Plankstadt. Endlich: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause fand Emilys Wunsch seine Fortsetzung. Jedes Jahr solle ein großes, buntes, lebendiges Fest gefeiert werden, hatte Emily der Nachwelt mitgegeben. Heute wäre sie 16 Jahre alt, hätte sie nicht vor acht Jahren der Knochenkrebs viel zu früh aus dem Leben gerissen. Und doch war sie es, die ihre Großmutter Kerstin Schmidt wahre Lebensfreude lehrte. Unzählige Male sagte Emily: „Heute ist ein schöner Tag!“ Daraus entstand die Abkürzung „HiesT“ – gleichzeitig das Motto der Benefizveranstaltung, die viele Besucher in die Mehrzweckhalle nach Plankstadt zog. Emilys Schicksal berührt die Herzen bis heute. Und die jährlich stattfindende, fantastische Benefizveranstaltung trägt dazu bei, dass sie unvergessen bleibt.
Kerstin Schmidt eröffnete die nunmehr sechste Auflage, die einem herrlich abwechslungsreichen Spektakel mit Angeboten für die ganze Familie glich – besonders natürlich für Kinder. Jan Lepping moderierte im weiteren Verlauf. Er war jedoch nur einer von vielen Unterstützern an diesem besonderen Tag. Kaum zu glauben, wen und was Kerstin Schmidt für dieses besondere Fest mobilisieren konnte! Und das Besondere daran: „Alle Helfer und Sponsoren sind vom Herzen tätig. Ganz egal, ob es sich um Familie, Freunde, Bekannte, Vereine oder Firmen handelt“, betont sie gerührt. Es handelt sich hier um wahres „Herzensgeld“.
Versteigerung für mehr Spenden
Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Summe der Spendengelder der zahlreichen Besucher die von 2019 toppen wird. Über Spendendosen und Angebote wie Tombola, Glücksrad oder die Versteigerung von beispielsweise einem Adler- Mannheim-Trikot mit allen Unterschriften des Eishockey-Bundesligisten oder Hartmut Englers („Pur“) handsignierte Autobiografie bestand die Möglichkeit, den Erlös zu steigern. Dieser wird wieder in Form von Sachspenden der Kinderonkologie in Heidelberg sowie der Aktion „Kinder unterm Regenbogen“ zugutekommen.
Doch dieses bunte Fest wäre nicht so bunt geworden, hätte sie lediglich aus dem Sammeln von Spenden bestanden. Kerstin Schmidt bemühte sich, eine bunte Vielfalt anzubieten, nachdem den Kindern durch die zwei Pandemiejahre viel genommen wurde. Dies gelang ihr mit Bravour. Das Sammelsurium von bester Unterhaltung versetzte vor allem die Mädchen und Jungen in Staunen. Kaum ein Kinderaugenpaar, das nicht mit den anderen um die Wette strahlte, weil man eine lebendige Eule halten, einen Bewegungsparcours meistern und sich bastelnd austoben durfte. Doch selbst die erwachsenen Besucher nutzen die Gelegenheit, in diese bunte Welt abzutauchen und den Alltag für ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Immerhin ist dieser nicht nur geprägt von den täglichen Aufgaben. Nahezu jeder trägt ein mehr oder weniger schweres Päckchen auf den Schultern: Krankheit, belastende Erlebnisse und Erfahrungen oder gar den Tod eines geliebten Menschen.
Letztere durch das Fest zu beglücken und zu berühren ist Kerstin Schmidt ein besonderes Bedürfnis, denn sie möchte die Veranstaltung nicht allein zu Emilys Ehren feiern, sondern auch zu Ehren aller, die nicht mehr unter uns weilen. Gefeiert wurde tatsächlich in vollen Zügen. Maskottchen wie die Biotonne des AVR, Fred Fuchs von der Schwetzinger Zeitung oder Hardy vom Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen, der Schneemann Olaf aus „Die Eiskönigin“ und natürlich der Drache „Hiesty“ sorgten für beste Laune unter den Besuchern.
Das Rote Kreuz kümmerte sich im Bärenhospital um kranke Teddys und deren kleine, oft vor „Weißkitteln“ bibbernden Besitzer. Eine Hüpfburg in Form eines Krankenwagens hatte der DRK ebenso im Gepäck.
Ein Moment der Melancholie
Spaßig ging es auch beim „Rollenden Turnmobil Baden-Württemberg“ zu sowie beim Basteln von beispielsweise Schmetterlingen aus Klorollenpappe. Daneben hatten die Friseurauszubildenden der Schwetzinger Ehrhardt-Schott-Schule, die Carnevalsgesellschaft „Feurio“ aus Mannheim mit einem wahrhaft feurigen Bühnenauftritt und Falkner Thorsten Iwersen allerhand Abwechslung zu bieten. Ein Hit (auch für so manch Papa) waren die Quads und Trikes, die neben Cabrios zum Probesitzen und -fahren einluden. Auch Thomas und Susanne Ritzinger waren mit ihren eigenen Trikes angereist, um die Aktion zu unterstützen. Generell besuchen sie Behinderten-, Pflegeheime oder ähnliche Einrichtungen, um die Menschen dort für eine kurze Zeit auf andere Gedanken zu bringen. Ein Beispiel von vielen, dass bei dieser groß angelegten Benefizaktion in Plankstadt Herzensdinge und -menschen aufeinandertrafen.
So viel Programm machte natürlich hungrig und durstig, was jedoch keinerlei Problem darstellte. Es standen literweise Teig zur Herstellung leckerer Waffeln zur Verfügung, jede Menge Kuchen, Eis der Eismanufaktur Mannheim, aber auch Herzhaftes. Dazu gab es ein vielfältiges Getränkeangebot.
Ein wenig Wehmut kam in dem bunten Feierreigen dennoch auf, als Emilys Vater das eigens für seine Tochter geschriebene Lied „Heute ist ein schöner Tag“ präsentierte. Dies zeigte aufs Neue, wie nah Freude und Trauer, Lachen und Weinen, beieinander liegen können.
Doch die Freude, das Lachen und letztlich das Feiern sollten bei diesem besonderen Fest eindeutig im Vordergrund stehen – und das gelang bestens. Ab 18 Uhr ging das Kinderprogramm nahtlos in die Abendunterhaltung über. Zunächst versetzte ein Zauberer die Besucher in Staunen und anschließend rockte die Band „Volle Möhre“ die Bühne bis in die Nacht hinein. Eines ist gewiss: Es hätte Emily gefallen und sicher hätte sie wieder gesagt: „Heute ist ein schöner Tag!“
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