Anwohnerbeschwerde

Und täglich grüßt das Verkehrsthema in Oftersheim

Günter Müller wirft der Verwaltung Halbherzigkeit in Sachen Beethovenstraße vor, derweil kontert Jens Geiß mit einer Messstatistik.

Von 
Joachim Klaehn
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Oftersheim.. Baustellen- und Verkehrsproblematiken sind sogenannte Evergreen-Themen. Die Inhalte bleiben sozusagen immer frisch – ohne Verfallsdatum. Und solange sich an der Belastungssymptomatik nichts Elementares ändert, dauern Unzufriedenheit und Unverständnis seitens der Betroffenen gegenüber behördlichen Vorgängen weiter an. „Über der Bahn“, wie das Oftersheimer unmittelbar an Schwetzingen angrenzende Gebiet umgangssprachlich heißt, ist die Aufregung konstant groß.

Eine Bürgerinitiative hatte sich Mitte Juli in der Beethovenstraße gegründet, eine Unterschriftensammlung mit 52 Unterzeichnern erreichte zum Ferienbeginn die Oftersheimer Verwaltungsspitze. Neben den Initiatoren Christine und Frank Laqua hatten sich Nachbarin Ulrike Schilling-Knebel und zuletzt Nachbar Günter Müller (wir berichteten) bei der Schwetzinger Zeitung gemeldet und auf die Missstände im „Musebrotviertel“ hingewiesen. Vor allem der frühere private Banker und Börsenhändler Müller lässt nicht locker und kritisiert die von Bürgermeister Jens Geiß offengelegte Geschwindigkeitsmessung vom 1. August. Diese sei über einen zusammengerechneten Zeitraum von dreieinhalb Stunden nicht repräsentativ gewesen. Zwischen 9 und 11 Uhr sowie 15.30 Uhr und 17 Uhr fließe zum einen nicht der Hauptverkehr, zum anderen befinde man sich mitten in der Urlaubszeit.

Vorhersehbare Situation

„Die Situation in dieser Anwohnerstraße war vorhersehbar“, moniert Günter Müller den Istzustand bezüglich der Umleitungsstrecke Beethovenstraße, „morgens wecken einen die Bagger und den ganzen Tag über ist man froh, wenn Tempo 30 einigermaßen von den vorbeirauschenden Fahrzeugen eingehalten wird. Es ist unzumutbar.“ Müller hatte bereits am 22. Oktober 2018 in einem Schreiben an Jens Geiß darum gebeten, „die Verkehrssituation in der Beethovenstraße zu verbessern“. Inzwischen unterstellt er Geiß, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat Desinteresse und eine „Hinhaltetaktik“. „Ich bin stark verärgert, wie man mit uns Bürgern umgeht. Das ist alles halbherzig“, so Müllers Sichtweise.

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Ihm mangelt es an Kommunikation und an Lösungsansätzen wie etwa verkehrsberuhigenden „Berliner Kissen“. Darüber hinaus weist er auf Schwetzinger Beispiele hin: die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Stundenkilometern in der Karlsruher Straße, überwacht durch einen Blitzer, oder die Schrittgeschwindigkeit in der Carl-Theodor-Straße, wo es häufig Kontrollen gebe. „Warum gelingt das in Schwetzingen – und in einer Anwohnerstraße in Oftersheim nicht“, fragt Günter Müller rhetorisch.

Im Oftersheimer Rathaus wird die Lage grundsätzlich anders bewertet. Man sei in permanentem Austausch mit dem zuständigen Mannheimer Polizeipräsidium, habe außer der Messung am 1. August eine Messstatistik des Temposys-Gerätes der Stadt Schwetzingen vorzuweisen, so Bürgermeister Jens Geiß auf Nachfrage dieser Zeitung. Daraus ergibt sich in einem Messzeitraum zwischen 26. Juli und 11. August: 52 198 Fahrzeuge haben die Stelle in der Bunsenstraße (Gemarkung Schwetzingen) passiert; davon wurde bei insgesamt 1001 eine Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt; die Überschreitungsquote von Tempo 30 lag bei 1,91 Prozent, die Höchstgeschwindigkeit bei 66 Stundenkilometern; 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer sind durchschnittlich 32 Stundenkilometer gefahren.

Die Zahlen der Schwetzinger

„Das sind die absoluten Zahlen. Das ist die Sachlage – das sind die Zahlen des Ordnungsamtes Schwetzingen“, konstatiert Jens Geiß, der die Emotionen der Anwohner versteht, aber ausdrücklich darum bittet, „die Diskussionen auf der sachlichen Ebene abzuhalten.“ Wichtig zu wissen, dass ein Temposys-Gerät anonymisiert arbeitet und als rein statistisches Messgerät eingesetzt wird. Ob es noch, wie von vielen Anwohnern der Beethovenstraße sehnlichst herbeigesehnt, zu einer temporären Reduzierung auf Tempo 20 komme, hängt von einer Vorgabe und Empfehlung des Polizeipräsidiums Mannheim ab. „Das ist noch offen“, erklärt Geiß, „das, was geht, machen wir natürlich im Interesse unserer Bewohner.“

Diese hoffen, dass zügig Bewegung in das unliebsame, täglich grüßende Verkehrsthema reinkommt. Und auch wenn es allenfalls ein schwacher Trost sein sollte: Den Menschen in den benachbarten Straßenzügen um die Hauptachse Mannheimer Straße und die Hauptausweichstrecke Beethovenstraße ergeht es nicht wesentlich anders.

Bleibt die Frage, warum nicht rechtzeitig vor Beginn der erforderlichen Bau- und Sanierungsarbeiten eine Bürgerinformationsveranstaltung stattfand. Die verteilten Handzettel an die Anwohner kamen zu spät und wirkten wie ein Tropfen auf den heißen Stein – inklusive eines begleitenden Verdampfungseffekts.

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