Plankstadt. Das Herzstück des Glasfaserausbaus, mit dem verstärkt schnelles Internet in die Region kommen soll, ist mitunter ziemlich unscheinbar: Ein grauer Funktionsbau, etwa halb so groß wie eine Fertiggarage, ohne Fenster, dafür aber bereits wenige Wochen nach Errichtung mit den ersten Graffitis beschmiert. Das Innere des Knotenpunktes, den die Deutsche Giganetz vor kurzem im nahen Edingen gebaut hat, ist jedoch mit Technik vollgestopft: Lämpchen blinken, bunte Kabel verlaufen in zahlreichen Strängen in verschiedene Anschlüsse und diverse Geräte brummen vor sich hin.
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Über solche Knotenpunkte oder Schaltzentralen werden Städte und Gemeinden ans Internet angebunden, weshalb die Umsetzung dieser oft unsichtbaren Infrastruktur beim Glasfaserausbau eine zentrale Rolle einnimmt - und somit bald auch in Plankstadt ansteht. Dort haben nach der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung Anfang September (wir berichteten) die Planungen der Deutschen Giganetz begonnen, um voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres mit dem eigentlichen Ausbau loslegen zu können. In Edingen ist das Hamburger Unternehmen da schon ein paar Schritte weiter, sodass Teamleiter Hilmar Mollo dort bei einem Termin mit dieser Zeitung das umfangreiche Prozedere anschaulich erklären kann.
Knotenpunkte und Backbone: Netzwerkanbindung erklärt
„Der Ausbau des Glasfasernetzes wird manchmal etwas unterschätzt, weil vielen die Dimensionen gar nicht bewusst sind. Für die meisten Kommunen in Deutschland stellt er aber die größte Infrastrukturmaßnahme seit dem Zweiten Weltkrieg dar“, macht Mollo deutlich. Denn für die neuen Leitungen müsse jedes Grundstück oder Gebäude physisch angeschlossen werden, ähnlich wie bei der erstmaligen Erschließung mit Strom oder Telefon. Und dafür seien eben umfangreiche Planungen notwendig.
Im ersten Schritt werden die bereits erwähnten Knotenpunkte – englisch Point of Presence, kurz PoP – errichtet. Über sie wird das örtliche Netzwerk an die großen Datenautobahnen angeschlossen, also quasi an den Hauptstrang oder das „Rückgrat“ – englisch Backbone – des Internets. Je nachdem, wo der nächste Hauptstrang liegt, kann schon dieser Schritt aufwendig sein. „In Edingen mussten wir dafür einmal durch den ganzen Ort graben“, erklärt Mollo.
In Plankstadt seien die Umstände da zum Glück besser: Weil die Gemeinde in der Vergangenheit bereits in ein rund 19 Kilometer langes Glasfasernetz investiert hat, kann die Deutsche Giganetz auf diese bestehende Infrastruktur zurückgreifen. Dazu gehören auch einige Verteiler sowie ein kompletter Knotenpunkt. „Gleichzeitig vermeiden wir so Doppelstrukturen verschiedener Anbieter. International ist das eigentlich längst Standard, aber leider hinkt Deutschland hier noch ziemlich hinterher“, so Mollo.
Netzverteilung: Versorgung über kleine Kästen
Von den wenigen Knotenpunkten – in Edingen sind nur zwei nötig – gehen dann schließlich viele Stränge meist sternförmig zu den deutlich zahlreicheren Netzverteilern. Diese versorgen jeweils bis zu 48 Teilnehmer, also je nach Wohndichte ganze Straßenzüge oder einzelne große Gebäude. Rund 50 solcher kleinen Kästen am Straßenrand wird es in Edingen am Ende geben, in Plankstadt vermutlich etwas weniger. Von diesen Zwischenstationen führen dann einzelne Datenstränge bis in die Wohnungen. Der Ausbau kann dabei allerdings gleichzeitig an verschiedenen Stellen dieser Kette erfolgen. Zudem werden zunächst oft nur leere Kunststoffrohre verlegt, die eigentlichen Kabel dann später je nach Bedarf eingeblasen.
Weil die Planungen dabei sehr komplex sind und stark von den individuellen Begebenheiten vor Ort abhängen, kann Teamleiter Hilmar Mollo noch nichts zum exakten Ablauf in Plankstadt sagen. „Fest steht aber, dass wir anders als bei früheren Projekten möglichst schnell mit ‚Licht im Rücken‘ vorgehen werden. Das bedeutet, dass wir zunächst die Grundstruktur aufbauen, um dann die ersten Gebäude bereits kurze Zeit später auch direkt ans Glasfaserinternet anschließen zu können“, so Mollo. In Edingen könnte dieser wichtige Schritt noch vor dem Jahresende erfolgen, nachdem die ersten Arbeiten am Hauptstrang Ende April begonnen hatten. „In Plankstadt könnte dieser Zeitraum noch einmal kürzer ausfallen, weil hier eben bereits ein Teil der Infrastruktur steht“, hofft der Teamleiter. Dennoch: Am Ende müssen in Plankstadt noch rund 44 Kilometer zusätzliche Kabel verlegt werden, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Zunächst soll es aber am Donnerstag, 23. Oktober, um 18.30 Uhr eine Auftaktveranstaltung in der Mehrzweckhalle in der Jahnstraße geben. Dabei will die Deutsche Giganetz über den Ablauf der Vermarktung informieren sowie den in verschiedenen und zeitlich versetzten Abschnitten geplanten Ausbau genauer erläutern.
Für Ketsch, Hockenheim, Oftersheim und schließlich Schwetzingen, die zusammen mit Plankstadt einen interkommunalen Verbund für den Glasfaseranschluss gebildet haben, gibt es vonseiten der Deutschen Giganetz indes noch keine Neuigkeiten. Hier werde der Ausbau erst ab dem kommenden Jahr nach und nach umgesetzt werden können, konkrete Zeitpläne stehen noch nicht.
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