Reilingen. Vorgestellt wurden dem Technischen Ausschuss die Erkenntnisse eines von der Karlsruher Firma „AutenSys“ erstellten Energieberichts für die Fritz-Mannherz-Hallen. Das 48-seitige Werk befasst sich ausführlich mit möglichen Energieeffizienzmaßnahmen, der Nutzung von Photovoltaik und der Notstromversorgung des Hallenkomplexes. Für das Energieaudit, also eine Vor-Ort-Energieberatung, wurden von der Gemeinde rund 10 000 Euro aufgewendet, wovon das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 7140 Euro übernommen hat.
Nach Einschätzung der Gutachter befindet sich die Anlagentechnik der Fritz-Mannherz-Hallen wärmeseitig auf einem guten Stand, die über ein modernes Blockheizkraftwerk und zwei Gaskessel sichergestellt ist. Langfristig wird jedoch ein Umstieg auf regenerative Energieträger empfohlen. Stromseitig wird nahegelegt, Einsparpotenziale bei der Beleuchtung, Raumlufttechnik und Pumpen zu nutzen. Mit einem Austausch der alten Leuchtstoffröhren und dem Erneuern elektrisch angetriebener Pumpen sowie einer bedarfsgerechten Steuerung der Raumlufttechnik könnten jährlich bis zu 103 000 Kilowattstunden Strom und Gas eingespart werden, haben die Experten berechnet. Das entspreche Energiekosten von rund 17 000 Euro und einer CO2-Emission von etwa 50 Tonnen.
Für Photovoltaik ungeeignet
Eine Grobanalyse befasst sich darüber hinaus mit der möglichen Ausstattung der Dachflächen mit Photovoltaikanlagen. Bei voller Belegung könnte eine Leistung von bis zu 314 Kilowatt Peak erreicht und ein Stromertrag von jährlich etwa 281 000 Kilowattstunden generiert werden, errechneten die Gutachter. Bei einem angenommenen Autarkiegrad von 47 Prozent müssten nur noch etwa 97 600 Kilowattstunden pro Jahr zugekauft werden. Die baulichen und statischen Verhältnisse lassen indes eine solche Nachrüstung gegenwärtig nicht zu.
„Die Sporthalle wurde im Sommer 2017 mit einem Stehfalzsystem aus Aluminium (Kalzip) neu bedacht“, erklärte dazu Bürgermeister Stefan Weisbrod. Ein derartiges Dach erfülle jedoch nicht die Anforderungen an die Windlast, die beim Aufbringen von Solarmodulen zwingend zu berücksichtigen seien. Die Module könnten durch den bei entsprechenden Windverhältnissen von der Luftströmung hervorgerufenen Unterdruck wegfliegen, so die einhellige Meinung der Experten. „Unser Sporthallendach kommt daher für die Ausstattung mit Photovoltaik-Modulen nicht in Frage“, bedauerte Bürgermeister Stefan Weisbrod. Über ein identisches Dachsystem verfüge auch die 1991 wieder aufgebaute Mehrzweckhalle. „Vorstellbar wäre es, die auf eine Lebenszeit von etwa 40 Jahren ausgelegte Bedachung vorzeitig zu erneuern und dabei energetisch zu ertüchtigen“, schlug Weisbrod vor.
Wappnen will sich die Gemeinde auch für Krisensituationen, in denen die Fritz-Mannherz-Hallen als Notunterkunft dienen sollen. Deshalb muss die Strom- und Wärmeversorgung sichergestellt sein. Die Untersuchung hat ergeben, dass ein Großteil des Notstrombedarfs über das vorhandene Blockheizkraftwerk mit 20 Kilowatt elektrischer Leistung gedeckt werden kann. Allerdings müssen die technischen Möglichkeiten noch eruiert und hergestellt werden, die einen „Schwarzstart“, unabhängig vom Stromnetz ermöglichen. „Bei einem Blackout wird es jedoch allenfalls erreichbar sein, eine der beiden Hallen mit Wärme und Helligkeit zu versorgen“, schränkte Bürgermeister Stefan Weisbrod ein.
Notstromaggregat erforderlich
Für Spitzenlasten soll zusätzlich ein noch anzuschaffendes, stationäres Heizöl- oder Dieselaggregat mit einer elektrischen Leistung von 40 Kilowatt dienen. Erforderlich wird es zudem, dass sogenannte „Krisenschaltpläne“ erarbeitet werden, in denen festzulegen ist, welche Anlagen im Krisenfall noch funktionieren sollen und auf welche verzichtet werden kann.
Letztendlich zeigt das Gutachten auch Einsparpotenziale im Energiesektor auf, die mit relativ geringen investiven Mitteln von überschlägig 15 000 Euro kurzfristig zu erreichen sind. Vorgeschlagen wird, die Schaltzeiten der Raumluftanlage anzupassen, die Leuchtmittel in beiden Hallen auszutauschen und die Pumpen der Warmwasserversorgung zu erneuern. jd
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