Plankstadt. Gut besucht war der Trausaal des Rathauses beim Arzt-Patienten-Forum der Volkshochschule in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Dieses Format ermöglicht es den Besuchern, während des Vortrags Fragen zu stellen, damit ein Austausch stattfindet. „Habt keine Scheu, ihr dürft jederzeit unterbrechen“, ermutigte Referent Dr. Arthur Filusch (kleines Bild), niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie in Schwetzingen.
35 Teilnehmer waren gekommen, um seiner Expertise zum Thema „Herz unter Druck – Ursachen, Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks“ zu lauschen. Eine Volkserkrankung, die 20 bis 30 Millionen Deutsche betrifft. Allerdings bleibt sie bei einem Viertel unbekannt, un- oder nicht ausreichend behandelt. Bluthochdruck tritt im Alter häufiger auf als in jungen Jahren. Die Symptome sind anders als bei anderen Erkrankungen nicht spezifisch, können etwa Kopfschmerzen oder ein Pochen im Ohr sein. Unbehandelt kann das schwerwiegende Folgen haben, berichtet Dr. Filusch. Anhand einer Ultraschallaufnahme zeigte er den Herzschlag eines Gesunden und im Vergleich dazu eines Bluthochdruckpatienten. Bei Letzterem war eine deutliche Verdickung zu sehen: das Herz kann sich schlecht entspannen. Dies führt oft zu einer Herzschwäche und koronaren Erkrankungen.
Für alle erkennbar wurde dies durch ein Video über eine Herzkatheter-Untersuchung, bei der unter Einfluss von Kontrastmittel die Herzkranzgefäße zu sehen waren. Durch Bluthochdruck steige das Schlaganfallrisiko, sagt Filusch. Folgen könnten Altersdemenz sowie Nieren- und Augenerkrankungen sein. Todesursachen infolge von Bluthochdruck – in der Fachsprache Hypertonie genannt – sind zu 40 Prozent Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und in 20 Prozent der Fälle Schlaganfälle. Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät für eine Behandlung – man kann etwas dagegen tun, so der Arzt. Vier bis fünf Jahre Behandlungsdauer könnten die Schlaganfallrate um 30 Prozent senken. Wichtig sei dabei die richtige Einstellung der Medikamente.
Ursachen des Bluthochdrucks werden in primäre und sekundäre Faktoren unterschieden, wie die Zuhörer lernten. „Es geht uns immer besser, der Wohlstand ist der größte Treiber der Krankheit“, ssgt Dr. Filusch. Primäre Faktoren sind neben erblichen Gründen, die eine große Rolle spielen, Übergewicht, Alkohol und Nikotin. Sekundäre Faktoren seien Hormonelle-, Nieren- und Gefäßerkrankungen, Medikamente wie die Pille sowie Schlafstörungen.
Welcher Wert ist normal?
„Früher wurde gesagt 100 plus das Lebensalter sei normal“, berichtete Filusch schmunzelnd: „Das ist natürlich Quatsch.“ Die Werte wurden mehrmals angepasst – 120 zu 80 sei jedoch ein optimaler Blutdruck, aber auch darunter sei er in Ordnung. Und bis 130 zu 84 sei auch kein Grund zur Besorgnis. Sobald es aber in den „hoch normalen“ Bereich gehe, könne sich daraus Bluthochdruck entwickeln – Hypertonie von Grad eins bis drei.
Eine Selbstmessung könne jeder zu Hause machen. Jedoch ergebe sich erst nach mehrmaligem Messen eine Struktur. Es sollte dabei dreimal am Tag an zwei Tagen gemessen werden, erklärte der Facharzt. Vorzugsweise am Oberarm, alternativ biete sich eine 24-Stunden-Messung an. Beim Blutdruckmessen beim Arzt werde von einem sogenannten „Weißkittelhochdruck“ gesprochen – wegen der Aufregung in der Praxis.
Die billigste und beste Methode zur Behandlung sei eine Veränderung der Lebensgewohnheiten, das heißt: Behandlung der Risikofaktoren, Rauchstopp, mehr Sport und eine salzarme Ernährung (unter 6 Gramm am Tag). Das könne den Blutdruck ohne Medikamente senken. Die Studiendaten können laut Filusch nicht eins zu eins auf jeden Körper umgemünzt werden. In vielen Fällen müsse der Patient medikamentös mit Betablockern, ACE-Hemmern oder Alphablockern eingestellt werden. Das müsse langsam individuell angepasst, ausprobiert und kombiniert werden. Es können dabei auch Nebenwirkungen auftreten. Bluthochdruck werde häufig erst über Folgeerkrankungen diagnostiziert, daher sollte der Abend Aufklärung leisten und anregen, selbst mehr auf den Kreislauf zu achten. Aber auch Menschen darauf anzusprechen.
Im Anschluss konnten die Interessierten Fragen stellen, die einen bunten Mix aus persönlichen und Fachfragen ergaben. Für jede Frage nahm sich Dr. Filusch die Zeit, sie ausführlich zu beantworten.
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