Oftersheim. Wenn in Ofdasche der Duft von gebrannten Mandeln, Bratwurst und frischem Fassbier in der Luft liegt, dann weiß jeder: es is widder Kerwe! Vier Tage lang steht die Gemeinde Kopf – und mittendrin die acht unerschütterlichen Ofdascha Kerweborscht. Seit dem letzten Jahr sind sie in dieser Formation unterwegs, eine eingeschworene Truppe, die man getrost als „Boyband des Brauchtums“ bezeichnen könnte – nur mit mehr Livemusik und weniger Playback.
Eine feste Aufgabenverteilung? Fehlanzeige! Hier wird Demokratie noch gelebt – alles wird bei den regelmäßigen Zusammenkünften beschlossen, bei denen Alterspräsident Helmut Spieß mit stoischer Ruhe den Überblick behält. Wenn‘s ums Singen geht, legt sich Roland Munk besonders ins Zeug, Roger Hillengaß sorgt mit seiner Quetschkommod‘ für Stimmung, während Jens Geiß mit der Deifelsgeig‘ den Rhythmus vorgibt – quasi die Schlagzeugabteilung der Herzen. Armin Wolf ist – ganz offiziell – der Pressesprecher der Truppe, inoffiziell aber eher das Sprachrohr, das auch ohne Mikrofon jeder hört.
Oftersheimer Kerweborscht leben Brauchtum mit Humor und Herzblut
Die Kerweschlumpel, das tragische und doch so geliebte Symbol der Kerwe, wird von den Damen des Heimat- und Kulturkreises mit viel Hingabe hergerichtet. Wie sie dieses Jahr heißt? Das bleibt bis zur Eröffnung streng geheim! Sicher ist nur: Sie wird wieder prächtig ausschauen – und am Ende, wie es sich gehört, feierlich (und tränenreich) zu Grabe getragen.
Einer der Neuzugänge von 2024, Achim Mairle, bringt wieder frischen Wind in die Truppe und hat gleich zwei neue Lieder gedichtet – ganz nach dem Motto: Wer singt, sündigt nicht. Die Terminplanung liegt in den bewährten Händen von Manfred Müller, der dafür sorgt, dass kein Wirtshaus, kein Vereinsheim und auch nicht das ASB-Heim auf der „Tour der Leiden“ vergessen wird. Am Samstag und Sonntag ziehen die Borscht durch die Gemeinde, am Montag stehen noch das Demenzcafé der evangelischen Kirche und das Seniorencafé im Siegwald-Kehder-Haus auf dem Plan – echte Kondition ist gefragt!
Doch egal, wo sie auftauchen, die Stimmung ist immer bestens. „Wir sind halt alte Hasen im Showgeschäft“, sagt Armin Wolf und grinst. Kein Wunder: Die Kerweborscht brauchen keine Bühne – sie sind die Bühne. Und wenn der junge Kerwekaplan Ingo Paul bei der Beerdigung der Kerweschlumpel am Kerwedienstag seine launige Predigt hält, fließt nicht nur das Bier, sondern auch das ein oder andere Tränchen. Und danach? Nun ja – dann beginnt die schwerste Phase: die Zeit nach der Kerwe. Aber wie die Borscht sagen: „Ein, zwei Trauerbiere – dann simmer widder die Alte.“
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