Herzogstraße

Bald gibt es einen neuen Zugang zur Fußgängerzone in Schwetzingen

In Schwetzingen wird nun ein Durchgang von der Herzogstraße in die Mannheimer Straße geschaffen. „Kompletter Unsinn“, finden Bürger bei der Begehung.

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Volker Widdrat
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Das Geschäft „frjor Store“ ist klein. Die Wand wird durch eine Glasfassade zum Durchgang hin ersetzt. © Volker Widdrat

Schwetzingen. Die Baumaßnahme zur Verlegung der Fernwärme in der Herzogstraße ist fast fertig. Bald folgt die städtebauliche Neuordnung des Platzes vor dem früheren Capitol-Kino. Dazu gehört auch der Durchstich zur Mannheimer Straße.

Der Weg mündet beim Haus in der Mannheimer Straße 24 in die Fußgängerzone. Diese einstimmige Gemeinderatsentscheidung gefällt nicht allen Anwohnern und Gewerbetreibenden. Deshalb trafen sich Vertreter der Stadtverwaltung mit einigen Geschäftsleuten zu einem Vor-Ort-Termin, in dem Ladengeschäft, an dem der Durchgang vorbeiführt.

Die Gruppe hinter dem schmalen Durchgang. Die Stahltreppe im Hintergrund kommt weg und wird versetzt. © Volker Widdrat

Erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter freut sich, „dass wir nun endlich vorankommen“. Das Projekt verspreche eine Bereicherung und eine höhere Attraktivität für die Stadt. Bauamtsleiter Kai Schemenauer, Silke Feurer vom Amt für Bauordnung und Wirtschaftsförderung, Geschäftsführer Patrick Körner von der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft (SWG) sowie Stadtmarketing-Geschäftsführer Oliver Engert waren ebenfalls dabei und standen für Fragen zur Verfügung.

„Sensibler Umgang“ mit Anliegern der Herzogstraße in Schwetzingen

Schlüter begrüßte zudem Anna Becker, deren Galerie „frjor Store“ unter der Hausnummer 24 während der Umbauarbeiten geschlossen bleibt. Die Bürgermeisterin versprach einen „sensiblen Umgang“ mit Anliegern und Gewerbetreibenden während der Baumaßnahme. Das Schaufenster soll vorweihnachtlich gestaltet, die eigentliche Baustelle aber mit einem Sichtschutz versehen werden. „Damit niemand in ein Bauloch schauen muss“, so Schlüter. Es werde aber für einige Zeit laut und staubig.

Das Haus in der Mannheimer Straße 24. Rechts neben dem Ladengeschäft führt der Durchgang in Richtung Herzogstraße. © Gomez

Architekt Fermin Alonso Gomez erläuterte das Projekt: „Es entsteht ein attraktiver Durchgang.“ In dem derzeit leer geräumten Laden waren Planzeichnungen und Visualisierungen zu sehen. Gomez wurde bei seinen Ausführungen mehrfach unterbrochen. Für Rechtsanwalt Heinz Schlesinger sei die Maßnahme „kompletter Unsinn“. Der Ausgang in die Mannheimer Straße sei viel zu eng. Schlesinger meinte, das Haus sei wohl weiterverkauft worden. Das sei falsch, das Grundstück sei der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft überschrieben worden, so die Entgegnung der Verwaltung.

So soll die Passage bei Tag aussehen. © Gomez

Im April gab der Gemeinderat grünes Licht für den Gestattungsvertrag zwischen der SWG und der Stadt für das Grundstück und die neue Wegverbindung in der Schwetzinger Innenstadt. Im Juli wurde die Verwaltung beauftragt, das entsprechende Vergabeverfahren einzuleiten und die Maßnahme wie geplant umzusetzen.

Im Erdgeschoss des Gebäudes in der Mannheimer Straße 24 wird ein rund zwei Meter breiter Durchgang geschaffen. Die Konstruktion erfolgt mithilfe einer tragenden Stahlstruktur, die das Gewicht der oberen Stockwerke trägt, sodass die bisherige Außenwand entfernt werden kann. Das Ladengeschäft wird auf ganzer Höhe mit einer Glasfassade versehen.

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Weitere bauliche Maßnahmen umfassen den Ausgleich des Höhenunterschieds durch eine Rampe, eine neue Stahltreppe für den Zugang zur Gewerbefläche sowie die Umgestaltung des bestehenden Anbaus in ein begehbares Flachdach. Der zuerst zwei Meter breite Durchgang erweitert sich nach etwa zehn Metern auf gut dreieinhalb Meter und führt zum neuen Quartiersplatz in der Herzogstraße.

Gebäudeabriss in Schwetzingen „wäre keine Nachhaltigkeit“

Schlesingers Vorhalt, ursprünglich sei der Abriss des Gebäudes geplant gewesen, bestätigte Architekt Gomez. Davon sei man abgerückt, so Bürgermeisterin Schlüter. „Ein Abriss muss nicht sein, das wäre keine Nachhaltigkeit“, bestätigte Ramón Eck, Sachgebietsleiter für Stadtplanung und Klimaschutz. Es entstehe auch keine dunkle „Röhre“, wie gerüchteweise zu hören sei. Und die Engstelle liege keineswegs im Dunkeln, meinte Architekt Gomez. Dafür sorge schon ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept im Ladengeschäft.

In manchen Altstädten zwängten sich Touristen auch durch engste Gassen: „Und der Laden wird später noch schöner sein.“ Für Klaus Schäfer reicht das alles nicht. „Wir als Nachbarn haben was dagegen. Die Gemeinderäte haben es nur abgenickt. Das ist eine Frechheit“, schimpfte er pauschal über das Projekt.

Die Passage in Richtung Mannheimer Straße bei Tag. © Gomez

Den Bedenken, an der Stelle könnte ein „Angstraum“ oder ein Ziel für Vandalismus entstehen, traten die Fachleute entgegen. „Wir stehen zu dem Projekt und haben das auf dem Schirm. Wir werden das auch beobachten. Es wird auch niemand gezwungen, da durchzugehen“, meinte Silke Feurer.

Werner Bellstedt vom gleichnamigen Lederwarengeschäft fragte nach der Durchgangshöhe von 2,40 Metern. Als direkter Nachbar sei er von der Maßnahme unmittelbar betroffen. Er wisse auch noch nicht, was ihn genau erwartet.

Die Gruppe schaute sich um, was demnächst hinter dem schmalen Stück Weg zu sehen sein wird, wenn man zum neugestalteten Platz durchgeht. Die Bäume bleiben bis auf einen erhalten, versicherte Eck. Baubeginn soll im November sein. Die Maßnahme wird im zweiten Quartal des kommenden Jahres fertig, meinte Bürgermeisterin Schlüter zum Zeitplan.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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