Orangerie

Ausstellung zu Ehren des Kurfürsten in Schwetzingen: Sein Wirken ist heute noch zu spüren

Zum 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor zeigt die Ausstellung „Herren heute“ in Schwetzingen, wie stark sein kulturelles Erbe bis heute nachwirkt.

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Stefan Kern
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MLars Maurer begrüßt die Gäste. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Noch wenige Monate und der Mann wird 300. Natürlich nicht mehr leibhaftig. Aber zum ersten Aufschlag des Geburtstagsreigens für den Kurfürst Carl Theodor waren sich die Gäste des Kunstvereins in der Orangerie einig, dass der Mann und sein Tun nach wie vor auf vielfältige Weise wirkmächtig sei.

Kurfürst Carl Theodor: Ein Mann der Kultur

Im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung „Herren heute“, mit der sich 24 Künstler Gedanken über das Bild Carl Theodors machten, schrieb Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, dass der Kurfürst am Anfang der fortwährenden ausgeprägten Kunst- und Kulturtradition Schwetzingens stehe. Worte, die das Publikum hier wohl blind unterschrieben hätte.

Carl Theodor

So war die Vernissage des Kunstvereins Schwetzingen in der Orangerie

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Für den erstem Vorsitzende des Kunstvereins Schwetzingen, Erik Schnatterer, war Carl Theodor einfach wirklich ein Mann der Kultur. „Mit ihm erlebte unsere Stadt ihre erste kulturelle Blüte.“ Und noch heute, so sagt es der Museumsleiter Lars Maurer, könne man den inspirierenden Geist Carl Theodors spüren.

Musikalische Untermalung der Vernissage in der Orangerie beeindruckt

Bevor sich der künstlerische Leiter des Kunstvereins, Dr. Dietmar Schuth, den Kunstwerken widmeten, übernahmen die beiden Musiker der Musikschule, Naomi Recker (Querflöte) und Gregor Niehl (Cello), mit drei wunderbaren Stücken. Schon da schien klar, dass der Kurfürst wohl begeistert gewesen wäre. Fast noch mehr hätte das für die eigentlichen Kunstwerke gegolten.

Die Besucher sind begeistert. © Dorothea Lenhardt

Die anwesenden Vernissage-Gäste waren es auf alle Fälle. Auch und gerade über die etwas frecheren Werke, wie die drei Bilder des Kurfürsten von Ingo Lehnhof, angelehnt an das Märchen des Kaisers neue Kleider. Carl Theodor in seiner ganzen Adams-Pracht lediglich mit Schärpe, Teddybär und Schwein, das war schon ein Blickfang.

Kreative Interpretationen des Kurfürsten Carl Theodor in Schwetzingen

Aber auch die anderen Werke wie die Bilderreihe „Kinder der Kurpfalz (und ihre Nachfahren)“ von Axel Ayflinger überzeugten die Betrachter. Ayflinger montierte Gesichter von heutigen Herren wie Helmut Kohl, Boris Becker oder auch Trump in Porträts des Kurfürsten und verführte damit zum Nachdenken über Macht und mediale Präsenz damals und heute. Auch Schuth zeigte sich von den Interpretationen der Künstler, die den Mann zugleich verfremdeten und näherbringen, sehr angetan. Überhaupt, das verriet er dieser Zeitung, fühle er sich dem Menschen Carl Theodor durchaus nah. Nicht wegen dem ganzen Macht- und Adelsdünkel. Aber Carl Theodor verabscheute Zeit seines Lebens das Militärische.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „Herren heute“ in der Orangerie des kurfürstlichen Schlosses läuft noch bis Sonntag, 7. Juli. Öffnungszeiten sind jeweils mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Die Künstler: Axel Ayflinger (Heidelberg), Eva Clemens (Heidelberg), Christa Goertz (Eichtersheim), Petra Girschewski (Vaihingen/Enz), Michaela Gräper (Burggen/Bayern), Thomas Hildenbrand (Oberaspach), Tina Heuter (Berlin), Ingo Lehnhof (Braunschweig), Peter Lenk (Bodmann/Bodensee), Brigitte Maisberger (Nürtingen), Max Martinez (Mannheim), Stefan Pietryga (Potsdam), Cornelia Regelsberger (Dortmund), Dieter Rick (Nürtingen), Daniel Sambo-Richter (Berlin), Edgar Schmandt (Mannheim), Björn Schülke (Kyllburg), Marion Ann Simon (Kyllburg), Anna Lena Straube (Berlin), Bernhard Stüber (Mosbach), Lars Teichmann (Berlin), Jan Thomas (Halle), Nele Waldert (Düsseldorf) und Dieter Weigand (Schwetzingen) ske

Nicht einmal in seiner Regentschaft führte er einen Krieg. Und dass, so fand Schuth, sei in Bezug auf die damalige Zeit beeindruckend. Was ihm damals ja eher Spott eintrug, gereicht ihm heute zur Ehre. Und diese Ausstellung gereicht dem Mann ebenfalls zur Ehre. Schnatterer ist sich sehr sicher, dass die Ausstellung dem Kurfürsten gefallen hätte. Auch die auf den ersten Blick etwas despektierlichen Darstellungen.

Beeindruckende Skulpturen und Werke

Auffallend schön ist die Stele (-kurfürst) von Stefan Pietryga. Ein aus Lindenholz gefräster Kurfürst steht auf einem Eichenbalken, der aus dem Fachwerk des Exerzierhauses von Friedrich Wilhelm I stammt. Gerade vor dem Hintergrund der pazifistischen Ader Carl Theodors eine ziemliche Spanne. Trug Friedrich Wilhelm I doch den Beinamen Soldatenkönig.

Symbol der Macht passt nicht

Toll ist auch die mit einer Dornenkrone, einem Lorbeerkranz oder Lilien gekrönten Häupter von Thomas Hildenbrand, der Schatten des Kurfürsten vor der chinesischen Brücke von Dieter Wiegand oder die verfremdeten Reiterbildnisse von Lars Teichmann. Immer wieder taucht der pfälzische Löwe als Symbol der Macht auf.

Zeitgenössische Künstler:innen erinnern an den 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor. "Punk" von Marion Anna Simon. © Dorothea Lenhardt

Wobei Tina Heuter und Anna Lena Straube mit ihren Arbeiten durchaus darauf hinwiesen, dass dieses Symbol der Macht zum Intellektuellen und doch eher sensiblen Carl Theodor nicht so ganz passte. Gefallen hätte ihm ganz sicher die futuristisch anmutenden Instrumente, eine Flöte und ein Violoncello, von Björn Schülke. Und neugierig wäre der Kurfürst ganz sicher auf das Bild von Bernhard Stüber gewesen, der anhand der Frage, wie würde ein Carl Theodor heute aussehen, eine KI eine Bilderserie schaffen ließ. Die 24 Künstler schufen ein ganz erstaunliches Kaleidoskop des Kurfürsten, das ganz im Sinne des Kurfürsten die Bedeutung der Kunst für das Sein einmal mehr dick unterstrich. Zivilisation ist ohne Kunst, Kultur und Philosophie schlechterdings vorstellbar und Carl Theodor wusste das.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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