Obst- und Gartenbauverein

Kräuterfachmann Reinhard Becker hält Vortrag in Reilingen

Sein Fachgebiet sind "vergessene Kräuter". Diese helfen laut Reinhard Becker auch der Psyche und dem Immunsystem der Menschen.

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zg/chb
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Einladung zum Kosten: Zum Abschluss seines Vortrags hat Reinhard Becker beim OGV einen Salat zubereitet und mit Kräutern aufgewertet. © Berger

Reilingen. Reinhard Becker hat beim Obst- und Gartenbauverein (OGV) Reilingen eine Lanze für „vergessene Kräuter“ gebrochen. „Meine Erfahrung zeigt, dass das, was wir als Menschen gerade brauchen, in großer Zahl in der Natur wächst“, sagte der Kräuterfachmann aus Stutensee bei Karlsruhe auf dem OGV-Gelände. Derzeit seien solche Pflanzen besonders wichtig, die die Psyche und das Immunsystem stärken.

Eine Kräuterpflanze, die unter anderem bei Angstzuständen und dem sogenannten Altersherz hilft, sei die Zitronenmelisse. „Sie wurde leider vergessen. Denn viele kennen die Melisse nur als Zutat in einem Klostertrunk“, teilte Becker den rund 50 Besuchern mit. Dabei habe diese Pflanze mehr Beachtung und Verehrung verdient – nicht zuletzt durch die Verwendung als frisches Kraut. Ob als Zutat im Salat oder als Beigabe zum Gemüse: Die Melisse sei nicht allein nervenstärkend, sie wirke auch wohltuend bei Nieren- und Darmproblemen, stärke das Herz sowie die Milz („unsere innere Sonne“) und helfe der Leber bei der Entgiftung des Körpers.

„Sie haben Glück, denn Sie haben einen Garten“, sagte der Referent zu den Gästen auf dem Gelände des OGV. „Da ist nichts dran, was man nicht will“, spielte Becker auf den Einsatz oder eben den Verzicht von synthetischen Giften beim Anbau an. Was die Melisse betrifft, durften sich die Besucher zu Beginn des Infoabends mit einem Gläschen Kaltauszug der Blätter erfrischen. Als weitere Zubereitungsarten für die innerliche Anwendung stellte der Fachmann den Aufguss und die Urtinktur vor. Gut für Haut (Stichwort: Wunden) und Lunge sei außerdem ein Bad, wenn man zuvor einen Liter heißes Wasser mit einer oder zwei Händen voll Melisse hineingetan habe.

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Becker nannte außer eigenen Erfahrungen – bei sich selbst oder bei Ratsuchenden – auch zahlreiche Quellen als Belege für die Wirkungen der von ihm vorgestellten, rund ein halbes Dutzend Kräutern: unter anderen den Abt Walahfrid Strabo (9. Jahrhundert), die Heilige Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) und die Traditionelle Chinesische Medizin.

Heilkundliche Schriften ausgestellt

Der Referent hatte auf dem OGV-Gelände zahlreiche heilkundliche Schriften ausgestellt. Vorsitzende Monika Kappes begrüßte den Experten, der vor zehn Jahren beim Verein einen seiner ersten Vorträge überhaupt gehalten hatte. Ihr Amtsvorgänger Karl Bickle nannte ein profundes Wissen der Kräuterkunde und ein Verständnis für die Bedürfnisse des Publikums als Qualitätsmerkmale von Beckers Vortragsart.

Der Kräuterfachmann widmete sich bei seiner rund zweistündigen Vorstellung, die er mit der Zubereitung eines Salats mit zahlreichen Kräutern krönte, außerdem intensiv dem Mädesüß. Das an feuchten Standorten vorkommende Kraut enthält einen Wirkstoff, der gegen Kopfschmerzen helfe. Anders jedoch als Aspirin, dem es seinen Namen entliehen habe, gingen mit der Einnahme von Mädesüß keine Nebenwirkungen auf Magen und Darm einher. Ein weiterer Segen der Pflanze sei die Stärkung des Immunsystems, insbesondere bei Infektionskrankheiten. „Mädesüß hilft auch bei der Entgiftung des Körpers“, sagte Becker. Er forderte die Besucher dazu auf, es einfach selbst mit dem Einsatz von Kräutern wie diesem zu probieren. „Den richtigen Weg muss jeder für sich finden.“

In diesem Jahr sei der Mädesüß an vielen Stellen in großer Zahl anzutreffen. „Das, was wir als Menschen brauchen, finden wir immer reichlich in der Natur“, ist Becker überzeugt. Neben Zitronenmelisse und Mädesüß sprach er ausführlich über die Wirkungen der Kapuzinerkresse, der Minze und des Gundermanns. „Für 2023 sind Sie schon wieder als Referent eingeladen“, sagte Vorsitzende Kappes, die sich über die große Resonanz freute. zg/chb

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