TSG

Wieso ein Flugzeug nichts mit der Windhose in Plankstadt zu tun hat

Plötzlich aufkommender starker Wind zerstört das Vatertagsfest der TSG-Eintracht-Fußballabteilung. Fast zeitgleich beobachtet eine Frau in der Nähe etwas Seltsames. Die Ursachen für beides geben Rätsel auf.

Von 
Lukas Heylmann
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Symbolbild © Jens Büttner / dpa

Plankstadt. Traudlinde Ochs staunte kürzlich nicht schlecht – und das gleich zweimal. Das erste Mal an Christi Himmelfahrt als sie in ihrem Garten in Plankstadt eine ungewöhnliche Beobachtung machte. Dazu gleich mehr. Das zweite Mal dann am Dienstag als sie in dieser Zeitung einen Bericht über die Windhose las, die an besagtem Feiertag einem Vatertagsfest der TSG Eintracht zum Verhängnis wurde. Und zwischen den beiden Flugzeugen, die die Seniorin von ihrem Garten aus – gerade einmal 200 Meter vom TSG-Gelände entfernt – sehen konnte und der plötzlichen gewaltigen Böe vermutet sie einen Zusammenhang. Denn tatsächlich machte Ochs ihre Beobachtung nur wenige Minuten, bevor sie auch den Rettungswagen hörte, der zum zerstörten Fest unterwegs war – was sie da noch nicht wusste.

Eigentlich blieben ihr die Flugzeuge eher in Erinnerung, weil eines davon etwas im Flug abgelassen hatte, das aussah wie „sehr helle Silberfetzen, die sich beim Herunterfallen“ aufgelöst hätten, wie sie beschreibt. Worum es sich dabei gehandelt haben könnte, ist nicht herauszufinden. Ein Gespräch mit einem Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung bestätigt aber zweierlei. Erstens: Tatsächlich gab es zu dieser Tageszeit – gegen 15.45 Uhr – einen Überflug etwa 10.000 Meter über der Region, nämlich durch ein Flugzeug aus Budapest, das zum Mannheimer City Airport unterwegs war. Zweitens: Anders als von Ochs’ Ehemann vermutet, hat dieses Flugzeug definitiv keinen Treibstoff abgelassen. Das versichert der Pressesprecher, da der Flugsicherung sonst darüber Meldung vorliege.

Flugzeug als Ursache für zerstörtes Fest in Plankstadt ausgeschlossen

Ein Zusammenhang mit dem Vorfall beim Vatertagsfest in Plankstadt ist somit aus Sicht der Flugsicherung unmöglich, bestätigt diese auf Nachfrage. Hinter fliegenden Flugzeugen bilden sich sogenannte Wirbelschleppen. Laut eines Berichts der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) sind das rotierende Luftwirbel, die Flugzeuge im Flug ganz unweigerlich hinterlassen. Zwar gibt es vereinzelte Medienberichte über Wirbelschleppen, die Hausdächer abgedeckt haben, allerdings befanden sich diese in Einflugschneisen von Flughäfen. Laut DMG stellt dieses Phänomen eher eine Gefahr für andere Flugkörper dar.

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Den Zusammenhang zwischen Flugzeug und Windhose hatte Traudlinde Ochs aber auch deshalb nach Lesen des Berichtes vermutet, weil der Tag, den sie größtenteils im Garten zugebracht hatte, in ihrer Erinnerung fast vollkommen windstill war. Das würde zumindest dazu passen, dass Zeugen der Zerstörung auf dem TSG-Gelände den aufkommenden Wind als plötzlich bezeichneten und nicht etwa als lange andauernd.

Nur mäßige Windeschwindigkeit in der Nähe von Plankstadt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet auf seiner Webseite die Möglichkeit, Windspitzen – also die höchste Windgeschwindigkeit eines gegebenen Tages – einzusehen, allerdings nur dort, wo sich auch eine Messstation befindet. Die von Plankstadt aus geografisch nächste ist in Mannheim und gibt als Windspitze für Christi Himmelfahrt eine Geschwindigkeit von 7,6 Metern pro Sekunde an, was auf der Beaufort-Skala einer Stärke von 4 entspricht. Das bedeutet mäßiger Wind, laut DWD heben sich dabei nur Staub und loses Papier. Immerhin: Die in östlicher Richtung nächste Station von Plankstadt aus – in Waibstadt – gibt für den gesuchten Tag eine Windspitze von 10,9 Metern pro Sekunde an. Das ist eine 6 auf der Skala und somit laut DWD „starker Wind, bei dem Regenschirme schwierig zu halten“ sind.

Was es nun also war, das Traudlinde Ochs aus dem Flugzeug kommen sah und wieso ein so starker Wind so plötzlich das Vatertagsfest der TSG-Fußballabteilung traf, bleibt zumindest fürs Erste gleichermaßen ungeklärt.

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