büchern aus Schenkungen. Neben einem Jahresheft „Badische Heimat“ aus dem Jahr 1927 liegt aufgeschlagen ein Werk mit dem vielsagenden Titel „Krieg und Sieg“ über die Jahre 1870 und 1871. Solche und ähnliche Schätze sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und Basis für Recherchen rund um die Historie des Ortes und der Gegend sein.

Vereinigung kann dauern

Burkard und Frei, beide ehemalige Geschichtslehrer, wissen genau, wovon sie sprechen. Fast zärtlich nimmt der erste Vorsitzende eines der Bücher in seine Hände und betrachtet es mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Sorge. Denn der Weg zur vereinigten Bücherei dürfte noch etwas länger sein. Doch dann überwiegt die Zuversicht.

„Es ist eine recht anspruchsvolle Aufgabe, alles präzise zu erfassen. Aber es ist auch eine sehr spannende. Wie eine kontinuierliche Schatzsuche, auf die man sich begibt – und fündig wird man andauernd“, sagt Dieter Burkard mit einem Augenzwinkern und ergänzt: „Es wäre daher gut, wenn sich jemand melden würde, der schon etwas Erfahrung im Bibliothekswesen hat.“ Sein Vorstandskollege Gerhard Frei ergänzt: „Ganz bei Null müsste die Archivarin oder der Archivar aber nicht anfangen, denn eine Reihe von Titeln wurden schon katalogisiert.“ Spürbar ist, wie Frei das Projekt besonders am Herzen liegt. Kein Wunder, war es doch sein Vater Karl, als erster Bürger von Oftersheim, der mit dem Aufbau einer Sammlung im Rathaus dort den Stein ins Rollen brachte.

Bald Außenstelle?

Wo die neue Bibliothek mit ihren zahlreichen historischen Werken letztlich dann zugänglich sein wird, ist noch nicht ganz klar. Denn eigentlich seien die Bücher nur zur Katalogisierung da und sollten – so der ursprüngliche Gedanke – in den Bestand der Bücherei einfließen. Nicht, wenn es nach den beiden Huko-Vorsitzenden geht, die gute Argumente vorbringen können: „Es gibt nur ein juristisches Problem mit dem Archivrecht. Das ließe sich aber umgehen, wenn es möglich sein sollte, hier eine Außenstelle der Bücherei entstehen zu lassen. Möglich wäre auch, die Titel online auffindbar zu machen, indem sie nach der Katalogisierung auch über die Recherchefunktion im Internet der Bücherei zu finden sind. Natürlich müssten sie dazu eingepflegt werden.“

Passend wäre der Aufbewahrungsort beim Huko allemal. Schließlich sei dort nicht nur das Gemeindemuseum, sondern es würde auch Recherchearbeit betrieben. Wer an dem Archivprojekt mitarbeiten möchte, am besten mit Vorkenntnissen, kann sich beim HuKo melden.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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