Schwetzingen. Hier glich wahrlich kein Ei dem anderen. Das Wochenende im Schwetzinger Schloss stand im Zeichen der kreativen Kunst an der Keimzellschale. Im Fokus lagen dabei die Filigranität, die Zerbrechlichkeit, aber auch der Blick auf das Detail bei der Kunst auf, am, im und aus dem Ei.
Die Organisatoren Christa und Walter Treiber hatten erneut „Händchen“ bewiesen und eine extrem große Auswahl zwischen Tradition und Moderne in Sachen aufgehübschter Eihüllen zum 37. Ostereiermarkt ins Kurfürstenschloss geholt. Bewundernswert einmal mehr die Ideenvielfalt und immense Geduld der Künstler. Unzählige Miniperlen etwa werden einzeln auf ein Straußenei gelegt und geklebt zur Eigeninterpretation von Van Goghs Sternennacht, an anderer Stelle bleibt der Künstler mit den Rocaille-Perlen Ton-in-Ton mit Naturfarben, stellt afrikanische Muster auf gedrechselten Eiern aus Fundholz dar.
Aussteller aus Belgien, Rumänien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland
Über 40 Ausstellende aus Belgien, Rumänien, Frankreich, den Niederlanden sowie querbeet durch Deutschland waren angereist. Traditionelle Techniken konnten bestaunt werden, sind hier immer in perfekter Ausführung zu finden, wie auch frische neue Ideen, die Eier in Szene setzen. In Rumänien beispielsweise pflegt man die Tradition gebatikter Eier. Aus Polen, Tschechien und der Slowakai stammt die Kratztechnik. In Ungarn werden Eier gerne mit Metall verziert, Frankreich ist für Porzellaneier berühmt und Glaseier werden im italienischen Murano gefertigt.
Mit der großen Auswahl an kunstvoll gestaltetem Schalenwerk erfreut der Schwetzinger Ostereiermarkt Sammler und Anschauer gleichsam. Die Besucher nahmen zahlreiche Anregungen für die heimische Osterdekoration mit, wie etwa Gerda Reich aus Worms, die sich freute Kratzeier gefunden zu haben: „Die hat die Oma früher auch gemacht“, erinnerte sie sich. Wer sich selbst am Verzieren versuchen möchte, konnte am Leereierstand ausgeblasene Eier in allen Größen – vom kleinsten Sittich bis zum großen Straußenei – erwerben und sich bei den Spezialisten Tipps für zu Hause holen.
Ungewöhnliche Präsentationsweisen
Ihre Kunstwerke hatten alle Aussteller fein „angerichtet“, sich auch dafür ungewöhnliche Präsentationsweisen ausgedacht. Ein geschwungener Kerzenhalter, eigentlich für Teelichte oder kleine Stumpenkerzen gedacht, setzte weißgrundige Hühnereier mit farbenfrohen Blüten-, Pflanzen- und Tiermalereien perfekt in Szene. An anderer Stelle waren die Stanzbogen für Legespiele kreativer Untergrund für faszinierend dreidimensionale Kunst am Ei, die erst mit Flüssigwachs bemalt, dann im Salzsäurebad geätzt und finalisierend mit äußerst korrekt gearbeiteter Papierornamentik vervollkommnet wurde.
Im nächsten Raum schienen „Eierköpfe“ charaktervoll zum Leben erwacht, schier miteinander zu plaudern – wohl über die Kükenschar, die echt wie aus dem Ei gepellt am Tischrand aufgereiht stand und erste gelbe Federn ansetzte. Nach Lavendel duftende Stoffhühner, leckere Zuckerhasen und Marzipanpralinés, eine unglaubliche Motivvielfalt aus Papier und Holz in allen Regenbogenfarben – die Schlossräume boten den Rahmen für unendlich viele Variationen am Ei. Ein kleiner Ausschnitt Meeresleben wurde von Künstlern ins Ei gesetzt und verzierte Eier fanden Platz in fein gefrästen nächstgrößeren Eiern, die als Quelle des Lebens und Symbol der Fruchtbarkeit wertgeschätzt werden.
Der nächste Ostereiermarkt 2026 steht schon fest
Ursula Treutler aus Würzburg ist Ausstellerin der ersten Stunde im Schloss und genießt die Präsentation jedes Jahr erneut, in dieser besonderen Location. Seit ihrer Kindheit zeichnet sie leidenschaftlich gerne. Die Eier färbt sie mit Naturstoffen, hier kommen Walnüsse und Zwiebelschalen zum Einsatz. Aufs gefärbte Ei zeichnet sie ihr Motiv mit Bleistift vor und kratzt dieses aus. Mit Buntstiften wird dann so realistisch verfeinert, dass die Weichheit des Federkleides des abgebildeten Tiernachwuchses fühlbar scheint.
Angelika Schledz arbeitet sich schichtweise durch die Schale der satt dunkelgrünen Emu-Eier. Dabei kommen violette, blassgrünblaue und weiße Schichten hervor, die etwa dem Blüten-Ei eine echte Farbvielfalt verleihen. Feingliedrig perforierte Eier behaupten sich optisch neben Toneiern die Kröten, Echsen und Schmetterlinge als Muster tragen, während die weichen Stoffhühner aus der Kreativschmiede von Brigitte Heinecke aus Neulußheim dank kuscheliger Füllung für warme Frühstückseier sorgen. Schick in Schale sind sie alle, diese außergewöhnlichen höchst zerbrechlichen Kunstwerke, die es auch 2026, dann zum 38. Mal im nördlichen Zirkel des Kurfürstenschlosses zu bestaunen und zu kaufen geben wird.
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