Ortsgeschichte

Ein Landarzt von altem Schrot und Korn bleibt bis heute in Erinnerung

Der bekannte ortsansässige Mediziner Dr. Josef Goldhofer wäre jetzt 120 Jahre alt geworden

Von 
Ulrich Kobelke
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Dr. Josef Goldhofer zieht 1928 von Bayern nach Plankstadt und führt hier in der Friedrichstraße eine Praxis in der alten Tradition der Landärzte. © Familie

Plankstadt. In unmittelbarer Nähe der Leichenhalle auf dem Plankstadter Friedhof ruht in der Reihe der früheren Ehrengräber der beliebte Arzt Dr. Josef Goldhofer – direkt neben seinem Schwager Dr. Ernst Klehr und seinem Schwiegervater Dr. Paul Bönner.

Nun jährte sich sein Geburtstag zum 120. Mal und viele ältere Plankstadter werden sich noch gerne und dankbar an den bemerkenswerten Mann erinnern, der den Arztberuf ganz in der alten Tradition des Landarztes ausübte. Goldhofer war 1928 aus Bayern nach Plankstadt gekommen und praktizierte seinen Beruf mit Klehr zunächst in der Praxis von Dr. Bönner. Er heiratete dessen Tochter Gertrud und eröffnete seine eigene Praxis im neuen Haus in der Friedrichstraße.

Hausbesuche sind Tagesordnung

Wer seine Adresse mit Kreide auf die schwarze Tafel im Flur seiner Praxis schrieb (Telefone im privaten Haushalt waren damals noch eine Seltenheit), konnte sicher sein, dass der Arzt alsbald am Krankenbett seiner Patienten stand.

Dass der Hausarzt im Notfall auch während der Nacht und an Sonn- und Feiertagen für seine Patienten stets im Einsatz war, gehörte zu den Selbstverständlichkeiten der damaligen Zeit, denn der Sonntags- und Notdienst war erst im Aufbau begriffen.

„Musst’ kräftig schwitzen!“

Der Plankstadter Goldhofer hielt sehr viel von natürlichen Heilungsmethoden und noch heute klingt vielen Menschen seine beliebte Verordnung bei allen grippalen Infekten im Ohr: „Musst’ kräftig schwitzen!“ Dazu wurden heiße Brust- und Wadenwickel verordnet und meistens befand sich der Patient nach dieser althergebrachten Heilmethode schon bald wieder auf dem Weg der Besserung.

In einer Zeit, in der sich das Facharztwesen erst richtig zu etablieren begann, war es selbstverständlich, dass kleine äußere chirurgische Eingriffe, das Anlegen von Gipsbandagen oder Wärme- und Rotlichtbestrahlungen in der Praxis durchgeführt wurden. Für die Landärzte galt es geradezu als Geringschätzung ihrer Fähigkeiten, wenn der Patient bei weniger gefährlichen Krankheiten auf der Hinzuziehung eines Facharztes bestand und die mit einfachen Mitteln erzielten und aus der Erfahrung heraus erzielten Erfolge gaben den Ärzten recht.

Natürlich managte der Landarzt alter Prägung sogar seine Praxis allein ohne jegliches Personal – heute unvorstellbar. Natürlich musste er seine Abrechnungen alleine machen und deshalb ist auch sein oft gehörter Ausspruch „Hoast an Krankenschein“ bei denen, die ihn kannten, noch in bester Erinnerung. Noch heute ist dem Schreiber dieser Zeilen diese Praxis mit dem weiß gekachelten Ordinationsraum mit Blick in den parkähnlichen Garten und dem mit dunklem Holz getäfelten Wartezimmer gut in Erinnerung.

Neben seinem Arztberuf, der ihm wenig Zeit zur Muße ließ, war Josef Goldhofer ein Freund der Natur und passionierter Pilzsammler. Daneben gehörte auch das Schachspiel – beispielsweise im „Ochsen“, im „Café Kiefer“ oder in der „Sonne“ – zu seinen Freizeitbeschäftigungen. Goldhofer verstarb nach schwerer Krankheit im Alter von nur 58 Jahren im Juni 1961 – vergessen jedoch ist er in der Gemeinde auch heute noch nicht.

Josef Goldhofers Sohn Werner setzte später als renommierter Frauenarzt in Mainz die Familientradition fort.

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