Reilingen. Gleich 23 Reparaturen beim ersten Mal: Mit einem so guten Start des Reparatur-Cafés haben die Initiatoren Korina und Ralf Dielschneider nicht gerechnet. „Es war aus dem Stand ein Erfolg“, sagen die beiden über den gelungenen Auftakt im März (wir berichteten) – und klingen selbst ein Vierteljahr später noch freudig überrascht. „Wir bekommen sehr viel positives Feedback“, erzählen sie weiter. Was natürlich beflügelt. Das Helferteam habe sich inzwischen nahezu verdoppelt, anstelle des ursprünglichen Dutzends stehen mittlerweile 23 Ehrenamtliche bereit, um beim Flottmachen defekter Drahtesel, betagter Bügeleisen oder reparaturbedürftiger Radios behilflich zu sein. Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen?
„Ich habe vor einiger Zeit an einer Veranstaltung teilgenommen, bei der es darum ging, wie wir mit dem Klimawandel umgehen und welchen Beitrag wir als Einzelne leisten können“, berichtet Korina Dielschneider. „Damals habe ich mir gedacht, dass es nachhaltiger wäre, mehr Dinge zu reparieren, statt wegzuwerfen.“ Da sie sich evangelischen Kirchengemeinde engagiere, habe sie Pfarrerin Eva Leonhardt von der Idee eines Reparatur-Cafés erzählt und „sie war sofort begeistert“. Zum ersten Projekttreffen luden die Dielschneiders alle, die an dem Vorhaben mitwirken wollten, am 26. November 2024 zu sich nach Hause ein.
Reparatur-Café
Findet vierteljährlich im Martin-Luther-Haus in Reilingen statt.
Nächster Termin ist am Samstag, 21. Juni, von 14 bis 17 Uhr.
Hilfe gibt es bei Elektrokleingeräten, der Installation von Soft- und Hardware bei Laptop und PC, einfachen mechanische Reparaturen an Fahrrädern, der Ersatzteil-Suche und Näharbeiten.
Alles für die normale Funktion benötigte Zubehör ist mitzubringen , zum Beispiel Batterien, Kabel, Stecker und Bedienungsanleitungen, falls vorhanden.
Weitere Informationen gibt es unter ev-kirche-reilingen.de/aktuelles/aus-der-gemeinde/reparaturcafe.
Unter dem Dach der Kirchengemeinde
In der Folge erkundigten sich die Beteiligten, wie so ein Reparatur-Café vorbereitet werden sollte. Wichtige Fragen waren nicht zuletzt: „Wie organisieren wir uns und wo finden wir geeignete Räume?“, erinnert sich Ralf Dielschneider. Nützliche Informationsquellen seien verschiedene Organisationen gewesen, die Erfahrung mit dem Thema haben. „Wir hatten außerdem das Riesenglück, dass ein gemeinsamer Freund schon ein Reparatur-Café in Maxdorf betreibt“, nennt er eine ergiebige Quelle für Ratschläge. Wertvolle Tipps hätten zudem die Verantwortlichen des Eppelheimer Repair Cafés beigesteuert.
Das Glück war der Gruppe noch in anderer Hinsicht hold: Die Kirchengemeinde hat das Projekt unter ihrem Dach aufgenommen – im wörtlichen und übertragenen Sinne. „Sie hat uns diesen tollen Raum hier zur Verfügung gestellt“, schwärmen die beiden 61 Jahre jungen Initiatoren. Dank flexibler Wände lasse sich der große Saal im Luther-Haus an den jeweiligen Platzbedarf anpassen. Zudem liege er ebenerdig und sei so auch für Menschen mit Gehbehinderung problemlos erreichbar. „Und mit unserer Internetseite dürfen wir die Website der Kirchengemeinde nutzen“, betont Ralf Dielschneider. Diese Unterstützung biete einen bedeutenden Vorteil: „Wir mussten keinen eigenen Verein gründen.“ Seine Frau ergänzt, dass Bürgermeister Weisbrod als Repräsentant der politischen Gemeinde dem Reparatur-Café-Projekt ebenfalls stets offen gegenüber stand.
Ein durchdachtes Konzept und viele Unterstützer
Die zweite Zusammenkunft der Gruppe folgte am 17. Januar, wobei die Vorbereitungen schon konkreter wurden. So benötigte die angestrebte Hilfe zur Selbsthilfe noch einen Namen. „Warum einen englischen Begriff verwenden, wenn es einen treffenden deutschen dafür gibt?“, fasst Korina Dielschneider die Überlegungen zusammen, die letztlich in Reparatur-Café mündeten. Daneben erstellte das Team einen Tischplan. „Darin richteten wir einen Empfang ein und je nach Tisch Schwerpunkte fest wie Näharbeiten, Holz und Möbel, Elektro sowie Hard- und Software“, erläutert ihr Mann Ralf. Für die Wartenden wurde eine Kaffee- und Kuchenecke vorgesehen. Darüber hinaus habe ein Maler Abdeckmaterial für den Boden und die Tische spendiert.
Drei Monate später – am 22. März – öffnete das Reparatur-Café im Luther-Haus dann erstmals seine Pforten. Zur geglückten Premiere habe auch diese Zeitung beigetragen. „Es kamen nicht nur an dem Tag einige Leute, die durch den Ankündigungsartikel davon erfahren hatten, sondern auch vorher drei weitere Helfer just in dem Bereich, wo uns damals noch am stärksten der Schuh drückte“, verrät sie. Das Trio habe sich nämlich mit elektrischen Geräten ausgekannt. „Diese Expertise kurz vor dem offiziellen Auftakt dazuzubekommen, war wie ein Wunder.“ Zumal es sich bei zwei Dritteln aller Reparaturen um solche Apparate gehandelt habe. An den Höhepunkt bei denen Reparaturen erinnert sich Ralf Dielschneider noch gut: eine Art Flipper aus dem 19. Jahrhundert. „Da haben sich unsere Helfer richtig reingefuchst, um ihn wieder hinzubekommen. Und das ist ihnen am Ende auch gelungen.“
Neue Ideen erproben
Bei der zweiten Auflage am Samstag erwartet die Besucher bereits die erste Neuerung. „Von den Spenden, die uns zugingen, haben wir unter anderem ein Messerschleifgerät angeschafft. Damit können wir jetzt auch haushaltsübliche Klingen schärfen“, kündigen die Dielschneiders an. Auch sonst sind ihre Mitstreiter und sie bestrebt, das Format weiterzuentwickeln.
Ein weiterer Einfall betrifft das nahende Support-Ende für Windows 10. „Wir wurden vom Netzwerk Reparatur-Initiativen angeschrieben, ob wir vielleicht PC- und Laptop-Besitzern Hilfe beim Umstellen auf das Betriebssystem Linux anbieten wollen“, verraten sie. Daraufhin habe sich im Austausch mit umliegenden Reparatur-Cafés, allen voran mit den Kollegen in Walldorf, ein kleines Netzwerk gebildet. Dieser Extraservice solle aber unabhängig vom Reparatur-Café laufen und in der Fritz-Mannherz-Halle stattfinden. Dort habe die politische Gemeinde einen Raum bereitgestellt, der über eine bessere Internetverbindung verfügt. „Unsere Experten klären noch, welche Linux-Version wir dafür verwenden werden“, verrät Ralf Dielschneider.
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