Schwetzingen
Ein Satz, den auch Erwin Kraus hätte sagen können. Für ihn ist der 71-jährige Bassist schon seit Jahrzehnten ein Gigant. Technisch perfekt und zugleich so viel Seele: „Es scheint fast, dass es Musik von einem anderen Stern ist.“
Eine wahrlich perfekte junge Band
Auffallend war, dass der Mann aus New York sich junge Musiker mit ins Boot holte. Jahari Stampley (Keyboard), Jeremiah Collier (Schlagzeug), Colin Cook (Gitarre) und Emilio Modesta (Saxophon) waren allesamt gerade einmal knapp über 20 Jahre alt. Doch ihr Können schien fast umgekehrt proportional zu ihrem Alter zu stehen. Clarke bewies jedenfalls einmal mehr, dass er ein Händchen für Nachwuchskräfte hat. Wobei Nachwuchskräfte angesichts der musikalischen Brillanz fast etwas ehrenrührig ist. Sie dürften ihren Platz in der Weltklasseliga jedenfalls schon sicher haben.
Eine Sicht, die hier den Status der Allgemeingültigkeit erfüllt. Das Quintett entfesselte das Publikum mühelos. Es gab Momente, in denen die Besucher den Jubel kaum unterdrücken konnten. Ganz vorne weg Andreas Schwimmbeck und seine Tochter Charly Rösner, die für dieses Konzert extra aus Augsburg angereist waren. Für ihn ist die Musik von Clarke eine Reise in seine Jugendzeit und zum größten Bassisten aller Zeiten. Schwimmbeck erklärt, dass Clarke „ein Halbgott des Basses ist“. Und das mit dem Halbgott gelte nur, weil er ja aller Wahrscheinlichkeit nach menschliche Eltern habe. „Sicher ist, nur ganz Wenige können wie er Bass spielen.“ Eine Einschätzung, die auch seine Tochter teilt. Wobei sie fast keine andere Chance hatte, begleitete Clarke sie doch seit ihrer frühesten Kindheit. Und dementsprechend glücklich schwelgte sie in der Musik.
Ganz ähnlich wie Clarke und seine Begleiter. Sowohl vor als auch auf der Bühne erschien das Glück grenzenlos. Nach zu langer Pause jetzt endlich wieder hier spielen zu können, mache glücklich. Und so war es nur folgerichtig, dass er keinen Zweifel daran ließ, dass er bald wieder kommen werde. Schwetzingen und die Wollfabrik seien auch aus New Yorker Sicht ein weithin sichtbarer Stern am Firmament der Musikkultur, lobte er. Ein Urteil, das wahrscheinlich seit sicher 259 Jahren gilt. Besuchte damals, im Jahr 1763, doch Wolfgang Amadeus Mozart erstmals Schwetzingen – da aber das Schloss.
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