Reilingen. Die Fraktion der Freien Wähler hat den Generationswechsel an der Spitze vollzogen: Patricia Faber (Bild) ist nun die Sprecherin der fünf Mitglieder starken Gruppe, Sabine Petzold nimmt den Posten der Stellvertreterin ein, den Faber bisher innehatte. Eine Verjüngung zur Hälfte der Sitzungsperiode, die schon gleich nach der Wahl im März 2019 beschlossen worden war.
„Ein sehr befreiender Schritt“, urteilt Sabine Petzold im Gespräch mit unserer Zeitung und sieht in dem Wechsel auch ein Zeichen für die Jugend, die nur dann eine Chance habe, sich im Rat zu bewähren, wenn man sie in die Verantwortung nimmt. Ein zweiter Aspekt, den Petzold anführt, ist die Frage der Betrachtungsweise. Die Jugend habe andere Schwerpunkte, sehe manche Punkte unter einem anderen Blickwinkel und könne so neue Themen in den Rat tragen.
Für Faber bedeutet der Schritt eine Menge mehr an Verwaltungsarbeit. Fraktionssitzung wollen vorbeireitet, die Tagesordnung der Ratssitzung aufbereitet, Meinungen zusammengetragen, gebündelt und unter einen Hut gebracht werden. Zum Glück, so Faber, werde sie dabei nicht alleingelassen, die Kollegen mit ihrem „großen Erfahrungsschatz“ stehen ihr zur Seite, bringen ihr Fachwissen ein.
Ganz klar, so Faber, sie ist die Sprecherin, bei ihr laufen die Fäden zusammen. Dennoch, jeder einzelne Gemeinderat der Freien Wähler hat seine eigene Meinung und kann diese im Rat auch zur Sprache bringen. „Es gibt keinen Fraktionszwang“, stimmt ihr Petzold zu und merkt gleichfalls an, dass die Arbeit auf viele Schultern verteilt werde.
Stärker um Vereinsarbeit kümmern
Sie selbst, betont Petzold, wolle sich künftig stärker um die „Vereinsarbeit“ der Freien Wähler kümmern, sprich den inneren Dialog der Wählergemeinschaft, die auch in der Öffentlichkeit wieder sichtbar werden müssen, sieht Petzold nach der langen Corona-bedingten Pause die Notwendigkeit, in der Öffentlichkeit Flagge zu zeigen. Zumal die Freien Wähler nicht so im Fokus stünden wie die Parteien mit ihren Landes- und Bundesgliederungen.
Die fehlenden Verbindungen zur Landes- und Bundespolitik werden in den Augen von Petzold und Faber dadurch kompensiert, dass die Freien Wähler vor Ort das Ohr am Bürger hätten, gut vernetzt seien. Und immer sei es ihr Anliegen, die Betroffenen mit ins Boot zu holen.„Die Arbeit bleibt spannend“, stellt Faber fest, die vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen und einer Infrastruktur, die finanziert sein will, große Aufgaben auf den Rat zukommen sieht. Zumal die Kosten für die Betreuung durch die Decke gehen würden, die Kommunen dabei allein nicht mehr in der Lage seien gegenzusteuern.
Ein weiteres Thema, das den Freien Wählern am Herzen liegt ist der Schutz des Klimas, ein anderes der Abbau von Bürokratie. Gerade die Landwirtschaft ersticke in einer Flut von Vorschriften. In sozialen Fragen, beispielsweise bei der Rentenberatung, wünscht sich Petzold einen festen Ansprechpartner im Rathaus. Dadurch werde die Verbindung von Verwaltung zu Bürgern und umgekehrt gestärkt.
Denn Reilingen sei in vielen Bereichen noch eine Wohlfühlgemeinschaft, die es zu schützen gelte, ist Faber überzeugt. ArchivBild: Lenhardt
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