Plankstadt. Zwei bis drei Prozent der Schüler in Deutschland sind laut des Mensa-Vereins hochbegabt. Obwohl diese Kinder besonders talentiert sind, wird ihre außergewöhnliche Begabung häufig nicht ausreichend gefördert. Genau hier setzt die Hector-Hochbegabtenförderung an: Sie hilft jungen Talenten, ihre Fähigkeiten auf einem höheren Niveau zu entwickeln.
Einer der Mitgründer des Hector-Seminars ist der Plankstadter Dr. Jan Erichsen. Fast 25 Jahre hat er die Geschicke des Seminars als Leiter gelenkt. Die Idee, eine Förderung für Hochbegabte auf die Beine zu stellen, kam seinerzeit vom Leiter des damaligen Oberschulamts Dr. Friedrich Hirsch. Er war es auch, der Erichsen ins Team holte. „Von Anfang an war uns wichtig, eine Förderung zu schaffen, die im Rahmen der schulischen Versorgung ansetzt“, erklärt Erichsen. Mit der Hector-Stiftung als Geldgeber von einer Millionen Euro jährlich stand das Projekt auf soliden Beinen. Ziel war es damals wie heute, herausragende Jungen und Mädchen ab der sechsten Klasse bis zum Schulabschluss im Bereich der Naturwissenschaften zu fördern und zu fordern.
Ausgewählte Schüler aus Baden-Württemberg werden zum Test eingeladen
Ausgewählte Kinder aus über 80 Schulen in Baden-Württemberg - unter anderem dem Hebelgymnasium in Schwetzingen - treffen sich dazu regelmäßig an den Standorten in Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim. Ausgesucht werden die Teilnehmer von den Schulen; auf Basis der Beobachtungen, die die Lehrer im Verlauf der fünften Klasse machen. Anschließend werden die Jungen und Mädchen zu einem Test eingeladen. „Dabei geht es nicht darum, einen IQ-Wert zu ermitteln, sondern die besten eines Jahrgangs zu finden“, betont Studiendirektor Rico Lippold. Die besten 80 haben dann die Möglichkeit, Teil des Seminars zu werden.
„Im Schulgesetz ist festgeschrieben, dass jeder junge Mensch das Recht auf eine seiner Begabung entsprechende Erziehung und Ausbildung hat“, erläutert Lippold weiter. Das Hector-Seminar wird über das Regierungspräsidium ermöglicht und personell getragen. Die 24 Lehrkräfte sind jeweils mit einer halben Stelle an einer Schule und zur anderen Hälfte beim Hector-Seminar tätig.
Seit Beginn an wird die Hector-Förderung wissenschaftlich von Universitäten begleitet – mit dem Ergebnis, dass sich der Einsatz messbar auszahlt. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Kontinuität. Die Kinder und Jugendliche werden über Jahre hinweg begleitet. „Hochbegabung ist eine Eigenschaft. Man hat sie einfach. Aber wenn man sie nicht fördert und trainiert, dann können die jungen Menschen ihre Fähigkeiten auch nicht nutzen“, berichtet Erichsen.
Gründer aus Plankstadt: Hochbegabtenförderung weiter ausweiten
„Ein Vorteil ist, dass wir viele Freiheiten haben. Es gibt keine Noten oder Prüfungen und wir können unabhängig von Lehrplänen unterrichten“, macht Matthias Taulien vom Hector-Seminar deutlich. Kooperationen mit Firmen und Institutionen wie Universitäten ermöglichen den Schülern Einblicke in verschiedene Bereiche. Immer wieder arbeiten sie auch an größeren Projekten, nehmen beispielsweise in der Mittelstufe an einem Robotik-Wettbewerb teil oder gehen auf Exkursionen. „Teilweise lösen sie mathematische Probleme auf Hochschulniveau“, fügt Taulien hinzu. Etwa, wie das Schwarmverhalten von Vögeln mathematisch beschreibbar ist oder welche Faktoren darüber entscheiden, wie schnell ein Stadion im Notfall geräumt werden kann. Der Spaß am Knobeln bleibt dabei nicht auf der Strecke.
„Wir sind auf jeden Fall sehr dankbar, dass wir hier in der Region einen so hohen Zuspruch haben“, sind sich Erichsen, Taulin und Lippold einig. Ein Problem stelle es jedoch dar, genügend qualifizierte Lehrkräfte zu finden. „Der Lehrermangel ist auch für uns spürbar.“ Nichtdestotrotz gibt es Ideen, die Hochbegabtenförderung auszuweiten und das, was Dr. Jan Erichsen vor vielen Jahren mit auf den Weg gebracht hat, weiterzuführen.
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