Reilingen. Während draußen eine erste sommerliche Hitzewelle mit schwülen Temperaturen zu schaffen machte, erwartete die Ratsmitglieder im Bürgersaal des Rathauses angenehme Kühle. Rund eineinhalb Stunden nahm die monatliche Arbeitssitzung des Technischen Ausschusses in Anspruch. Themenschwerpunkte waren insbesondere die bauliche Entwicklung der Gemeinde sowie verschiedene Bauvorhaben.
Für ein Wohnungsbauvorhaben im Erich-Kästner-Ring will der Antragsteller von den Vorgaben des Bebauungsplanes abweichen. Dazu hat er sich das erforderliche Einvernehmen des Technischen Ausschusses gesichert. Einstimmig im Wege der Befreiung zugelassen wurde eine mit den beiden Zwerchgiebeln um 1,43 Meter höher ausfallende Traufe sowie als Ausnahme eine Garage und Fahrradgarage mit Flachdach, die dauerhaft zu begrünen sind.
Visionen für Quartiersbebauung
Wie kommen die im Mai 2021 eingeleiteten Planungen für eine Neuordnung des Quartiers Alte-Friedhof-/Ziegel-/Wilhelm- und Kirchenstraße voran? Antwort auf die Frage gab Bürgermeister Stefan Weisbrod mit einem Statusbericht zum aktuellen Entwicklungsstand eines städtebaulichen Konzepts.
Mitte Oktober waren alle Eigentümer im Plangebiet eingeladen und in einem ersten Bürgerdialog die Interessenslage abgefragt worden. An einer sich anschließenden Fragebogenaktion beteiligten sich etwa 88 Prozent der Bewohner. Dabei ging es vornehmlich um Alter und Struktur der vorhandenen Gebäudesubstanz und anstehende bauliche Veränderungen. Das gewonnene Stimmungsbild wertete die Karlsruhe Firma Modus Consult Gericke aus. Sie konnte bereits einen ersten Bebauungsplanentwurf erarbeiten.
Mit ihm soll die Nutzungsart in dem Quartier festgeschrieben, die bauliche Dichte begrenzt und mit der Vorgabe überbaubarer Flächen, Grundflächenzahlen, Gebäudehöhen, Grenzabständen et cetera eine behutsame Nachverdichtung ermöglicht werden. Dazu gehören auch Regelungen für eine mögliche Bebauung in zweiter Reihe. Zielvorgabe ist ein Erhalt des ortstypischen Charakters sowie der Garten- und Grünflächen im Innenbereich, aber auch Obergrenzen für maximal zwei Wohneinheiten und eine verpflichtende Vorgabe von mindestens zwei Stellplätzen je Wohnung. Die Konzeption berücksichtigt ebenso das Freihalten möglicher Zufahrtsbereiche zum Blockinneren als Erschließungsoption für eine künftige Nachverdichtung.
Dass der Weg zu einem die unterschiedlichen Interessenslagen abdeckenden Bauleitplan kein einfacher wird, darüber waren sich Rat und Verwaltung einig. Denn nach dem ernüchternden Ergebnis der Anwohnerumfrage gibt es bislang nur wenig Interesse an baulichen Veränderungen. Eine klare Mehrheit lehnt eine Bebauung in zweiter Reihe ab und setzt sich für einen erhöhten Stellplatzschlüssel sowie eine gesicherte „Grüne Lunge“ in der Mitte des Quartiers ein.
Neuen Wohnraum schaffen
„Die Gemeinden sind gefordert, neuen Wohnraum zu fördern und vor einer weiteren Außenentwicklung für eine maßvolle innerörtliche Nachverdichtung zu sorgen“, stellte Bürgermeister Stefan Weisbrod fest. Am Beispiel mehrerer Quartiere werde aber erkennbar, dass dies ohne entsprechende Rahmenbedingungen nicht wirklich gelinge. „Wir brauchen dringend ein Steuerungsinstrument, um eine zunehmend überbordende Nachverdichtung zu regulieren“, so seine Erkenntnis. Schon lange sei die Wirtschaftlichkeit einziger Maßstab, worunter vor allem das Erscheinungsbild der Gemeinde leide. Weisbrod sicherte zu, das Planfeststellungsverfahren für das Quartier Alte-Friedhof-/Wilhelmstraße voranzutreiben und die möglichen Planinhalte in einer der kommenden öffentlichen Sitzungen im Gemeinderat vorzustellen. jd
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-ort-soll-im-inneren-wachsen-_arid,1971005.html