Gemeindegeschichte

So ist der Handball in Reilingen entstanden

Als Urvater des Reilinger Handballs gilt Peter Schell. Er trug 1923 als TBG-Vorsitzender maßgeblich an der Gründung einer neuen Abteilung bei und war auch beim Spielmannszug aktiv.

Von 
Josef Dufrin
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Die Sportlerinnen der Damenturnriege im Jahr 1925 mit dem damaligen TBG-Vorsitzenden Peter Schell (l.) und Vorstandsmitglied Georg Michael Sturm (r.). © Gemeinde

Reilingen. Wer hat´s erfunden? Bei allem, was Menschen gemacht oder erfunden haben, wird um Urheberrechte gestritten. Wenig verwunderlich ist es daher, dass verschiedene Nationen die Urheberschaft des Handballs für sich beanspruchen. Hierzulande entwickelte sich das eigentliche Handballspiel aus verschiedenen Vorläufern wohl Anfang des 19. Jahrhunderts.

In Reilingen wird der Weg zur Bildung einer Handballabteilung geebnet

Unstrittig ist dagegen das Gründungsjahr der Reilinger Handballabteilung beim Turnerbund Germania 1890. Man schrieb das Jahr 1923, als der damals 38-jährige TBG-Vorsitzende Peter Schell (kleines Bild), ein Großvater des gleichnamigen, heutigen Gemeinderates Peter Schell, den Weg für die Bildung einer eigenen Handballabteilung ebnete.

Über die Person des Gründervaters Peter Schell ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. 1885 wurde Schell in Reilingen geboren. Bereits 1951 verstarb er allzu früh im Alter von nur 66 Jahren. Verheiratet war Schell mit Franziska geborene Wirth, die ihm vier Kinder schenkte: Wilhelm, Ernst, Anna und Karl, der Vater von Gemeinderat Peter Schell. Alle vier Kinder sind mittlerweile verstorben.

Ihren Wohnsitz hatte die Familie in der Hauptstraße, „vis á vis“ der heutigen Tankstelle. Schell engagierte sich augenscheinlich nicht allein im Turnerbund, sondern war auch Tambourmajor beim Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr, was historische Fotoaufnahmen belegen.

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Aus seinen Kindheits- und Jugenderinnerungen weiß der auf den Herrenbuckel ausgesiedelte Landwirt und Gemeinderat Peter Schell noch einige Anekdoten aus früherer Zeit zu erzählen. Zu Lebzeiten seines Großvaters seien die Handballspiele auf dem Sportplatz am südlichen Ortsrand ausgetragen worden, einem Platz, der mehr einem wild gewachsenen Grasacker geähnelt habe.

Mit 16 Jahren sei er gerade stolzer Inhaber einer Fahrerlaubnis für einen Bulldog geworden, als ihn sein Großvater angesprochen habe: „Hör mal, am Samstag kommt Friedrichsfeld. Sorg dafür, dass auf dem Spielfeld das Gras gemäht wird.“ So habe er eben mit seinem Traktor ein bis zwei Stunden seine Runden auf dem holprigen Platz gedreht und das bis zu 30 Zentimeter hoch gewachsene Gras eingekürzt.

Eine der wenigen historischen Fotoaufnahmen von Peter Schell, dem Gründer der Handballabteilung des Turner-bundes © schell

Rund um die Spielfläche waren drei Rundbahnen mit einer Länge von 333 Metern angeordnet, entsinnt sich Schell. „Die Laufstrecke verfügte damals über keinen besonderen Sportbodenbelag, Asche oder etwa Kunststoff. Als Untergrund diente ganz normale Erde, die stellenweise von Unkraut überwuchert wurde.“

Zwei Stunden lang wird die Rasenfläche bearbeitet

Wenn die alljährlichen Jugendspiele der Schule anstanden, habe der damalige Schullehrer Anton Germer seine Schüler dazu angehalten, die Rundbahn von störendem Bewuchs zu befreien. „Alles, was eine Hacke hat, kommt zum Sportplatz“, war seine klare Anweisung. Und so habe sich ein gutes Dutzend Schüler daran gemacht, in schweißtreibender Arbeit rund zwei Stunden lang die Rundbahnen in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Eine zu dieser Zeit selbstverständlich erscheinende Handlungsweise, wie sie heutzutage nicht mehr denkbar wäre.

Überhaupt hätten sich die Akteure zu dieser Zeit mit reichlich pragmatischem Vorgehen beholfen und das fehlende Geld durch viel Eigenleistung ersetzt, führt er weiter aus. Dank der Kontakte zu Revierförster Ernst Schell – einem Onkel von Peter Schell – sei es den Handballern damals beispielsweise gelungen, aus Holzstangen aus dem Wald in Eigenleistung ein Schutzgeländer für die Zuschauer der Handballspiele zu zimmern.

Wie schon sein Großvater, habe auch sein Vater Karl Schell gerne zusammen mit Günther Krämer Handball gespielt, denkt Peter Schell zurück. Eine ernsthafte Kriegsverletzung habe aber der Spielfreude ein jähes Ende bereitet. Kurz vor Weihnachten 1944 sei die Familie über die in Frankreich erlittene Verwundung des Vaters informiert worden.

Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte der verletzte und an der Hand amputierte Karl Schell in seine Heimatgemeinde Reilingen zurück.

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