Schwetzingen/Karlshud. Die Stadt Schrobenhausen und die Gemeinde Karlshuld liegen sage und schreibe 15 oder 16 Kilometer auseinander – also je nach Ausgangs- und Endpunkt, je nach Verkehrsmittel. Also wenn man den Lenbachplatz mitten in Schrobenhausen und den Karlshulder Volksfestplatz nimmt, wären es zu Fuß 14,6 Kilometer, mit dem Fahrrad und dem Auto 700 Meter mehr. Zum Schwetzinger Platz im Ortsteil Neuschwetzingen ist es etwas weiter – etwa vier Kilometer. Zu Fuß bräuchte ich für diese Strecke etwa drei Stunden, mit dem Fahrrad weniger als eine und mit dem Auto eine gute Viertelstunde. Und mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Meine erste Planung, nach dem Frühstück die nächste Etappe meiner Tour in die beiden oberbayerischen Partnergemeinden mit dem 9-Euro-Ticket zu starten, sagt, dass es viel, viel, viel länger dauern wird. Start 10.18 Uhr am Lenbachplatz, Ankunft um 13.11 Uhr an der Karlshulder Kirche – sage und schreibe 2:53 Stunden später inklusive vier Umstiegen. Für Luftlinie nicht einmal 15 Kilometer?
Von der Stadtmitte geht es angeblich mit dem Bus an den Bahnhof, von dort per Regionalbahn nach Ingolstadt und dann weitere Etappen bis zum Endziel. Und es könnte laut Planer der Bahn sogar noch länger dauern: 3:38 Stunden – weil der Bus vom einen zum anderen Eck – übrigens am sogenannten „Scharfen Eck“ in Karlshuld (so hieß früher eine Wirtschaft) – keinen Anschluss hat. Eine Stunde später wird es auch nicht viel besser: Wenn ich um 11:18 Uhr in Schrobenhausen losgefahren wäre, wäre ich 2:38 Stunden und fünf Umstiege später da. Nicht vergessen: Entfernung Luftlinie etwa 15 Kilometer. Deshalb habe ich den Termin mit Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner clevererweise – und ehrlicherweise wegen seines vollen Terminkalenders am Donnerstag – auf diesen Vormittag gelegt (siehe Bericht unten).
Warten in Untermaxfeld
Denn gegen Mittag wurde die Bahnplanung vermeintlich etwas erfreulicher: Ab 13.15 Uhr sollten es nur noch etwa 1:45 Stunden sein – inklusive einer einstündigen (!) Wartezeit in Untermaßfeld Kreuzung Pfalzstraße, Königsmoos. Übrigens sechs Kilometer vom Rathaus Karlshuld entfernt. Ich weiß leider noch nicht, ob es in Untermaxfeld Kreuzung Pfalzstraße vielleicht eine Wirtschaft gegeben hätte. War mir auch wurscht. In Schrobenhausen gibt es genug davon – und einige touristische Highlights. Deshalb wartete ich lieber und traf mich mit dem Kollegen Matthias Petry, dem Redaktionsleiter der Schrobenhausener Zeitung, in den neuen Redaktionsräumen. Er hatte zwar nicht viel Zeit, weil am Nachmittag der Festakt anlässlich 50 Jahre Landkreis Neuburg-Schrobenhausen anstand, aber für einen kurzen Einblick in das Redaktionssystem und in die aktuelle Kommunalpolitik in der Lenbachstadt reichte es. Und für eine kleine Mittagspause auch.
Denn um 14.44 Uhr sollte mich das oberbayerische (oder bundesweite) Nahverkehrsfiasko erlösen. In 25 Minuten – ohne Umsteigen – von der Stadtmitte zum Karlshulder Rathaus. Die Bushaltestelle fand ich schnell und vergewisserte mich sogar noch auf der Bahn-App, dass es die richtige ist (Hausnummer stimmte). Doch was nicht kam, war ein Bus. Nach einer halben Stunde gab ich auf, wanderte zum zentralen Busbahnhof, wo ich mitten in einer sehr ausgelassenen Abschiedsparty von Realschülern landete.
Keine Geduld mehr
Die Nachfrage bei einem Busfahrer ergab: „Die Haltestelle in der Stadtmitte wird schon seit mindestens drei Jahren nicht mehr angefahren.“ Er nahm mich mit zum Bahnhof, weil dort die Chance größer sei, irgendwie Richtung Karlshuld zu kommen. Doch die nächste Möglichkeit wäre erst in einer Stunde gewesen – laut Bahn-App, zu der ich inzwischen das Vertrauen verloren hatte. Als „Mike’s Taxi“ vorbeifuhr, hatte ich mein zuverlässiges Beförderungsmittel gefunden, das mich in einer Viertelstunde direkt zu meiner Pension brachte. „Das Geld würde ich mir aber wieder holen“, meinte Mike, dem ich meinen Verbindungsnachweis gezeigt hatte.
Eines habe ich gelernt: Eine ÖPNV-Verbindung auf dieser Strecke ist offensichtlich nicht gefragt und deshalb schlecht. Zwischen Schrobenhausen und Karlshuld liegen da gefühlt Welten.
Doch auch auf den zweiten Gast aus Schwetzingen, der ohne 9-Euro-Ticket ganz normal mit der Bahn unterwegs war, mussten die Gastgeber in Karlshuld lange warten. Denn Jochen Wiegand, Vorsitzender des Fördervereins für Städtepartnerschaften, kam mit über zwei Stunden Verspätung in Brunnen (Oberbayern) an und musste von dort noch abgeholt werden. Beim Donaumoos-Volksfest waren wir dann am Abend aber schließlich vereint.
Am Samstag soll es für mich von Karlshuld wieder zurück nach Schwetzingen gehen – laut Plan in sechseinhalb oder sieben Stunden mit fünf bis sechs Umstiegen.
Wie sagte einst Franz Beckenbauer: Schau mer mal!
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