Oftersheim. Kontinuierliche Arbeit zahlt sich stets aus. Das gilt hundertprozentig für das Oftersheimer Jugendzentrum – in der Kurzform „s’Juz“ genannt –, das in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen feiern wird. Eine Aktionswoche mit diversen Programmpunkten ist für Anfang Oktober geplant, um das bevorstehende Jubiläum gebührend und passgenau zu feiern.
„Es ist nicht so einfach, die richtigen Künstler dafür zu gewinnen“, sagt Sebastian Längerer, der dank seiner nunmehr 21-jährigen Zugehörigkeit zum Jugendzentrum auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückblicken kann. Der 48-jährige Erziehungswissenschaftler und Hausleiter bildet gemeinsam mit Eva Leibig (30, Studium der Erziehungswissenschaft und Soziologie) als Stellvertreterin das Kernteam im operativen, abwechslungsreichen Geschäft.
Die Eindrücke beim Betreten des Gebäudes sowie des umliegenden Geländes sind vielfältig. Das Juz befindet sich in der Ortsmitte, unter einem Dach mit der Gemeindebücherei und dem einstigen Internettreff, das in nächster Zeit zu einem modernen Medienlabor werden soll, in der Mannheimer Straße 67. Die Umgebung ist exakt so, wie man sich einen Anlaufpunkt und eine zweite Heimat für Kinder, Teenies, Jugendliche und junge Erwachsene (bis maximal 21 Jahre) vorstellt. Alles ist zweckmäßig und teilweise „echt cool“ eingerichtet, wie die Gelegenheitsbewohner sagen würden. Die Küche mit Theke und Barhockern strahlt Gemütlichkeit aus, Lern- und Bastelräume sowie der Werkraum versprühen Arbeitsatmosphäre, an den Wänden hängt so mancher verborgene Schatz wie Pokalvitrine, alte Schallplatte, Kassette und selbst hergestellter Bumerang.
Das Herzstück bildet ohne Wenn und Aber das Jugendcafé. Ein zeitgemäßer Ort mit leicht marodem Charme, durchaus auch für etwaige Hinwendung zur „ewigen“ Jugend gedacht, mit klassischen Elementen wie Tischtennisplatte, Billard, Tischkicker und Thekenbereich – sowie eine separate kleinere Räumlichkeit mit einer professionellen Licht- und Soundanlage. In diesem Bereich haben schon unzählige Partys und Konzerte stattgefunden. Punktuelle Ausschnitte davon hängen als kleinere Poster und Zeitdokumente an einer Seitenwand.
Graffiti von Michael Vogt
Unweigerlich wandert der Blick zur leicht erhöhten Bühne mit grauen Sofaelementen, auf die großen Boxen und Scheinwerferelemente und auf ein knalliges Wandgemälde, das vom Heidelberger Graffiti- und Street-Art-Künstler Michael Vogt gesprayt und gemalt wurde. Vogt hat das Werk an der Seitenwand mit einem Datum versehen – 16.4.2009. In aufgebrochenen Blautönen wirkt der Schriftzug „s’Juz“ als Manifest.
Etwas steril wirkt hingegen nur ein weiterer Nebenraum: Hier war bis Sommer 2020 das Spielzimmer des E-Sports Rhein-Neckar unter der Regie des TSV Oftersheim, ehe es die Gamer ins Leistungszentrum nach Mannheim in einen großflächigen „Saal“ zog. Hier soll in naher Zukunft ein Medienlabor entstehen und noch in diesem Jahr eingeweiht werden.
„Wir machen als Einrichtung klassische offene Jugendarbeit“, erzählen Sebastian Längerer und Eva Leibig beim Besuch der Schwetzinger Zeitung unisono, „das fängt bei Grundschülern an und hört in der Regel bei 18-/19-Jährigen auf.“
Der heutige Weitsprung-Weltstar und die bekannteste Oftersheimerin Malaika Mihambo (28) war zu ihrer Jugendzeit bei Angeboten des Jugendzentrums zu Gast. Wie viele andere auch, die erwachsen sind und selbst Familien gegründet haben.
Im Wesentlichen bestehen die bunten Aktivitäten des Juz aus einem Drei-Säulen-Modell. Diese setzen sich aus Veranstaltungsformaten, einem festen Wochenprogramm für unterschiedliche Alters- und Benutzergruppen (zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung) sowie aus verschiedenen AGs (Gitarre, Backen, Naschkatzen, Werken et cetera) zusammen. Früher gab’s noch das beliebte Kinderkino, doch dies ist der Kontrollinstanz GEMA und deren mitunter schwer nachvollziehbarer Regularien „zum Opfer gefallen“, wie es Sebastian Längerer mit Bedauern auf den Punkt bringt.
Insgesamt sind Kinder, Teenies und Jugendliche, Betreuer, Gemeindeverantwortliche, Vorstand und der bereits 1975 gegründete Trägerverein „Jugendzentrum in Selbstverwaltung Oftersheim e.V.“ guter Dinge, dass sich das Juz nach zwangsläufig eher ruhigen Pandemiezeiten wieder berappelt und zuversichtlich in die Zukunft blicken darf.
Anmeldung erstmals online
Wenngleich strukturelle und personelle Veränderung im Herbst in den Gremien anstehen, die nächsten Termine und Meilensteine sind gesetzt. Am 23./24. Juli wird man beim Ortsmittefest innerhalb des Kinder- und Jugendtages stark engagiert sein. Kurz danach startet das Sommerferienprogramm. Die Anmeldungen dafür, die 2022 erstmals online durchgeführt werden können, laufen prima. „Wir freuen uns, dass sich Stand jetzt bereits rund 160 Kinder und Jugendliche angemeldet haben“, konstatiert Eva Leibig. Bis 30. Juni läuft der Anmeldeschluss – im vergangenen Jahr landete das Juz letztlich bei 234 Teilnehmern.
Diesmal ist ein „Revival des Abenteuerlagers“ (Längerer) vorgesehen. Mit Spielen, Grillen, Nachtwanderung und Übernachtung in Zelten vom 28. auf den 29. Juli. „Das gab es seit fünf Jahren nicht mehr. Wir haben früher mit den Pfadfindern kooperiert. Diesmal muss Mamas und Papas Zelt herhalten“, sagt Sebastian Längerer grinsend. Kein Zweifel: Action und gemeinsame Erlebnisse in der Gruppe sind persönlichkeitsbildend und erhöhen allseits die Sozialkompetenz.
Wichtiger denn je wird gerade in einer Institution wie dem Juz zudem der Sport. Zwei kleine Tore stehen hinterm Haus – doch Garten und vor allem benachbarte Spielwiese (fatalerweise als Hundewiese benutzt) sind in der Tat stark ausbaufähig. Bewegung ist förderungswürdig, diesbezüglich sind indes andere Entscheider auf kommunaler Ebene gefordert.
„Wenn hier zum ersten Mal Badminton oder Volleyball gespielt wird, ist alles okay“, so Eva Leibig optimistisch. Noch solche echt coolen Klassiker. Es gibt einfach viele Dinge, die sich über Jahrzehnte bewährt haben. „Evergreens“, die vom Reiz der Kontinuität leben.
Warum sollte dies in einem Jugendzentrum, das Generationen von Kindern und Jugendlichen erlebt, mitgenommen und auf ihrem jeweiligen Entwicklungsweg unterstützt hat und bald seit 40 Jahren existiert, anders sein!
Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de. Mehr Informationen zum Jugendzentrum Oftersheim unter www.juz-oftersheim.de
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-sjuz-in-oftersheim-besteht-seit-40-jahren-_arid,1967564.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html