Schnelles Internet

Glasfaserausbau in Plankstadt verzögert sich

Schnelles Internet dauert noch: Nach Verzögerungen sollen Plankstadt, Ketsch und Hockenheim 2025 an das schnellere Glasfasernetz angeschlossen werden, während Oftersheim und Schwetzingen bis 2026 warten müssen.

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Benjamin Jungbluth
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So wie hier vor Kurzem in der Wieblinger Straße in Eppelheim könnte es ab diesem Frühjahr auch in Plankstadt aussehen. © Jungbluth

Plankstadt/Region. Schnelles Internet ist inzwischen ein wichtiger Standortfaktor und gehört zur elementaren Infrastruktur sowohl für Unternehmen als auch für Privatleute. Entsprechend relevant ist der Glasfaserausbau in der Region: Plankstadt, Ketsch, Hockenheim, Oftersheim und Schwetzingen haben sich dafür bekanntlich zusammengeschlossen und sollen nun bald in eben dieser Reihenfolge angeschlossen werden. Das bestätigt das beauftragte Unternehmen Deutsche Giganetz GmbH auf Nachfrage dieser Zeitung.

Los gehen soll es ab Mai 2025 in Plankstadt, so die aktualisierten Planungen. Im August 2025 soll dann Ketsch folgen, bevor einen Monat später die Arbeiten in Hockenheim starten. Oftersheim und Schwetzingen müssen sich hingegen noch „bis zum ersten Halbjahr 2026“ gedulden, teilt das Unternehmen mit. Die Deutsche Giganetz mit Sitz im Hamburg will dadurch in der Rhein-Neckar-Region zu einem der großen Anbieter von Glasfaseranschlüssen werden. Derzeit laufen entsprechende Projekte auch in Weinheim, Dossenheim, Edingen-Neckarhausen, Laudenbach und Hemsbach.

Für das westliche Kreisgebiet nimmt Plankstadt eine besondere Rolle ein: Hier koordiniert Bürgermeister Nils Drescher den Glasfaserausbau im Verbund der fünf Kommunen und stimmt ihn mit seinen Amtskollegen ab. Ein gewisser Druck besteht dabei für die Verwaltungen sicherlich durch die Tatsache, dass manche Umlandgemeinden bereits deutlich weiter sind. Im benachbarten Eppelheim beispielsweise verfolgt die Deutsche Telekom den Ausbau aus eigenem Antrieb und hat die Arbeiten größtenteils bereits abgeschlossen (wir berichteten).

Marktlage sorgt für Verzögerung in Plankstadt

Ursprünglich hätte die Vermarktung der neuen Anschlüsse auch in den fünf Verbundkommunen bereits im vergangenen Jahr beginnen sollen. Doch eine veränderte Marktlage und ein neues Vertriebskonzept haben laut Deutscher Giganetz zu Verzögerungen geführt. „Der Wettbewerb ist ganz allgemein schwieriger geworden, weil der Konsum in Deutschland eingebrochen ist und gleichzeitig Inflation und steigende Zinsen die Finanzierungen erschweren. Hinzu kommen deutlich gestiegene Kosten beim Tiefbau, die zwangsläufig bisherige Kalkulationen verändern“, wirbt Sebastian Bergmann, Regionalleiter Süd bei der Deutschen Giganetz, für Verständnis. Ein Kilometer Glasfaserausbau mache inzwischen alles in allem einen hohen sechsstelligen Betrag an Investitionen nötig – da müsse das Finanzierungskonzept solide sein.

Die verschiedenen Arten von Internetzugängen

Um zu Hause einen Internetanschluss nutzen zu können, gibt es mehrere Technologien. Neben den weniger verbreiteten und oft teureren Varianten per Mobilfunk oder Satellit sind das vor allem drei kabelgebundene Zugangsarten.

Beim herkömmlichen DSL (Digital Subscriber Line) werden die alten Telefonleitungen aus Kupfer genutzt. Diese Technik ist jedoch anfällig für Störungen zwischen den einzelnen Adern der Kabel und deshalb recht langsam: So sind lediglich Download-Geschwindigkeiten bis 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich, bei der Optimierung bestehender Leitungen auf VDSL bis 250 Mbit/s. Größere Entfernungen zum Verteiler und viele gleichzeitige Nutzer verringern diese Geschwindigkeiten noch einmal deutlich.

Als Kabelanschluss wird der Internetzugang über das Fernsehkabel bezeichnet. Ein gleichzeitiger Tarif für den TV-Anschluss ist dafür aber nicht notwendig. So können Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s erreicht werden, ähnlich wie bei Glasfaser. Bei hoher Netzbelastung können allerdings Geschwindigkeitsverluste auftreten.

Glasfaser-Internet setzt komplett auf optische Fasern, bei denen Daten als Lichtsignale übertragen werden. Dies führt zu Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s und einer besonders stabilen Verbindung. Allerdings ist das großflächige Verlegen neuer Leitungen nötig.

Wichtig bei allen Anschlussarten: Die schwächste Stelle im gesamten Netz bestimmt immer die erreichbare Geschwindigkeit. Deshalb sind die Verkabelung im Haus sowie der Anschluss der Endgeräte so wichtig. Zu schwache Übertragungsraten eines Datenkabels oder des WLANS können einen eigentlich schnellen Internetzugang deutlich verlangsamen. beju

Gleichzeitig habe das bisherige Vertriebsmodell einen grundlegenden Nachteil mit sich gebracht. So hätten zunächst ausreichend Interessenten geworben werden müssen, bevor der erste Spatenstich erfolgt sei. Die Konsequenz: Manche Kunden mussten nach ihrer Unterschrift über ein Jahr warten, bis sie auch tatsächlich das schnelle Internet zu Hause nutzen konnten.

Hier will das Unternehmen die Abläufe jetzt beschleunigen. So sollen künftig die Tiefbauarbeiten oder der Innenausbau der Häuser fast gleichzeitig mit der Kundenakquise beginnen. Der Ausbau eines Ortes wird dann wie bisher in mehrere separate Abschnitte aufgeteilt, die nacheinander abgearbeitet werden. „Dadurch erhalten unsere Kunden deutlich schneller ihren Anschluss, sobald sie ihn gebucht haben, und können direkt sehen, dass es voran geht“, erklärt Bergmann. Rund 100 Tage zwischen Vertragsabschluss und fertigem Internetzugang seien das erklärte Ziel.

Um die Einwohner der jeweiligen Gemeinden und Städte zu erreichen, will die Deutsche Giganetz im Vorfeld der jeweiligen Starttermine mit Plakaten und Anzeigen sowie öffentlichen Infoveranstaltungen für den Ausbau werben. Auch „Vor-Ort-Besuche“ und Vorbegehungen mit offiziellen Vertretern seien geplant, damit die Eigentümer bei sich im Haus die individuellen Details klären könnten. „Der Ausbau im Gebäude ist oft mit weniger Aufwand verbunden, als viele befürchten“, versichert Bergmann. „Es ist aber natürlich sehr wichtig, dass die Leitungen nicht nur bis zur Grundstücksgrenze liegen, sondern die Menschen das schnelle Internet auch tatsächlich in ihren Wohnungen nutzen können.“ Geplant sei dabei ein flächendeckender Ausbau der beteiligten Ortschaften, „also von mindestens 99 Prozent aller Wohneinheiten“.

Alle Bürger in Plankstadt sollen vom Glasfaserausbau profitieren

Dieses Ziel liegt im besonderen Interesse der Kommunen, wie Bürgermeister Nils Drescher betont. „Als Verwaltung müssen wir sicherstellen, dass nicht beispielswiese nur die einfach zu erschließenden Gebiete versorgt werden, sondern alle Bürgerinnen und Bürger vom Ausbau profitieren. Deshalb unterstützen wir diese Infrastrukturmaßnahmen nach Kräften und werden in Plankstadt auch die Aussiedlerbereiche miteinbeziehen“, so Drescher, der über die geänderten Abläufe der Deutschen Giganetz noch final mit seinen Amtskollegen entscheiden muss. „Wir sind aber froh, dass es bald konkret losgeht“, deutet er Zustimmung an.

Das bisherige Vermarktungsziel von 35 Prozent aller Haushalte bleibt allerdings auch mit dem neuen System bestehen. Aus Sicht der Deutschen Giganetz ist diese Quote für die Wirtschaftlichkeit äußerst wichtig. Für die Kommunen dient sie wiederum vor allem als Legitimation für die unausweichlichen Einschränkungen des Ausbaus – also Baustellen und Behinderungen im Ort.

„In erster Linie wenden wir uns beim Ausbau an die Eigentümer, aber auch die Mieter müssen natürlich entsprechend mitziehen. Der finanzielle Vorteil für alle liegt vor allem darin, dass das spätere Herstellen eines Hausanschlusses Extrakosten verursachen würde. Gleichzeitig steigt der Wert einer Immobilie, wenn sie über einen Glasfaseranschluss verfügt – denn schnelles Internet braucht heute fast jeder“, wirbt Sebastian Bergmann um künftige Kunden.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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