Schwetzingen. Nachdem im Juli die Postbank in der Bahnhofanlage geschlossen wurde und das Briefverteilzentrum nach Ketsch verlegt wurde, endet quasi eine lange Postgeschichte in Schwetzingen – ab sofort gibt s nur noch die drei kleinen Filialen im Kaufland, in der Heidelberger Straße und im Hirschacker sowie die diversen Packstationen. Da lohnt ein Blick in die Historie, die 1828 mit der Einrichtung einer ersten Postexpedition im Hotel Adler-Post begann.
Dieser oblag die Personen- und Postbeförderung. Am 15. Oktober 1849 – also vor 175 Jahren – wurde der Adler-Wirt Johann Ihm in Schwetzingen von der Direktion der Großherzoglich Badischen Posten und Eisenbahnen als Poststallmeister eingesetzt. Von ihr wurden die Briefe, Pakete und größere Fahrpoststücke zuerst mit Kutschen später dann über die im Laufe der Jahre entstandenen Bahnlinien transportiert – auch der Schwetzinger Spargel.
1890 hat Schwetzingen erstmals eine Telegrafenstation bekommen
1890 bekam Schwetzingen eine Telegrafenstation und wenig später gab es die ersten Telefonverbin-dungen. „Bald platzte das Postamt Schwetzingen aus allen Nähten“, schrieb Heimatforscher Karl Wörn in seinem Standardwerk über die Stadt. in der Zeit, als die Post noch zusammen mit der Eisenbahn ein Unternehmen bildete, hatte sie ihren Sitz im Bahnhofsgebäude. Am 15. Januar 1872 kam die Postexpedition ins Gasthaus „Pfälzer Hof“ an der Ecke Carl-Theodor-Straße/Mannheimer Straße. Bald reichte der Platz nicht mehr aus: 1877 erfolgte der Umzug in den „Ritter“ am Schlossplatz, später in den genau gegenüberliegenden „Erbprinzen“.
Am 1. April 1887 begann schließlich die postalische Geschichte in der Bahnhofanlage – im Mietshaus von Dr. Werner, genau an der Stelle, wo sich auch das jetzt bis zuletzt genutzte Gebäude befindet. Schon 1905 musste erweitert werden, weil der Spargelverstand ständig anstieg. Am 30. Januar 1925 wurde dann die Deutsche Reichspost Eigentümerin des Anwesens und begann mit weiteren Vergrößerungen und Erneuerungen. Von den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb auch das Schwetzinger Postamt nicht verschont – es musste neu aufgebaut werden.
Damals war das Postamt Schwetzingen übrigens noch für die ganze Gegend zuständig: für Hockenheim, Altlußheim, Brühl, Ketsch, Neulußheim, Oftersheim, Plankstadt, Reilingen, Kirrlach, Oberhausen, Wie-sental, Rheinhausen, Waghäusel und St. Leon. Anfang 1991 wurden viele Zuständigkeiten auf das Hauptpostamt Mannheim übertragen, sodass das Postamt an der Bahnhofanlage nur noch für Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt verantwortlich war.
Deutsche Post baut 1974 ein neues Gebäude in Schwetzingen
Anfang der 1970er Jahre entschied die Deutsche Post, das bisherige Gebäude abzureißen und durch einen für diese zeit typischen Zweckbau zu ersetzen – das würde heutzutage wohl nicht mehr passieren. Im Mai 1973 erfolgte der Abriss, ein Notpostamt wurde eingerichtet. Grundsteinlegung für den vier Millionen Mark teuren Neubau war im Mai 1974, Richtfest im November des gleichen Jahres und Einweihung rund ein Jahr später.
Bis 2008 war die Deutsche Post selbst Inhaber des Gebäudes, Anschließend wurde es – wie viele andere – an ein Investment-Unternehmen mit Sitz in Luxemburg verkauft. Seit einigen Jahren ist es im Besitz eines Investors aus Mainz, dem auch das rechts danebenstehende Haus (Deutsche Bank) gehört.
Das wurde bereits umfassend saniert, zudem wurde dort, wo vorher viele Jahre lang der Kiosk stand, ein neuer Anbau am ehemaligen Postgebäude erstellt. Dieses wird nun nach und nach für Wohnzwecke umgebaut. Im Hofbereich entstehen neue Wohnhäuser sowie eine Tiefgarage.
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