Plankstadt. Es dauerte ein wenig, bis die Lunte zum 1250. Geburtstag angebrannt war und die Party am ersten Geburtstagsabend so richtig in Gang kam. Festrede und Grußworte nahmen im Festzelt einigen Platz ein. Doch nach etwas mehr als zwei Stunden war es dann endlich soweit und das Fest geriet zunehmend zur Party-Explosion.
Anfangs mit Christian Habekost, alias „Chako“ und dann mit „Me and the Heat“ – es waren zwei Garanten für ausgelassen, fröhliche Stimmung, die ihre Wirkung auch nicht verfehlten. In den ersten Minuten hatte Habekost etwas Mühe das Stimmengewirr zu drosseln. Zu schön war es einfach, wieder einmal in einem Festzelt zu sitzen, ein Bier vor sich und die Kumpels neben sich zu haben. Anna Holland erklärte dies zum eigentlich idealen Aggregatzustand des Seins. „Das ist doch das Leben.“
Ein Satz, den Selin sofort unterschreiben würde. Er kam mit dem Biertragen zwar kaum hinterher, aber inmitten von so viel gut gelaunten Menschen zu arbeiten, mache ihm einfach Spaß, versicherte die Servicekraft.
Und das galt auch für das Dialekt-Gewitter, das der Kurpfälzer, Pfälzer und seit kurzem auch Plänkschter Mundartist im Festzelt, entfesselte. In der Nacht gab es ein paar Regentropfen, doch das Gewitter am Himmel blieb aus.
Chako trat übrigens durchaus ungewohnt als Historiker auf. Und um es gleich vorwegzunehmen: Historisch war sicher nicht alles ganz exakt, aber Geschichte mit einem Komiker ist lustiger. Und manchmal blitzte dann doch so etwas wie Erleuchtung auf.
Zuerst ließ er aber keinen Zweifel daran, dass er ziemlich stolz sei in Plankstadt auf der Bühne stehen zu dürfen. Beim 1200. Geburtstag vor 51 Jahren waren es Roberto Blanco und Heino, die das Programm gestaltet hatten. Und nun er. Was schon einmal zeige, dass die „Plänkschter“ beim Feiern Kontinuität mögen. Blanco, Heino und „Chako“ – alle enden auf O.
Und dann ging es los – und zwar sprichwörtlich ganz am Anfang. Im Grunde sei bewiesen, dass schon Adam und Eva „Plänkschter“ gewesen seien. Nach der Geschichte mit dem Apfel sei es schließlich aus dem Paradies Richtung Kurpfalz gegangen. Und der Mann auf der Bühne ließ offen, ob das wirklich ein Abstieg darstellen würde.
Im Hauruckverfahren reiste Habekost durch die Jahrtausende und Jahrhunderte. Aber langsam: Erster Höhepunkt war die Erwähnung im Lorscher Codex im Jahr 771. Ein Höhepunkt aber nur deswegen, weil man ja Gründe zum Feiern brauche. Schnell zeigte sich dann die mittlerweile berühmte „Plänkschter Widerspenstigkeit“. Im Jahr 1295 wehrten sich die 14 Höfe des Ortes gegen die Vertreibung durch Zisterziensermönche. 1973 ging es dann für die Unabhängigkeit und gegen die Eingemeindung zu Schwetzingen, 2014 gegen eine Straßenbahn durch den Ort und nun gegen eine Trasse der Deutschen Bahn.
Es zeigte sich: „Chako“ liebt den groben Strich. Nicht vielen Historikern gelingt eine fast 700 Jahre währende Linie von den Zisterziensermönchen bis zur Straßenbahn. Bei so viel Widerspenstigkeit fehle eigentlich nur noch der Superlativ. Gerade zum Jubiläum gelte doch „sink big“. Immerhin hätten die „Plänkschter“„ mit ihrer Rebellenart entscheidende Weggabelungen der Menschheit beeinflusst, wenn nicht das Menschsein gar tief gehend geprägt. Eine Welt ohne Dubbe-Glas, Alla oder den schönsten Wasserturm in der Kurpfalz wäre eine andere. Plankstadt sei so sowohl Wiege der Menschheit, als auch, und das wurde er dann doch kurz ganz ernst, Heimat.
Das sei in der globalisierten und dauerflexiblen Welt eine Besonderheit. „Und zwar die scheenste überhaupt.“ Worte, die mit viel Jubel quittiert wurden. Sehr eindrücklich erklärte der zehnjährige Ben, dass der Mann ja richtig lustig sei. Ob denn die Politiker zu anfangs auch so lustig gewesen seien, ließ er diplomatisch offen.
Vom Olymp der Historie ging es dann nahtlos auf den Olymp der Musik. Die neun Musiker von „Me and the Heat“ entfesselten das Publikum gnadenlos. Nicht mehr wirklich viele hielt es auf den Plätzen. Songs wie „Black or White“, „Like the Way i do“, „Summer in the City“, „Sky Fall“ oder „Let the music play“, leidenschaftlich von dieser Truppe gespielt, verfehlte ihre Wirkung nicht. Für Rita Wolf war es die erste Partynacht seit langem und das mit dieser Band. „Einfach großartige Musik.“ Eine Einschätzung, auf die unsere Zeitung durchgehend stieß. Bei dem Konzert, so Melanie Young, „könnten die Plänkschter endlich mal wieder so richtig aus sich raus“.
Ein Satz, der das Sein in dieser ersten Geburtstagsnacht ziemlich gut beschreibt. Es war ein grandioser Auftakt und niemand zweifelte daran, dass es am Wochenende auf diesem Feierniveau bleiben wird.
Wie sagte es Holland: „Die Plänkschter können feiern.“ Und dafür wurde in dieser Nacht der erste Beweis erbracht.
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