Flutkatastrophe - SC 08 bringt Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel im Konvoi zum Nürburgring / Initiative von Trainer Patrick Rittmaier stößt auf riesige Resonanz

Überwältigende Solidarität: SC 08 bringt Güter im Konvoi zum Nürburgring

Von 
Matthias Mühleisen
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Reilingen. Stolz auf seinen SC 08 ist Uli Kief grundsätzlich immer. Doch was Aktive, Jugendliche, Trainer und weitere Mitglieder am Freitag und Samstag geleistet haben, bringt ihn ins Schwärmen. Der Sportverein hat für die Opfer der Flutkatastrophe zu Sachspenden aufgerufen und ist von der Hilfsbereitschaft der Menschen geradezu überrollt worden. Rund 50 Menschen aus dem Verein, aber auch darüber hinaus haben am Samstag dafür gesorgt, dass die Güter ankamen.

„Die Solidarität, die die Leute gezeigt haben, ist überragend. Aus einem Schneeball ist eine Lawine geworden – ich hätte nie gedacht, dass wir eine solche Menge an Hilfsgütern übergeben können“, blickt Kief noch immer begeistert von der Gemeinschaftsaktion zurück.

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Diese beginnt mit der Idee von Patrick Rittmaier, Trainer der ersten Mannschaft des Sportclubs. Er erklärt sich mit seinem Vater Thomas bereit, das Spendengut direkt nach der Sammlung auf dem 08-Gelände nach Bad Neuenahr-Ahrweiler zu bringen. Den Transporter, von dem zu diesem Zeitpunkt noch die Rede war, will er von seiner Firma besorgen. Vorsitzender Uli Kief ist von dem Vorschlag spontan begeistert, der Aufruf wird in die sozialen Netzwerke gepostet.

Schon vor Startzeit geht die Post ab

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Schon vorm offiziellen Start geht dann freitags „die Post ab“, wie Kief es formuliert: 250 bis 300 Autofahrer rollen an, um ihre Spenden abzugeben. Die Schlange reicht bis an den Kreisel Richtung St. Leon-Rot und Neulußheim, „wir mussten den Verkehr regeln“, berichtet Kief. Und noch während die Sammlung läuft, sagt der Verein den zweiten Sammeltermin am folgenden Samstagvormittag ab, weil klar wird, dass die Kapazität des Transporters längst überschritten ist.

Patrick Rittmaier disponiert um auf einen 40-Tonner, seine Firma sagt zu. Mit 20 bis 30 Kräften wird der große Lkw beladen, schnell zeigt sich: Auch er reicht nicht für das gesamte Sammelgut, sodass die Lebensmittel auf den Transporter gepackt werden und sechs bis sieben Autos mit Anhänger den Konvoi ergänzen. Spender, die die Absage übersehen haben, werden zur Sammlung in Eppelheim weitergeleitet – nicht alle reagieren mit Verständnis, berichtet Uli Kief.

Der hat mittlerweile ein ganz anderes Problem: Wohin mit den Spenden? Viele Verteilzentren in der Nähe des Katastrophengebiets sind überfüllt, selbst vom Nürburgring kommt die Information: alles voll! Die Telefone laufen heiß, nun soll ein Lager der Firma Haribo angesteuert werden. Dort stehen die Reilinger jedoch schließlich auch vor wegen Überfüllung verschlossenen Toren.

Menschen sind traumatisiert

Während sie an einer Lösung arbeiten, treffen die Helfer auf Menschen aus der betroffenen Region, die zu Fuß zum Sammelort gekommen sind – schlammverschmiert, sie haben zum Teil im Wald geschlafen, einer alten Frau fehlen sogar die Schuhe. Sie werden – ebenso wie die Polizisten, die seit der Nacht im Dienst sind – mit Getränken und Lebensmitteln versorgt, zum Teil auch mit Kleidung. „Die waren alle im Tunnel, hatten ein Trauma von dem, was sie erlebt hatten“, schildert Kief seine Eindrücke.

Über private Kontakte wird dann doch die Anlieferung am Nürburgring ermöglicht. „Dort war die Hölle los, eine Riesenschlange von Fahrzeugen“, sagt der SC 08-Vorsitzende. „Alles außer Schuhen und Klamotten“, heißt es zunächst, und die Sorgenfalten sind sofort wieder da, dann wird dem Konvoi eine andere Halle zugewiesen.

Dort legen die Reilinger Hand an, bilden eine Kette, laden aus und sortieren die Spenden, die nicht nur aus der Gemeinde, sondern auch aus Hockenheim, Neulußheim, Schwetzingen, Walldorf, ja sogar Heilbronn gekommen sind, nach Sorten. Gegen Mittag ist das Werk geschafft. Neben Kleidung in großen Mengen sind auch Schlafsäcke, Matratzen, Kindersitze, Handtücher und Decken dabei.

Als der große Laster leer ist und alle Spenden sortiert daliegen, ist die Freude groß, dass doch noch alles seinen Weg gefunden hat. „Alle haben sich abgeklatscht, waren sehr glücklich, es gab Gänsehautfeeling wegen des Riesenerfolgs“, blickt Uli Kief bewegt zurück. Und schließt daraus: „Das zeigt, dass der Verein lebt.“

Nächstes Mal Lebensmittel

Dass die Hilfsbereitschaft aus vielen Regionen die Kräfte vor Ort vor große logistische Herausforderungen stellt, zeigt sich erst vor Ort angesichts der riesigen Spendenmengen. Auf so eine Lage ist niemand vorbereitet. „Nächstes Mal würde ich nur Lebensmittel und Hygieneartikel hinbringen – aber hinterher ist man immer schlauer“, ist Kiefs Fazit.

Info: Mehr Bilder der Aktion unter www.schwetzinger-zeitung.de

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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