Im Porträt

Oftersheimerin ist seit 2003 bei der Classic-Gala in Schwetzingen dabei

Brigitte Bacher nimmt seit 20 Jahren an der Concours d’Elegance im Schlossgarten teil. Mit Oldtimern hat sie viel erlebt - und stößt manchmal immer noch auf Verwunderung, dass sie als Frau ein solches Hobby hat.

Von 
Lukas Heylmann
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Brigitte Bacher vor dem Mercedes Typ Stuttgart bei der Concours d’Elegance: Seit 2003 nimmt sie an der Schau teil. © Bacher

Oftersheim. Zur Tankstelle zu fahren ist wohl für die allerwenigsten Autobesitzer ein besonders spannendes Unterfangen – und vor allem ist es keines, bei dem man für gewöhnlich die Blicke der umstehenden Bevölkerung auf sich zieht, es sei denn, man stellt sich beim tatsächlichen Vorgang besonders blöd an. Für Brigitte Bacher aus Oftersheim ist die Sachlage da eine ganz andere. Denn wenn sie mit ihrem Mercedes Typ Stuttgart aus den 1930er-Jahren unterwegs ist – und sei es nur zur Tankstelle – dann steht sie definitiv im Rampenlicht.

Recht schmuck steht er da, der Mercedes, den Brigitte Bacher jährlich im Schlossgarten präsentiert. Wenige Tage vor der Classic-Gala ist er selbstverständlich schon frisch gewaschen, wie es sich gehört. © Heylmann

„Natürlich, da schauen alle, das ist ein richtiges Erlebnis“, kommentiert sie solche Erfahrungen im Gespräch mit dieser Zeitung. Im Alltag fährt man ein so altes Auto freilich eher nicht – aber gerade jetzt steht wieder ein Anlass an, einer der regelmäßigen und langjährigen: die Classic-Gala im Schlossgarten Schwetzingen. An der nimmt Brigitte Bacher schon seit 2003 teil und wird es auch am kommenden Wochenende wieder tun.

So sieht der – im übrigen originale – Schlüssel des Wagens aus, der noch heute in Benutzung ist. © Heylmann

Was sie an der Veranstaltung so mag, ist schnell erklärt: „Man trifft viele alte Bekannte und ich komme immer ganz einfach mit den Besuchern ins Gespräch.“ Zudem lobt sie Veranstalter Johannes Hübner, der das Event Jahr um Jahr toll organisiere. „Außerdem ist es ja quasi vor der Haustür. Wenn der Wagen mal nicht anspringt, könnte ich hinschieben“, scherzt sie und fügt schnell hinzu: „Aber der fährt.“

Die Aufkleber auf der Heckscheibe des Fahrzeugs zeugen von zahlreichen Fahrten, bei denen es dabei war. © Heylmann

Die Fragen der Besucher seien oft ähnlich, so Bacher: „Ganz häufig fragen sie tatsächlich, was für ein Sprit in den Mercedes kommt“, berichtet sie. Tatsächlich kann sie ihn problemlos an einer gewöhnlichen Tankstelle füllen. „Außerdem fragen die Menschen oft, was so ein Auto kostet – dazu schweigt man dann“, fügt sie mit einem Grinsen hinzu.

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Für so ein zeit- und offenbar auch kostenintensives Hobby kam Brigitte Bacher recht spontan zum Thema Oldtimer. „Ich war im Schlossgarten unterwegs und habe ein wunderschönes Auto gesehen – damals durfte man zum Beispiel für Hochzeiten noch hineinfahren. Da wusste ich sofort: So einen Wagen will ich“, erinnert sie sich. Es handelte sich um ein Ford Modell A von 1930. „Das war auch eine Empfehlung von Experten. Das ist ein guter Oldtimer für Einsteiger, die sich mit dem Thema befassen wollen, auch in Sachen Ersatzteile.“

Der Anfang war gemacht

Und so war der Anfang gemacht. Seitdem – rund 25 Jahre – investiert die Oftersheimerin merklich Herzblut in ihr Hobby. So war sie auch schon mehrfach bei der Bertha-Benz-Fahrt dabei, einer zweitägigen Tour, die sich an der legendären ersten automobilen Fernfahrt ihrer Namensgeberin orientiert und somit sinnigerweise zwischen Mannheim und Pforzheim verläuft. „Damals habe ich mich gewundert, dass eigentlich alle Fahrer Männer waren“, blickt Bacher zurück. „Und das trotz des Namens der Fahrt.“ Und so dachte sie sich damals laut eigener Aussage: „Nächstes Jahr fahre ich.“ Was sie dann auch getan hat. „Das ist schon eine völlig andere Welt als heutige Autos. Eigentlich muss man alles vergessen, was man übers Fahren weiß.“

Ein Blick in den Innenraum: Recht schön hergerichtet samt Sekt, Kissen, Gläsern und Tablett sind die Sitze des Mercedes. © Bacher

Generell sieht sie das Thema Oldtimer auch heute noch als absolute Männerdomäne. „Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, sind auch heute noch immer wieder Menschen überrascht, dass da eine Frau drinsitzt.“ Mittlerweile sei ihr das egal – auch die Aufmerksamkeit, die der Mercedes generell mit sich bringt. „Früher war es mir manchmal unangenehm, dass viele direkt die Kamera zücken, wenn man mit so einem Oldtimer rumfährt, aber das hat sich gelegt.“

Ein Blick in den etwas anderen Innenraum: Hier sieht es zwar weniger gemütlich und schick aus, aber dafür auch viele Jahrzehnte nach Bau noch ganz schön funktional. © Bacher

Was sich hingegen nicht legt, ist die Aufregung, die das Hobby mit sich bringt. „Da hab ich wirklich schon alles erlebt, im Prinzip bin ich schon überall stehen geblieben.“ Das erste Vorkommnis dieser Art schildert Brigitte Bacher wie folgt: „Es tat plötzlich einen Riesenknall, ich dachte, das Auto fliegt komplett auseinander.“ Stattdessen war schlicht der Treibstoff leer, wobei schlicht eher die Problematik als deren Lösung beschreibt. „Wir hatten keinen Benzinkanister dabei“, ergänzt sie. Das passiere ihr heute nicht mehr. Denn: „Der Mercedes hat keine Tankanzeige.“ Ihre gefüllten Kanister befinden sich hinten am Auto – statt im Kofferraum, den der Wagen nicht hat, in einem tatsächlichen Koffer, der am Fahrzeug befestigt ist.

Die Eskapade mit dem leeren Tank ging indes glimpflich aus. „Es kamen sofort ganz viele Menschen, um zu helfen, und jemand hat uns dann auch einen vollen Kanister besorgt – umsonst sogar.“

Tickets für die Classic-Gala in Schwetzingen sichern

Tickets für die Classic-Gala gibt es im SZ-Kundenforum in der Carl-Theodor-Straße 2 in Schwetzingen, via reservix.de, an der Schlosskasse und unter www.classic-gala.de/tickets. Die Tickets kosten den regulären Schlosseintritt von 8 Euro, ermäßigt 4 Euro plus 2 Euro Systemgebühr. Weitere Informationen können auf der Website der Classic-Gala nachgelesen werden.

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