Waghäusel-Wiesental/Karlsruhe. Schwebende oder sogar fliegende Autos, Häuser, die auf aufblasbaren Matten im Meer schwimmen und nebenan hüpfen mystische Wesen, wie Meerjungfrauen, aus dem Wasser. Eine Gemeinschaft von Menschen, die an einem Strang zieht und sich nicht gegenseitig unterdrückt. Ob so die Welt in 100 Jahren aussieht? Darüber haben sich die Fünft- bis Siebtklässler der Gemeinschaftsschule Waghäusel so ihre Gedanken gemacht.
Angeregt wurde das Projekt „de.mocraZy“ als Initiative des Kulturforums Karlsruhe und anderer Partner der „KulturRegion Karlsruhe“. Gefördert wird es durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Im Unterricht und in den Familien soll über die Zukunft gesprochen werden. Es sollen Denkanstöße geschaffen werden, was man für eine bessere Zukunft machen kann. So erfahren die Kinder und Jugendlichen, dass auch sie bereits in der Lage sind, die Zukunft jetzt mitzugestalten und möglicherweise zu verändern. Denn in einer Demokratie spielt jeder Mensch eine Rolle und kann dabei aktiv das Zusammenleben gestalten. Wie die „KulturRegion Karlsruhe“ auf ihrer Webseite mitteilt, möchten sie „die jungen Künstlerinnen und Künstler motivieren, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen“. Dadurch können Ideen auch verrückt, also „crazy“ werden. Über zwei Dutzend Schulen und Kindergärten aus der „KulturRegion Karlsruhe“ nahmen an der Aktion teil und entwarfen insgesamt 800 Plakate in Din-A1-Größe (59,4 auf 84,1 Zentimeter). Gut drei Monate hatten die Jungen und Mädchen Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Spätestens Mitte Juli mussten die Bilder eingereicht werden. Eine spannende und aufregende Erfahrung, auch für die Schüler aus Wiesental.
22 Kinder sammeln Ideen
„Für unsere Schüler war es eine interessante und schöne Erfahrung, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Welt in 100 Jahren aussieht“, sagt Schulleiterin Christiane Naas. Im Unterrichtsfach „Überfachliche Werteerziehung“, für die Schüler, die keinen Religionsunterricht haben, hat sie dieses Projekt gemeinsam mit der pädagogischen Assistentin Ulrike Butz umgesetzt. Gemeinsam mit 22 Jungen und Mädchen sammelten sie Ideen, wie die Welt in der Zukunft wohl aussehen mag. Dazu haben sie sich auch Dokumentarfilme angeschaut, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
„Die Kinder waren erstaunt und überrascht, dass es Menschen gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigen und Ideen für eine bessere Zukunft sammeln“, sagt Naas. Aber zwischenzeitlich schien das Projekt zu kippen. „Nach etwa zwei bis drei Wochen merkten wir, dass die Schüler begannen, sich sehr negative Gedanken über die Zukunft zu machen und wir hatten Angst, dass die Situation kippt. Ideen und Vorzeichnungen waren düster und vom Krieg gezeichnet. Und aus dieser Situation halfen uns dann letztlich die Dokus“, erklärt sie weiter. In den Filmen konnten die Jungen und Mädchen sehen, dass es nicht aussichtslos scheint, sich mit der Zukunft zu befassen und schon heute, in jungen Jahren, etwas für zum Beispiel die Umwelt zu tun. Denn viele Menschen beschäftigen sich heute schon mit Visionen der Zukunft und wie wir für die Nachwelt eine bessere Erde hinterlassen können.
Die Unterstufenschüler beschäftigten sie mit einer großen Bandbreite an Themen: Der Aspekt der Umwelt über neue Technologien und Fahrzeuge bis hin zur Architektur. So wurden diese vielen Ideen in Mind-Maps (visuelles Darstellen von Themengebieten) zusammengefasst. Verschiedene Aspekte zu einem Thema wurden so zusammengetragen und miteinander verbunden.
Die Schüler fanden dadurch einen Zugang zur Thematik und konnten ihre Ideen auf Papier bringen. Was die Kinder letztlich aus ihren Ideen machten, entschieden sie selbst. Die Einfälle wurden auf Papier gebracht und schnell die ersten Entwürfe gezeichnet. Christine Naas merkte sofort, dass es Vorstellungen der Zukunft gibt, die auf die Jungen und Mädchen besonders beeindruckend wirkten. So kommen diese auf den großen Plakaten auch gut heraus. Innovative Fahrzeuge die fliegen und Häuser, die auf dem Meer gebaut sind, wurden von den Schülern besonders positiv aufgenommen und in vielen Bildern von den Jungen und Mädchen verarbeitet. „Dennoch schaffte das jeder auf seine eigene Art und Weise“, sagt Naas. Denn so war es auch die Architektur, die einen bleibenden Eindruck bei den Kindern hinterließ. Häuser, die durch Laub bedeckt sind und dadurch dem Wind besser Stand halten und Gebäude, die ihre eigenen Gewächshäuser auf dem Dach haben, wie auch das Bild von Arda zeigt.
Tag der Demokratie
Der Tag der Demokratie ist am Samstag, 15. September. Ab dann werden die Plakate der Teilnehmer im öffentlichen Raum ausgestellt. Sie sollen so Denkanstöße anregen und Platz für Diskussionen geben.
Bereits am morgigen Freitag findet in Karlsruhe eine Festveranstaltung zu dem Projekt statt. Parallel dazu läuft im Rathaus in Waghäusel die Vernissage von 10 bis 11 Uhr. Oberbürgermeister Walter Heiler eröffnet gemeinsam mit den jungen Künstlern der Gemeinschaftsschule dann feierlich die Ausstellung.
Info: Mehr Bilder gibt’s unter www.bruhrainer-zeitung.de
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