Plankstadt. Der neue Trausaal im Rathaus platzte aus allen Nähten, als die Bürgerinitiative „Keine Bahntrasse“ (BI) am vergangenen Freitagabend zu einer Infoveranstaltung eingeladen hatte. Bürgermeister Nils Drescher begrüßte die rund 80 Gäste und gab bekannt: „Es gibt schlimme Planungen“, und fügte hinzu: „Ich bin so dankbar, dass sich Menschen wie Alexandra Ulrich und ihre Mitstreiter der Sache angenommen haben. Dies ist der Trausaal, in dem wir uns heute trauen, uns gemeinsam gegen einen mächtigen Gegner zu verbünden.“
Jörg Rauch von der BI gab eine Übersicht über die bisherigen Aktivitäten der Initiative, die am 14. Februar dieses Jahres gegründet worden war. Und die Bilanz konnte sich sehen lassen: Von Plakataktionen über Social-Media-Auftritte bis hin zur Internetseite und eine zehn Kilometer langen Traktorschlange (wir berichteten). Auch die Unterstützung auf landespolitischer Ebene sei groß. Die Bedenken, vor allem gegen die Trassenvariante R6-1007, seien zu Recht groß und ein regelrechtes Schreckensszenario: Zerschneidung und Einkesselung der Gemeinden, sechs bis acht Meter hohe Schallschutzwände, Lärmbelästigung, Zerstörung von Naherholungsgebieten, Entwertung von Immobilien und Vernichtung großer landwirtschaftlicher Flächen.
BI "Keine Bahntrasse" zieht Experten hinzu
Heftig kritisierte Rauch die bisherige Vorgehensweise der Deutschen Bahn. Von 50 gefundenen durchgehenden Trassenvarianten habe sie seit Juni dieses Jahres schon 30 gestrichen. Die Grundlagen, auf denen die Entscheidungen basierten, seien intransparent, angeforderte Informationen dazu würden ihnen vorenthalten. Doch die BI habe sich nun Hilfe geholt. Dank finanzieller Unterstützung seitens der Familie von Caren Thönnessen-Knoglinger, einer der BI-Gründerinnen, habe man hochkarätige Experten zurate ziehen können: Dr. Durinke für öffentliches Recht, Prof. Dr. Hohnecker als Spezialisten für spurgeführte Systeme und öffentliches Verkehrswesen und Prof. Dr. Runge als Experten für Raumordnung und Umwelt.
Alternative liegt vor
Schon seit drei Monaten liege der Deutschen Bahn ein von Prof. Dr. Hohnecker ausgearbeiteter Trassenvorschlag vor. Eine Antwort hätte es bis jetzt noch nicht gegeben, so Rauch. Der Verkehrswissenschaftler, der auch am Karlsruher Institut für Technologie tätig sei und der sich seit Jahrzehnten mit spurgeführten Systemen beschäftige, habe eine Lösung gefunden, die gleichermaßen einfach wie kostengünstig sei. Die vier bestehenden Trassen müssten kurzgefasst nur effizient genutzt und durch ein paar Querverbindungen und parallel neben der B 9 zwei neue Teilstrecken ergänzt werden. Die höchste Effizienz in der Auslastung sei auf digitale Weise erzielbar. Doch der sofort umsetzbare alternative Planungsansatz würde bis jetzt ignoriert. „Ich befürchte das Schlimmste“, so Rauch. Wir benötigen Unterstützung auf Bundesebene. In Berlin scheint sich die Favorisierung einer Tunnellösung für Mannheim abzuzeichnen. Da passiert gerade viel Lobbyarbeit. Wenn es so käme, wäre das sehr schlecht für uns. Da eine Tunnellösung teuer ist, werden sie nach der günstigsten Lösung für die weitere Trasse suchen, die dann wohl die schlechteste für uns wäre. Das darf nicht passieren“, meinte Rau.
Großer Landverbrauch
BI-Gründungsmitglied Alexandra Ulrich ergänzte: „Die wollen nur Kasse machen, daher ignorieren sie die einfachste Lösung. Da fließt dann viel Geld.“ Und Rauch betonte: „Bei der Bahn werden wir kein Gehör finden. Sie geben sich zwar diskussionsoffen, was dann aber stattfindet, ist nur ein Monolog. Wir brauchen die schon erwähnte Unterstützung in Berlin, um 50 bis 60 enorm lange Züge zu verhindern, die in nächster Nähe pro Tag hier vorbeirauschen sollen.“
Jungbauer Simon Stephan aus Eppelheim meinte in einem emotionalen Vortrag: „Die geplante Trasse R6-1007 würde eine Fläche von 30 bis 40 Hektar verbrauchen, die durch weitere 30 bis 40 Hektar ausgeglichen werden müssten. Dieser Verlust von bis zu 80 Hektar an landwirtschaftlicher Fläche würde, um das anschaulich auszudrücken, einen Verlust von ungefähr 300 000 Kilo Brot pro Jahr bedeuten. Das gilt es zu verhindern.“
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