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„Task Force Energie“ schreitet in Plankstadt zur Tat

So soll in der kalten Jahreszeit beim Strom- und Gasverbrauch in Plankstadt gespart werden.

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Volker Widdrat
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Die "Taskforce Energie" schreitet in Plankstadt zur Tat. © Beisel

Plankstadt. Für den Herbst und den Winter muss von einem Gasmangel und stark steigenden Preisen ausgegangen werden. Ein weiteres schlimmes Szenario wäre ein flächendeckender Ausfall der Stromversorgung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat zwei Verordnungen mit kurz- und mittelfristigen Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung erlassen. Die Verwaltung Plankstadt hat nun eine „Task Force Energie“ eingerichtet und die konkret notwendigen Maßnahmen vorbereitet. Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause stellte das Gremium in der jüngsten Gemeinderatsitzung vor.

Zu der von Bürgermeister Nils Drescher geleiteten Task Force gehören Bernhard Müller von der Stabsstelle Umwelt, Verkehr und Wirtschaft, Andreas Ernst und Michael Ahnepohl vom Bauamt, Doris Grossmann (Bürgeramt), Kämmerer Hans-Peter Kroiher sowie Feuerwehrkommandant Uwe Emmert und der DRK-Vorsitzende Joachim Schäfer-Bach.

Die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde hat den Wärme- und Stromverbrauch der öffentlichen Gebäude, vermieteten Liegenschaften sowie der technischen Anlagen zusammengestellt.

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Energie-Taskforce Plankstadt berichtet: Mehrzweckhalle braucht meiste Energie

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Catharina Zelt
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In den öffentlichen Gebäuden werden kurzfristige Maßnahmen wie die Absenkung der Raumtemperatur rechtzeitig zur Heizperiode umgesetzt. Nicht alle energetischen Sanierungsmaßnahmen können gleich angegangen werden. Das Nahwärmenetz für die öffentlichen Gebäude in der Ortsmitte soll zeitnah realisiert werden, zum anderen der Ausbau der Photovoltaik auf allen noch nicht belegten Dächern der Gemeinde und die Umstellung der restlichen Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten.

Investition in Balkon-Photovoltaik

„Plankstadt kommt relativ schnell weg vom Gas, wir sind auf einem guten Weg“, meinte Bürgermeister Nils Drescher. Die Verwaltung sieht bei den Mietobjekten vor, Anreize für Einsparungen zu schaffen und die Photovoltaiknutzung zu erhöhen. Geplant ist die Beschaffung von zunächst 30 Balkon-Photovoltaikanlagen, die an die Mieter für 60 Euro pro Jahr vermietet werden. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf etwa 1200 Euro je Anlage.

Um die Höhe der Nachzahlungen der Betriebskostenabrechnung zu verringern und damit es 2023 kein böses Erwachen gibt, wurde eine zeitnahe Anhebung der Nebenkostenvorauszahlung bei Gasheizung um 50 Prozent vorgeschlagen. Zusätzlich soll ein Bonussystem für Einsparmaßnahmen bei den Mietern der Gemeindewohnungen einen weiteren Anreiz geben. Bei Energieeinsparungen von 25 Prozent pro Kopf und Jahr soll es 100 Euro pro Person eines Haushalts geben.

In Wohnungen, in denen die Energiekosten seitens der Gemeinde getragen werden, zum Beispiel bei Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften, soll die Raumtemperatur mithilfe einer digitalen Steuerung erprobt und geregelt werden. Als Pilotobjekt dient aktuell das Haus in der Wilhelmstraße 2. Plankstadt hat über 200 Gemeindewohnungen.

Maßnahmen bündeln

Das Gebäude mit dem weitaus größten Energiebedarf ist die Mehrzweckhalle, die rund ein Drittel der Gesamtenergie für Strom und Wärme benötigt. Bei den Wohngebäuden der Gemeinde ist jetzt noch ein Sanierungskonzept zu erstellen, um Fördermittel zu gewinnen und Maßnahmen schließlich zielorientiert zu bündeln. Der Wärmeenergieverbrauch der vermieteten Liegenschaften liegt bei 2,3 Millionen Kilowattstunden. Durch die restliche Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED können bis zu 70 Prozent der momentan hierfür eingesetzten Energiekosten eingespart werden.

Ulrike Krause stellte die kurzfristigen Maßnahmen für die öffentlichen Liegenschaften vor. Flure, Treppenhäuser und Durchgangsbereiche sollen nicht mehr beheizt werden. Arbeitsräume, in denen leichte und überwiegend sitzende Tätigkeiten ausgeführt werden, wie etwa im Rathaus, dürfen nur bis maximal 19 Grad beheizt werden. Für den Bauhof gelten 16 Grad, die Lagerhalle bleibt kalt.

Weihnachtsbeleuchtung unklar

Die Raumtemperatur in den Schulen und Kindergärten wird dagegen nicht angetastet. Die dezentrale Trinkwassererwärmung in öffentlichen Nichtwohngebäuden wird stillgelegt, sofern sie nicht aus hygienischen Gründen betrieben werden muss. Ausgenommen sind Schulen und Kindergärten sowie Sport- und Schwimmhallen. Die Beleuchtung öffentlicher Gebäude soll abgeschaltet werden. Ob das auch für die Weihnachtsbeleuchtung gilt, ist noch unklar. Geringe Einsparungen bringt die Abschaltung des Wasserturms.

Die Räumlichkeiten von Bürgerbüro, Rathaus, Seniorenwohnanlage und Gemeindezentrum werden noch mit relativ alten Gaskesseln beheizt, haben jedoch bis auf das Gemeindezentrum eine gute Energieeffizienz.

Für Gerhard Waldecker (Plankstadter Liste) ist die geplante Umsetzung der Maßnahmen „absolut plausibel“. Die Mehrzweckhalle sei ein neuralgischer Punkt mit einem „Riesenverbrauch an Gas“. „Alles, was mit Gas zu tun hat, hat absolute Priorität“, meinte auch Dr. Felix Geisler (CDU).

Der leuchtende Weihnachtsbaum vor dem Gemeindezentrum dagegen „bringt den Leuten viel und spart keine Energie ein“. Wichtig sei auch, dass die Schulen und Kindergärten nicht von den Sparmaßnahmen betroffen sind.

Knut Doll (Grüne Liste Plankstadt) ging auf die „Gasmangellage wegen einer verfehlten Politik“ ein. „Unser wildester Weihnachtswunschzettel ist auf einen Schlag abgearbeitet worden“, freute er sich. „Gute Arbeit, alles prima, vieles hätte schon viel früher angegangen werden können“, betonte er. Es sei richtig, die Beleuchtung des Wasserturms abzuschalten. Das habe Symbolkraft.

„Viele wunderbare Ideen, gute Lösungen“, dankte auch Jutta Schneider (SPD) für die umfassende Aufstellung durch die neue Task Force.

Der Beschlussvorschlag ging mehrheitlich durch. Bei dem abgekoppelten Vorschlag zum Bonus von 100 Euro pro Person für die Mieter der Gemeindewohnungen kamen fünf Neinstimmen aus der CDU-Fraktion.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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