Wollfabrik (mit Fotostrecke)

Al Die Meola beweist in Schwetzingen Weltklasse auf sechs Saiten

Jazz-Rock-Musiker Al Di Meola begeistert sein Publikum auf einfühlsame Weise. Das Publikum ist dafür teils sogar aus dem Ausland nach Schwetzingen gereist.

Von 
Bojan Basson
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Nicht irgendwer zum Naschen, sondern der international renommierte Al Di Meola gab im einmaligen Ambiente des Wollfabrik ein Konzert. © Marc A. Sporys

Sie strömten aus allen Richtungen der Republik – aus Münster oder Freiburg in die Wollfabrik Schwetzingen. Und sie alle begrüßte Geschäftsführer Schulz beim Jazz-Grammy-Abend in der Kurpfalz. Zwei lange Warteschlangen hatten sich zuvor beim Eingang gebildet. Ähnlich einer Geschenkschnurschleife legten sich die zwei Menschenlinien um die vorne rot beleuchtete Wollfabrik.

Sogar aus London kamen Fans um Al Di Meola, eigentlich Albert Laurence Di Meola zu hören, zu sehen, seine Takte und Songs zu erspüren. Das erzählte Joachim Schulz bei seiner Begrüßung, als er die Eröffnung der Vorstellung im Saal der Wollfabrik tatsächlich zelebriert.

Fans aus einem großen Umfeld

Und was sagen die Besucher? Alois Temmel aus Ravensburg staunte in der Warteschleife „nicht schlecht, dass ein seit Dekaden prominenter, international etablierter Jazzrockmusiker in Schwetzingen landet“. In den Saal strömten nach Einlass immer mehr vibrierende Jazzrock-Fans. Es ist nach den Auftritten John Mc Laughin und Stanley Clarke im Juli 2022 der nächste international große Name, der den Weg in die Wollfabrik findet.

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Schulz dankte Al Di Meola, dass es gelingen durfte, „einen seit Jahrzehnten Großen“ der Jazzrockmusik auf ihre Bühne zu bekommen. Das Publikum solle nun einfach alle Sorgen wie einen Hut fallen lassen, meinte Schulz. Zuschauerin an der Heiden aus Ladenburg meinte in der Pause sehr ergriffen, dass diese Wollfabrik so viel wunderschönes Ambiente und eine ausgewogene Klangqualität, eine in sich gelungene Harmonie habe, die jeden Besucher direkt ansehen und dezent in den Arm nehmen wolle.

Doch nicht nur das Drumherum stimmte. Al Di Meola spielte und zelebrierte an diesem Abend sein stimmungsvolles Programm „Across The Universe“.

Seit Mitte der 1970er-Jahre zählt der Italo-Amerikaner zu den populärsten Jazz- und Jazzrockgitarristen der Zeit. Schon aus seiner persönlich vibrierend-charismatischen Aussendung schwappt eine gute alte Zeit ins Bauchgefühl des Zuhörers. Diese lächelnde Welle will die Gegenwart für mehrere Augenblicke ohne Täuschung oder Fälschung einfach ausblenden und – das gelingt dank der Gesamtkomposition Wollfabrik hervorragend.

Mit seinem neuen Album „Across The Universe“ dockt Al Di Meola an sein erstes Beatles-Projekt „All Your Life“ von 2013 an. Es ist eine aufrichtige, dahinschmelzende, aber sich nicht auflösende Hommage an die legendäre britische Beat-, Rock-, und Popband aus Liverpool.

Das Trio mit Al Di Meola und seinen zwei Mitspielern Sergio Martinez (Perkussionist) und Peo Alfonsio (Gitarrist) wird vom Publikum wieder und wieder mit dankbar warmherzig und begeisterten „youyouwow“-Rufen gewürdigt. Niveauvoll, weil in kurzen begeisterten, über alle Gäste verteilten, wechselnden Bravourgruppen umschwärmt das Konzertpublikum seine Klänge. Es ist einfach eine tief berührende Aura der Dankbarkeit bei allen Gästen gegenüber den Jazzrockkünstlern, ebenso aber auch den flinken Kellner-Grazien und dem technischen Team spürbar.

Al Di Meola beginnt nach mehreren Songs, etwa 50 Minuten nach Konzertbeginn, mit seiner Interpretation des legendären Beatles-Songs „Hey Jude“ und nahm das Publikum in eine gelungene Schaukel mit. Seinen Stil prägt eine Fusion aus Rock, Jazz, Latin und World Music.

Erinnerungen an den Lebensweg

Noch in diesem „wonderful-swinging“ dieses legendären Beatles-Songs auf seiner Gitarre schwang er sich hoch. Er war aufgestanden, stellte die Gitarre ganz entspannt kurz weg und begann, von seinem Lebensweg, der in New Jersey begann, in sehr warmherziger Weise frei zu erzählen.

Wollfabrik

Impressionen vom Konzert von Al Di Meola in Schwetzingen

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Er nimmt das Publikum auf freundschaftlicher Augenhöhe in sein Leben hinein mit ohne es zu vereinnahmen. Sein neuestes Album wurde ebenfalls in New Jersey erschaffen und all seine einmaligen Momente, Augenblicke und Tiefen, die den Jazz-Rockmusiker so formten wie er sein und spielen darf, sind spürbar in Wort und seinem Gitarrenspiel.

Der Mensch, der Mann, der Gitarrist, welcher Generationen von Musikern inspirierte, erreicht auf mehreren Ebenen alle Konzertgäste im Saal, ohne danach zu begehren.

Nach der Pause erzählt Al Di Meola von seiner ersten Europatournee, die von Nord nach Süd, Stück für Stück, ging. Begeistert werden Smartphones über die Köpfe gehoben um Song und Worte von Al Di Meola mitzunehmen.

Die nunmehrige Deutschlandtour sei eine sehr persönliche zu „Across The Universe“, zu der er sein Publikum einlade. Das Ende seines persönlichen Vortrags krönte Al Di Meola lässig: „That’s it“ und es legte sich vorsichtig wie ein knuddeliges Seidentuch, fast zu still und nicht aufdringlich, auf das Publikum. Das Publikum im Saal hatte aber noch Hunger.

Wie Konzertgast Stefan Eberl aus Heilbronn zu erzählen wusste, trat John Mc Laughlin bereits im Juli 2022 in der Wollfabrik auf. Eberl lobte die Location in Schwetzingen mit dem nächsten Namen: Auch Stanley Clarke als einer der wichtigsten Jazz-Musiker für viele auf ihre Veranstaltungsbühne bekommen zu haben. Stanley Clarke steht dafür, was den Jazzrock der vergangenen 45 Jahre berühmt machte.

Und nur einen Tag nach Clarke traf im Juli dieses Jahres John Mc Laughlin in der Wollfabrik ein, lobte Eberl. Mit beiden Größen, aber auch mit Lenny White spielt Al Di Meola, von Chick Corea entdeckt bereits als Jungspund. 1975 heimst er mit „Return to Forever“ den Grammy für die beste Jazz-Performance einer Gruppe ein.

Im Fachmagazin Guitar Player kürt man ihn insgesamt viermal als „Best New Talent“ und „Best Jazz Guitarist“. Er gilt über lange Zeit als schnellster Gitarrist der Welt und seine Solowerke „Land Of The Midnight Sun“ (1976), „Elegant Gypsy“ (1977) und „Casino“ (1978) bringen ihn endgültig ganz nach oben, in die erste Liga des Jazz.

Einen echten Weltstar gewonnen

Michael Zipf aus Oftersheim schwärmte nach dem Finale des Konzertes über einen grandiosen, virtuosen Al Di Meola und auch er findet es einfach großartig, „dass Joachim Schulz die Weltstars hierher nach Schwetzingen holt und sie auch bekommt“. Dabei strahlten seine Augen eine warme Begeisterung aus, die nur von seiner Frau im gemeinsamen Umdrehen eingefangen werden konnte.

Alle und noch mehr können sich sehr freuen, dass Al Di Meola dem Geschäftsführer der Wollfabrik bereits fest zusagte, seine vielschichtigen „Klangarme“ wieder um die Wollfabrik zu legen, also erneut nach Schwetzingen kommen zu wollen. Dass es mit „Across The Universe“ an diesem Abend kein letztes „That’s it“ war und der gebliebene Hunger des Publikums wieder gestillt werden kann.

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