Infrastruktur

Trinkwasserqualität in Oftersheim: Die wichtigsten Überwachungspunkte

Mit mehreren Messstellen wird in Oftersheim die Qualität des Grundwassers überwacht, das nicht nur die Anrainerkommunen, sondern auch Mannheim und Heidelberg versorgt.

Von 
Benjamin Jungbluth
Lesedauer: 
Direkt an der Oftersheimer Grillhütte unterhalb der Dünen weist der Zweckverband auf die Bedeutung des Trinkwasserschutzes hin - denn dieser Teil des Gemeindegebiets gehört zum Einzugsgebiet für das Wasserwerk Schwetzinger Hardt. © Benjamin Jungbluth

Oftersheim/Schwetzingen.. Wasser ist Leben – dieser Allgemeinplatz erfährt eine ganz neue Bedeutung, wenn man sich die komplexe Trinkwasserversorgung der Region näher anschaut. Dass Oftersheim dabei eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich unter anderem an der Grillhütte unterhalb der Dünen. Dort weist seit einiger Zeit ein Schild des Zweckverbands Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) gut sichtbar auf die Bedeutung des Naturschutzes hin. Einige Meter weiter wurden außerdem am Feldrand drei Betonsockel im Boden installiert, deren Bedeutung sich Spaziergängern wohl nicht sofort erschließt. Tatsächlich handelt es sich aber auch hier um einen wichtigen Beitrag zur Trinkwasserversorgung nicht nur der Hardtgemeinde, sondern der ganzen Region einschließlich Mannheims und Heidelbergs.

Die Oftersheimer Wasserqualität wird ständig überwacht

„Das sind Grundwassermessstellen, über die wir in drei unterschiedlich tiefen Grundwasserleitern die Qualität überwachen“, erklärt Bodo Kleinevoß, Technischer Geschäftsführer des Zweckverbands. Einmal jährlich werde hier eine Grundwasserprobe entnommen und auf die Parameter der Trinkwasserverordnung hin analysiert. Außerdem messen die Experten dauerhaft den Grundwasserstand mithilfe von Druckmesssonden in allen drei Leitern.

Ähnliche Einrichtungen können Passanten überall in der Region finden: Der ZWK betreibt in seinem Trinkwasserschutzgebiet ein großes Netz solcher Messstellen, um möglichst frühzeitig über Veränderungen der Wasserqualität informiert zu sein. „Dadurch sind wir in der Lage, mögliche Gefahren zu erkennen und entsprechend reagieren zu können. Da solche Messstellen altersbedingt erneuert werden müssen, kommen immer wieder welche hinzu. Denn je besser wir die Fläche unseres Einzugsgebiets abdecken, umso besser ist am Ende die Bewertungsmöglichkeit der Wasserqualität“, erklärt Bodo Kleinevoß.

Das Einzugsgebiet des ZWK – und damit auch das Trinkwasserschutzgebiet - liegt um das maßgebliche Wasserwerk Schwetzinger Hardt herum, allerdings nicht rein kreisförmig, sondern nach der Bodenbeschaffenheit ausgerichtet. Im Norden erstreckt es sich bis zur südlichen Gemarkungsgrenze von Ketsch, im Süden bis Reilingen. Im Westen grenzt es an Hockenheimer Gebiet und im Osten verläuft es in etwa entlang der A5.

Über diese drei unscheinbaren Messstellen ein paar Meter weiter können die Experten die Qualität des Grundwassers in verschiedenen Tiefen überwachen. © Benjamin Jungbluth

Innerhalb dieses Bereichs gelten gesetzliche Regeln, um das Trinkwasser zu schützen – in schönstem Amtsdeutsch zusammengefasst in der „Trinkwasserschutzgebietsverordnung“. Sie regelt, was insbesondere Landwirte und Betriebe, aber auch Bürger beachten müssen. Spaziergänger oder andere Waldbesucher, die an den entsprechenden Hinweisschildern des ZWK vorbeikommen, müssen dabei nach Aussage von Bodo Kleinevoß keine besonderen Regeln befolgen. Denn grundsätzlich geht es vor allem darum, dass im Schutzgebiet keine wassergefährdenden Stoffe in den Boden eindringen dürfen – zum Beispiel durch wilde Müll- oder gar Ölablagerungen. „Wenn Bürger so etwas entdecken, sollen sie es aber bitte umgehend melden“, betont Kleinevoß.

21 Brunnen fördern pro Tag bis zu 70.000 Kubikmeter Wasser

Denn die Bedeutung des Schutzgebietes ist weitaus größer, als viele Menschen in der Region wohl ahnen. Das Wasserwerk Schwetzinger Hardt verfügt inzwischen über 21 Brunnen, die sich auf fünf Flach-, vier Mitteltief- und zwölf Tiefbrunnen aufteilen. Pro Stunde werden dabei insgesamt rund 3000 Kubikmeter und pro Tag maximal 70.000 Kubikmeter gefördert. Die jährliche Abgabe liegt im Durchschnitt der letzten zehn Jahre bei rund elf Millionen Kubikmetern.

Davon geht der Großteil mit rund sieben bis acht Millionen nach Mannheim und Heidelberg. Beide Großstädte verfügen noch über weitere Einzugsgebiete, decken aber einen wichtigen Teil tatsächlich über das Areal ihrer südlichen Nachbarn ab. Die Mannheimer MVV, die für die Quadratestadt am ZWK beteiligt ist, bezieht zum Beispiel rund ein Fünftel ihres Trinkwassers von dort.

Mehr zum Thema

Hirschackerwald

Ehrenamtliche schleppen Holz aus Hirschackerwald

Veröffentlicht
Von
zg
Mehr erfahren
Katholische Kirchengemeinde

Sternsinger aus Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt sammeln Rekordsumme von über 40.000 Euro

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Doch auch andere Kommunen nutzen das Wasserwerk: Der Rest von drei bis vier Millionen Kubikmetern Trinkwasser pro Jahr geht an die weiteren Verbandsmitglieder Gemeinde Ketsch und Stadtwerke Schwetzingen. Über Letztere werden auch Oftersheim und Plankstadt mitbeliefert. Indirekt sind außerdem noch zwei weitere Kommunen am Wasser aus dem Hardtwald beteiligt: Brühl ist an das Mannheimer Trinkwassernetz angebunden, Eppelheim an das Heidelberger – und somit erhalten beide indirekt eine Belieferung aus dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt. Hockenheim, Neulußheim, Altlußheim und Reilingen sind hingegen nicht mit dem ZWK verbunden.

“Das am besten kontrollierte Lebensmittel ist Trinkwasser“

Ganz entscheidend für die Trinkwasserversorgung ist die gleichbleibend hohe Qualität. Der Technische Geschäftsführer des ZWK Bodo Kleinevoß verweist darauf, dass es sich um das „am besten kontrollierte Lebensmittel“ handeln würde – was wiederum den großen Aufwand und die vielen Messstellen in Oftersheim und der ganzen Region erklärt. Denn im Wasserwerk Schwetzinger Hardt wird ausschließlich Grundwasser gewonnen. Dieses entsteht vor allem durch die Versickerung von Regen und fließt in den Sand- und Kiesschichten des Oberrheingrabens bis zum Rhein.

Durch chemische, physikalische und biologische Prozesse wird es in der oberen, belebten Bodenzone auf natürliche Weise gereinigt. Das Schutzgebiet im Nahbereich des Wasserwerks soll entsprechend sicherstellen, dass dieser Prozess nicht beeinträchtigt wird. Für Oftersheim sieht der ZWK dabei keine (negativen) Besonderheiten – die Qualität des Grundwassers ist aus Sicht der Experten im gesamten Einzugsbereich tadellos.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke