Oftersheim. Der 1980 gegründete Judoclub Oftersheim ist vor einigen Tagen offiziell aufgelöst worden. Der Ehrengast bei dieser Zeremonie war Werner Keller, der „Vereins-Papa“. Keller hatte den Verein vor mittlerweile mehr als 40 Jahren mit anderen ins Leben gerufen und ihn seither gepflegt und erhalten. Aus Altersgründen habe das Ende dann seit einigen Monaten festgestanden. „Dass von überall her alle gekommen sind, war eine Überraschung“, so Keller über die Vereinsauflösung.
Zwar sei das Ende traurig, aber man habe sich vor allem auch über das Wiedersehen gefreut. „Schon vor vier oder fünf Jahren hatte ich Bandscheibenschäden, weshalb schon da klar war, dass ich weniger aktiv sein werde.“ Dennoch habe er den Verein bis vor kurzer Zeit weiter geführt. „Ich habe wirklich gehofft, dass es noch länger ginge“, gesteht der mittlerweile 82-Jährige. Schließlich habe er die Arbeit immer gerne gemacht. Seit 1958 schreibt er Judogeschichte und schaffte es bis in die höchste Klasse. Mit den rot-weißen Farben seines Gürtels des sechsten Dan, den er 1999 erhielt, gehört Keller zu wenigen deutschen Großmeistern. Ein Gürtelgrad, der schier nicht ohne viel Schweiß zu erreichen ist. Auch als Wettkämpfer war er häufig unter den Bestplatzierten.
Judoka Werner Keller aus Oftersheim: Erfolge sind größte Motivation
Als Trainer brachte Keller insgesamt vier deutsche Meister hervor. Erfolge wie diese seien eine Genugtuung und Bestätigung für die harte Arbeit. „Selbst auf dem Treppchen zu stehen oder einen Sportler auf das Treppchen zu bringen, war immer die größte Motivation“, erinnert sich der Sportler an die Hochphasen seiner Karriere.
Der Beginn dieses Weges scheint eher ein Zufall gewesen zu sein: „In Schwetzingen hat eine Judoabteilung aufgemacht, wo ich dann mit Kumpels vorbeigeschaut habe“, erinnert Keller sich zurück. Nachdem das Schnuppertraining zwar das Interesse weckte, aber „es nicht ganz gepasst“ habe, trat er in den Mannheimer Judoverein ein, in dem er sich bis zum schwarzen Gürtel hocharbeitete und den Verein später sogar zu leiten begann. „Ich wollte immer etwas aus mir machen“, lacht Keller.
Als sich der Verein in Mannheim auflöste, motivierte er zahlreiche Judofreunde aus der Umgebung. „Also haben wir den Judoclub Oftersheim von null an aufgebaut“, berichtet er. Mit 30 Mitgliedern habe man begonnen und sich dann bis in die Oberliga gekämpft. Sogar bis nach Moldawien seien die Oftersheimer durch den Sport gekommen: „Die anderen Vereine haben die Einladung dorthin nicht angenommen, aber wir haben es nie bereut. Es war eine tolle Erfahrung.“ Auch sonst ist er sich sicher: „Ich würde alles genauso wieder machen.“
Als Vater von zwei Kindern und mittlerweile Opa eines Enkelkindes hatte er seine Frau immer an seiner Seite. Zwar betrieb sie selbst kein Judo, eben so wenig wie die Tochter, unterstützte aber, wo immer sie konnte. Seinem Sohn durfte er dabei zusehen, wie auch er es als badischer Meister auf den ersten Platz schaffte.
Judoka Werner Keller aus Oftersheim: Herausforderung gesucht - auch im Alltag
Nicht nur auf, sondern auch neben der Judomatte habe Keller die Herausforderung gesucht. Sein Beruf als Schweißer bei der Bundesbahn im Außendienst sei zwar hart gewesen, aber immer abwechslungsreich. „Mittlerweile bin ich seit 23 Jahren zu Hause.“ Dennoch sei von Ruhestand nicht die Rede. Er habe sich seither immer noch intensiver um den Verein gekümmert. „Wirklich ruhig wird es erst jetzt“, schmunzelt Keller, der sich diese Ruhe nach jahrzehntelangem Engagement definitiv verdient hat.
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