„Ich freue mich immer wieder, wenn ich mal in Gummistiefeln in die Natur kann und etwas anderes sehe und höre als Politik“, so das Schlusswort des Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann nach einem durchaus nicht alltäglichen Treffen mit der Stadtratsfraktion der Schwetzinger Freien Wähler (SFW).
Ein Grüner bei den Freiwählern – ein Meinungsaustausch, der Spannung bereits im Vorfeld des Treffens versprach, so Carsten Petzold, Fraktionsvorsitzender und Pressesprecher der SFW in einer Pressemitteilung. Eines wurde jedoch ziemlich schnell klar: Dr. Baumann ist Schwetzinger und steht zu seiner Heimatstadt und ihren Menschen, auch wenn er durchaus andere Vorstellungen, ja Visionen hat, als so manch Stadtrat und auch Abgeordneter der Grünen in Land, Bund und Europa. Gleich am Anfang mit Äußerungen der Grünen-Europaabgeordneten Paulus konfrontiert, den Spargelanbau zu verbieten, konnte Baumann nur noch feststellen, dass dies ja wahrhaft „Mist“ gewesen sei und auch Paulus vermutlich zur Besinnung kommen wird, wenn sie sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt. Er konnte die hiesigen Spargelbauern soweit beruhigen, dass das mit ihm nicht zu machen sein wird. Auch sonst scheute Baumann kein Thema und stand zu allen Fragen Rede und Antwort. Selbst zum Thema Haubenlerchen und dem Katzenausgangsverbot in Walldorf. So was wird es in seinem Wahlkreis nicht geben: Haubenlerchen brauchen keine Zäune, sondern intelligente Lösungen. Sie können auch anders und besser geschützt werden.
Diskussion zur Gütertrasse
Thema Zugverbindung nach Heidelberg: Hier will Baumann zunächst eine Taktverdichtung der bestehenden Verbindung, was bereits zugesagt wäre, und auch die Gleiskurve in Richtung Heidelberg. Hier sollen durch eine Erhebung die Nutzungszahlen festgestellt werden. Sind die Zahlen gut, soll das Planfeststellungsverfahren folgen. Baumann setzt sich dafür ein, dass das Land dieses sehr wichtige Bahnprojekt für die Kurpfalz vorantreibt.
Die Optionen für eine neue Güterstrecke, entweder zwischen Eppelheim und Plankstadt, eine Untertunnelung von Schwetzingen oder die Streckenführung entlang der BAB/L 599 wurden kontrovers diskutiert. Insbesondere die günstigste Lösung, die Streckenführung entlang der BAB/L599 stieß bei den SFW auf keine Gegenliebe, da dies im Endergebnis wohl drei bäuerliche Existenzen in Schwetzingen kosten würde.
Thema Energiegewinnung in der Zukunft: Baumann machte keinen Hehl daraus, dass er großer Fan der Tiefengeothermie ist und dies nach Kräften fördern wird. Diese Technik sei heute sicher und risikolos, da man die Tiefenanwendung in 3000 bis 4000 Metern betreibe und außerhalb von bebauten Gebieten. Eine sichere und effektive Technik, die in der hiesigen Region eine CO2-freie Wärmeversorgung für 120 000 Haushalte garantieren würde. Selbst in Schwetzingen gibt es aus seiner Sicht geeignete Stellen, die weit weg von der Wohnbebauung liegen. Auch das Thema Flusswärmepumpen kam zur Sprache. Das funktioniere im Neckar, warum nicht im Rhein?
Im Gespräch über die Photovoltaikpflicht für Neubauten und Neueindeckungen wollte Stadträtin Elfriede Fackel-Kretz-Keller wissen, wie es sein kann, dass eine Gestaltrahmensatzung wie in der Schwetzinger Innenstadt diese Rechtsverordnung außer Kraft setzen kann? Bricht hier nicht Landesrecht kommunale Verordnungen? Immerhin können in der Innenstadt viele Solarwillige aufgrund der Satzung keine Paneele installieren. Antwort: Die gesetzliche Photovoltaikpflicht bricht nicht die Gestaltungssatzung der Stadt. Hier müsse also die Stadt für die Energiewende aktiv werden.
Streitthema Schwetzinger Wiesen
Im Verlauf des Abends wurden noch viele Themen diskutiert, bis Andre Baumann zu den Schwetzinger Wiesen und der Landwirtschaft kam. Die fehlende Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie durch das Regierungspräsidium wurde von Baumann genauso bemängelt wie von den SFW. Gleichwohl erläuterte er seine Pläne für die Schwetzinger Wiesen. Leitthese sei: „Kein Mais in Moorstandorten“, das schließt Baumann absolut aus, „ist mit mir nicht zu machen“. Dies stieß natürlich sogleich auf Widerstand. Landwirtin Elfriede Fackel-Kretz-Keller widersprach heftig und erläuterte eingehend die Geschichte der Wiesen und die Bedeutung für die Schwetzinger Landwirte. In der anschließenden Diskussion konnten hier keine gemeinsamen Positionen gefunden werden. Baumann strebt für die Wiesen eine „moorverträgliche Landwirtschaft“ an, die absolut voraussetzt, dass die Moorflächen aus der Nutzung herausgenommen werden. Er könne sich sogar vorstellen, dass dort wieder Viehwirtschaft angesiedelt werden kann. Es gäbe Anfragen von Betrieben, die hier einsteigen würden. Abschließend schlug Baumann vor, die Landwirte vor Ort zu einer Runde mit ihm einzuladen, um seine Vorstellungen und die der Landwirte zu diskutieren und einvernehmliche Möglichkeiten zu erörtern.
Letztlich ging der Abend mit einigen kommunalen Themen wie Lehrschwimmbecken in der Nordstadt und Solarmodule an Balkongeländern zu Ende. Ein wirklich interessanter Abend mit einem authentischen Landtagsabgeordneten, so Pressesprecher Petzold abschließend. cp/zg
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