Bürgermeisterwahl

Seniorennachmittag mit Bürgermeisterkandidat Pascal Seidel in Oftersheim

27 Senioren sind mit Bürgermeisterkandidat Pascal Seidel ins Gespräch bekommen und sprachen mit ihm über dringende Themen der Gemeinde.

Von 
Joachim Klaehn
Lesedauer: 
Zweieinhalbstündiger Austausch im Gemeindesaal der evangelischen Kirche: Bürgermeisterkandidat Pascal Seidel schenkt hier einigen Seniorinnen aus dem Siegwald-Kehder-Haus Gehör und geht auf deren Bedürfnisse ein. Beide Seiten zeigen sich nach 150 Minuten Dialog zufrieden über die erhaltenen Informationen. © Lenhardt

Oftersheim. Es war seine Veranstaltung, er hatte eingeladen und privat bei der evangelischen Kirche den schönen, hellen und großräumigen Gemeindesaal angemietet. Kandidat Pascal Seidel ist gut zehn Tage vor der Bürgermeisterwahl mitten im Wahlkampfmodus. Nicht vorlaut, nicht abgehoben und schon gar nicht aggressiv gegen seine beiden Mitbewerber Jens Geiß und Samuel Speitelsbach, sondern bodenständig, analytisch und sachlich, wie es seine Art ist. „Pascal, jetzt musst Du Gas geben“, sagt ein netter Herr und da muss Seidel beim intensiven Austausch mit der älteren Generation schmunzeln.

27 Senioren sind am Mittwochnachmittag der Einladung gefolgt. „Kommen Sie mit mir ins Gespräch“ lautet die Devise des Ordnungsamtsleiters der Stadt Schwetzingen. Und trotz Kaffee, Wasser, Apfelsaftschorle und zig Kuchensorten auf dem liebevoll hergerichteten Büfett lässt sich die „Generation 60 plus“ nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Sie fragen den Lokalmatador Löcher in den Bauch, geben ihm Hinweise zu den verschiedensten und aus ihrer Warte dringendsten Themen der Gemeinde und schrecken auch vor kniffligen Aspekten nicht zurück. „In die Gemeinde muss frischer Wind rein“, wird ein sportlich gekleideter Mann emotional, „mit diesem Zug können wir nicht mehr weiterfahren. Nach dem Ortsmittefest sollten die Bürger endlich ihr Hirn einschalten“.

Wahlhelfer zur Bürgermeisterwahl in Oftersheim



21 Thesen zur Wahl: Vergleichen Sie Ihre Positionen mit denen der Kandidaten. Mit unserem digitalen Programm können Sie überprüfen, welcher der Kandidaten Ihre Interessen am stärksten vertritt.

Hier geht's zum Wahlhelfer.

Der Bewohner, seit rund 20 Jahren ortsansässig, kritisiert den Hype ums diesjährige Fest. Nicht einmal 24 Stunden später habe er sich im Rathausgebäude wegen bürokratischer Hürden und seltsamen Terminvergaben „gegängelt“ gefühlt. „Das kann nicht sein – ein Rathaus ist ein öffentliches Gebäude“, motzt er und sieht darin ein Serviceproblem, was viele der anderen Gäste, in der Mehrzahl Frauen, facettenreich bestätigen. Die höchste Behörde der Gemeinde kommt nicht gut weg. Fast jeder erzählt eine Anekdote zu brisanteren Sachen wie Raserei in den Tempo-30-Zonen, Parkplatzproblemen, heruntergekommener Grünflächen, konkreten Alltagshürden im Seniorenheim, Hundekot, zu wenige und schlampig behandelte Radwege, lästige Barrieren rund um die eigenen vier Wände oder draußen vor der Wohnungstür.

Seidel bleibt, an diesem Tag massiv verstärkt durch den Familientross und das insgesamt 14-köpfige Helferteam, bei seinem eingeschlagenen Kurs. Zwei Leitsätze seien ihm besonders wichtig, erklärt er in seiner siebenminütigen Begrüßungsrede, die zweifellos ein kleiner Vorgeschmack für die Kandidatenvorstellung am Montag, 12. September, ist: „Erstens: Der Mensch steht immer im Mittelpunkt und ich versuche zweitens Teil einer Lösung und nicht des Problems zu sein.“

Warum Seidel Bürgermeister werden will, beantwortet er vor den Senioren gleich mit. „Ich strebe dieses Amt mit tiefer Überzeugung und innerer Verbundenheit an. Da ich nicht nur in unserer Gemeinde aufgewachsen bin, sondern mit meiner Familie hier sehr gerne lebe.“ Herz und Leidenschaft sind mit seiner Heimatgemeinde gekoppelt, so seine persönliche Koalition.

Nach zweieinhalb Stunden Fragen, Diskussion und Konversation sind der mitschreibende Kandidat wie auch potenziellen Wähler leicht erschöpft, aber auch zufrieden. „Das war wirklich ein interessanter, sehr schöner Nachmittag“, sagt eine Dame der Senioreneinrichtung Siegwald-Kehder-Haus beim Hinausgehen. Die dortigen Bewohner stellen rund ein Drittel der Gästeschar. Sie sprechen ihr Malheur mit teilweise fehlender Dusche, hausinternen Hindernissen in Hausgängen und im Kellerbereich sowie technischer Defekte und mangelhafter Wartung des Kehder-Hauses offen an. Seidel notiert fleißig, nimmt die Bedürfnisse der Teilnehmer mit und diese spürbar ernst.

Geballte Familienpower: Noah Seidel (v. l.), Phil Seidel, Bettina Seidel, Rainer Spiegel, Birgit Spiegel, Doris Polifka, Gisela Seidel, Wolfgang Polifka, Elisabeth Windisch-Heil, Roland Seidel, Pascal Seidel, Mia Seidel, Alexandra Seidel und Felix Seidel. © Norbert Lenhardt

„Für mich war die Veranstaltung durchweg positiv“, bilanziert Pascal Seidel, „und ich habe den Eindruck, auch der Austausch untereinander hat den Senioren gutgetan. Ich habe den hohen Redebedarf gespürt. Gerade bei den Leuten aus dem Kehder-Haus. Sie möchten einfach gehört und mitgenommen werden.“ Für Seidel hat sich das Format eines „Seniorentreffs“ bewährt.

Keine Kollegenschelte

Zum Dialog zählt die Stellungnahme des Gemeinderates von Ende Juli gegen den amtierenden Bürgermeister. Hier hält sich Kontrahent Seidel bewusst zurück – damit habe er nichts zu tun. Kollegenschelte ist ihm fremd, dazu will er sich in diesem Kontext nicht hinreißen lassen.

Seidel versucht es realistisch einzuordnen, wenngleich der Gemeinderat die Stimme erhoben und vor eineinhalb Monaten ein Votum abgegeben hat. „Es sind nur 22 Stimmen von nominell 9565 Wahlberechtigten“, hält er diesbezüglich den Ball flach.

„Geiß oder Seidel?“ – am 18. September die entscheidende Frage. Seidel hofft, dass möglichst viele ihr Kreuz setzen. „Wir laufen ins Wahllokal, solange es noch geht“, sagt eine Seniorin humorvoll. Die Sitznachbarn lachen sich dabei schlapp.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung