Oftersheim. Noch bis Montag, 13. Januar, lädt in den Fluren des Rathauses die sehenswerte Wanderausstellung „Kleindenkmale in unserer Region erfassen und erhalten“ während der üblichen Öffnungszeiten zum Besuch ein. Seit 2022 wurden verschiedenste Objekte dieser Denkmalkategorie im Rhein-Neckar-Kreis systematisch erfasst – übrigens als letztem Kreis in Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege.
Den Wert der Kleindenkmale zu erkennen und zu vermitteln, vor allem aber sie zu erhalten, das war das Ziel dieses landesweiten Projektes. Und die ausgewählten Beispiele in der jetzigen Ausstellung zeigen deren Vielfalt. Für die Oftersheimer Gemarkung hatten einzelne Mitglieder des Heimat- und Kulturkreises die Erfassung vorgenommen, und da die Ausstellung keine Objekte aus der Hardtgemeinde zeigt, sollen an dieser Stelle einige vorwiegend aus dem innerörtlichen Bereich vorgestellt werden.
Man geht oft täglich an ihnen vorbei, ohne sie näher zu beachten – oft in Unkenntnis über deren Herkunft und Geschichte. Dabei könnten sie selbst Geschichten erzählen, die teils Jahrhunderte zurückliegen, manchmal aber auch für Falschinterpretationen sorgen. So ist beispielsweise im Anwesen Mannheimer Straße 89 ein Schlussstein in einem Betontorbogen eingelassen mit der Jahreszahl „1778“. Dem unbedarften Betrachter wird suggeriert, der Stein sei aus einem entsprechend alten Vorgängergebäude an gleicher Stelle als Spolie übernommen worden. Tatsächlich hatte er ursprünglich seinen Platz am anderen Ende des alten Dorfes im einst stattlichen Bauerngehöft vom „Kubbers Wendl“ (Wendelin Koppert) in der Mannheimer Straße 19 – und zwar genau über dem Sandsteintorbogen des Stalltraktes auf der Seite zur Walldorfer Landstraße hin.
Dagegen wurden an anderer Stelle gleich zwei Türschlusssteine aus dem 18. Jahrhundert aus einem abgegangenen Bau in ein Wohnhaus am gleichen Ort übernommen. Die Rede ist von der ehemaligen Oftersheimer „Schlossmühle“, die 1748 nach Antrag der kurfürstlichen Hofkammer von der Sommerresidenz Schwetzingen aus dem Schlossbezirk Leimbach aufwärts nach Oftersheim verlegt wurde. Ihr erster Müller Johannes Worff errichtete dort einen imposanten zweigeschossigen Barockbau mit mächtigem Mansardendach, der 1946 teilweise einem Brand zum Opfer fiel und ab 1972 abgerissen wurde. Nichts erinnert heute mehr in der Mühlenstraße an das schlossartige Anwesen – außer den besagten Schlusssteinen mit Inschrift und Mühlenzunftzeichen.
Worff ließ den „Adler“ bauen
Mit dem Namen Johannes Worff verbinden sich noch mehr Denkmalobjekte, denn als katholischer Schultheiß errichtete er 1773 das spätere Gasthaus „Zum Adler“ an der heutigen Ecke Mannheimer-/Mozartstraße, ebenfalls ein mächtiger Barockbau mit einer „Hausmadonna“ in einer Nische im Obergeschoss. Diese Sandstein-Marienstatue mit Kind befindet sich heute in der Kirche St. Kilian – allerdings nur provisorisch aufgestellt. Sie soll voraussichtlich mal im Kirchgarten einen würdigen Platz finden. Vom 1965 abgerissenen „alde Addler“, den älteren Oftersheimern noch in lebhafter Erinnerung, ist zudem noch der barocke Türsturz mit Inschrift der Erbauer und der Jahreszahl „1773“ erhalten – er wurde vor Ort im Nebenzimmer der Gaststätte des Neubaus eingelassen, allerdings im Zuge des Pächterwechsels im letzten Jahr bei Renovierungsarbeiten wie der ganze Raum mit olivgrüner Farbe überstrichen.
Im alten Kirchhof sind bei der Christuskirche die Grabsteine von Johannes Worff und seiner ersten Frau Margaretha Elisabeth aufgestellt, gestorben 1780 und 1765. Die Grabinschrift Worff befindet sich auf der Rückseite und ist aufgrund der Steinplatzierung nur schlecht zu entziffern. Räumlich getrennt werden die Steine des Ehepaares durch jenen des einstigen Bürgermeisters und Stifters der ersten „Kleinkinderschule“ im Dorf, Peter Gieser, aus dem Jahr 1888, der ursprünglich als Basis für eine Säule diente. Auch die Sandsteinmauer des alten Kirchhofs von 1885 und sechs weitere erhaltene Grabdenkmäler aus dem späten 19. Jahrhundert gehören auf die Inventarliste.
Apropos Mauern: Die hohe, ortsbildprägende Bruchstein-Gartenmauer an der Ecke Mannheimer Straße und Dietzengässel tritt nach den Abrissarbeiten auf dem angrenzenden Gelände in den letzten Monaten als letztes Relikt der alten Bausubstanz dieser Gasse, die im Lagerbuch von 1772 als „Das sogenante undere Dorffgaßlein“ aufgeführt ist, noch deutlicher hervor als erhaltenswertes Stück „Alt-Ofdasche“.
Ein Blick lohnt sich immer
So vieles wäre noch zu nennen wie der Rathausbrunnen mit den Glocken, deren typischen Uhrschlag sicher noch manch ältere Einwohner im Ohr haben, das „Irische Kreuz“ bei St. Kilian, der Torpfeiler in der Mannheimer Straße, aber auch das Gemeindewappen auf dem Kreisel „Oftersheim Mitte“, ein Bildstock am südlichen Ortseingang und einzelne Grabdenkmäler auf dem Friedhof wie jenes im antikisierenden Stil von Wendelin Koppert. Aber auch das Krieger- und das Katscher Denkmal sowie die Familienmausoleen. Müßig, alles aufzählen zu wollen, doch es lohnt sich. diesen Objekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den Geschichten, die sich oft hinter ihnen verbergen, damit ihr Bestand vor allem in Wald und Flur nicht noch stärker dezimiert wird - ganz im Sinne des Erfassungsprojektes.
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