„Keine Bahntrasse“

Bahntrasse bei Plankstadt und Eppelheim: Betroffene müssen sich gedulden

Die Bürgerinitiative wartet weiterhin auf eine Bewertung ihrer Zugstreckenalternative „Hohnecker Trasse“ durch die Bahn.

Von 
Marco Montalbano
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Jürgen Sauer (v. l.) von der Eppelheimer Liste, Dr. Jörg Rauch, Alexandra Ulrich und Dr. Erich Zahn von der Bürgerinitiative „Keine Bahntrasse“ sowie EL-Sprecher Bernd Binsch informieren über Alternativen zur von der Bahn geplanten Trasse. © Montalbano

Eppelheim/Plankstadt. Kürzlich fand das inzwischen achte Dialogforum zur Aus- und Neubautrasse der Strecke Mannheim-Karlsruhe statt. Schon seit Beginn des Jahres regt sich Widerstand gegen die Pläne der Deutschen Bahn (DB), genauer, gegen bestimmte Trassenvarianten, durch die nicht nur Gemeinden zerschnitten und eingekesselt, sondern auch landwirtschaftliche Flächen und die Umwelt gefährdet wären. Die DB favorisiere laut Bürgerinitiative „Keine Bahntrasse“ (BI) die Trasse zwischen Plankstadt und Eppelheim und somit die günstigste Version bei minimalem Lärmschutz (wir berichteten mehrfach).

Nun stellte die BI in Eppelheim bei einem Treffen im Grillrestaurant „Akis“ den aktuellen Stand vor und auch die „Hohnecker Trasse“ – als nachhaltige Alternative. Diese wurde im Auftrag der BI vom Fachmann Professor Dr. Eberhard Hohnecker erstellt und käme durch intelligente Nutzung der bestehenden ohne Neubaustrecken aus und somit ohne entsprechenden Schaden für Mensch und Umwelt. Neben dem BI-Ansprechpartner für Eppelheim, Dr. Erich Zahn, waren auch Vorsitzender Dr. Jörg Rauch und Mitinitiatorin Alexandra Ulrich vor Ort. Diplom-Ingenieur Bernd Binsch, Sprecher der Eppelheimer Liste (EL), Gemeinderat und Fraktionsvorsitzender, sowie Ratskollege und Stellvertreter Jürgen Sauer begrüßten zahlreiche Bürger.

Unter anderem sei aufgrund der von ihnen geforderten Berücksichtigung die drohenden Zerschneidung und Einkesselung Eppelheims und Plankstadts nun von der DB in die interaktive Karte aufgenommen worden. Allerdings stehe eine Bewertung aus. Die „Hohnecker Trasse“ liege der DB seit Juni vor und werde weiter geprüft. Die Querspange zwischen Hirschacker und Schwetzingen solle wieder aufgenommen werden. Auch habe der Bundesgutachter Stefanos Kotzagiogis von der Trimode Transport Solution GmbH (TTS) die Bewertungsmethodik als Teil des Bundesverkehrswegeplanes mit dem Schwerpunkt der Nutzen-Kosten-Untersuchung vorgestellt. Dies bedeute, dass die kostengünstigste Trasse gefunden werden solle, so Rauch. Auch sei die Methodik zur Kapazitätsuntersuchung vorgestellt worden. Hier fordere die BI volle Transparenz, um die Daten durch externe Berater prüfen zu lassen. Nicht akzeptabel sei, dass wertvolle landwirtschaftliche Flächen in der Region nicht berücksichtigt worden seien. Die Überprüfung der „Hohnecker Trasse“ und der Querspange Schwetzingen-Hirschacker seien „in Bearbeitung“ und würden im März vorliegen. Sie sollen im nächsten Dialogforum vorgestellt werden.

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Belastung der Bevölkerung

Mit dem Bau einer rechtsrheinischen Gütertrasse würde nahezu der komplette Personen- und Güterschienenverkehr über die Bestands- und Neubaustrecke laufen – zur Belastung der Bevölkerung der Region. Hauptprofiteur der geplanten Trassenführung sei Mannheim, das eine komplette Untertunnelung erhalten würde. So sei es nicht verwunderlich, dass die Stadt die Anbindung des Rangierbahnhofs fordere, obwohl 60 Prozent des Güterschienenverkehrs Transitverkehr sei. Nur deswegen bekämen sie den Tunnel.

Zahn sagte dazu: „Wenn in Mannheim eine Tunnellösung geht, geht das auch in Schwetzingen. All den Ärger, den es in Zukunft durch die günstigste Trassenführung geben würde, auch für die uns nachfolgenden Generationen, ließe sich vermeiden, auch wenn es jetzt mehr kosten würde.“ Rauch machte aus seiner Wut über das Vorgehen der DB keinen Hehl: „Die Dialogforen sind nur Alibiveranstaltungen. Zum Beispiel habe ich schon Pläne für Trassen gesehen, die mitten durch einen Spielplatz laufen.“ Mit Lärmschutzwänden sei das für die DB „kein Problem“. „Die Entscheidungen werden in der Politik getroffen“, diese sei nun mit an Bord.

Alexandra Ulrich stellte fest: „Meist werden Bürgerinitiativen gegründet nur um ‚Nein!‘ zu etwas zu sagen. Wir hingegen suchen aktiv die nachhaltigste und beste Lösung für alle. Und uns war früh klar, dass wir Experten und die Politik mit ins Boot holen müssen.“ Bedauerlich sei, dass es noch keine Reaktion auf die „Hohnecker Trasse“ gebe.

Auch wurde aufgezeigt, was schlimmstenfalls passieren könnte. Aktuell führten linksrheinisch 242 Güterzüge täglich, rechtsrheinisch 346 Güter- und Personenzüge, was einem Verhältnis von 1:1,4 entspräche. Dies könne sich laut Expertenprognose bis zu 1:9,5 zulasten der Region verschlechtern. Man sei froh, dass sich eine politische Taskforce gebildet habe, die aus Bürgermeistern bestünde, sowie aus Vertretern der BI und anderen Betroffenen.

„Sandhausens Bürgermeister Hakan Günes hat sich ja klar positioniert.“ Karlsruhe habe Interesse bekundet und warte laut Baubürgermeister Daniel Fluhrer „gespannt auf die nächsten Ergebnisse“. „Und wir haben Kontakt mit St. Ilgen und Walldorf aufgenommen“, so Ulrich, die ergänzt: „Unser Ziel ist es, alle betroffenen Gemeinden bis Karlsruhe zu vereinen. Zahn sagte schließlich zuversichtlich: Wir hoffen, bald auch Schwetzingen dazuzählen zu können.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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