Schwetzingen. Für die einen ist es Abzocke, für die anderen notwendige Überwachung. Viele halten es für sinnvoll, wenige für Geldmacherei. Bei der Geschwindigkeitsüberwachung mittels stationärer und mobiler Messgeräte gehen die Meinungen auseinander. Kommunen in Baden-Württemberg erfassen mit den verschiedensten Messsystemen die Geschwindigkeitsverstöße von Autofahrern.
Der neue Blitzer in der Karlsruher Straße war kaum verankert, da hagelte es auch schon Kritik, vor allem in den sozialen Medien. Die Stadt würde die Verkehrsteilnehmer jetzt noch mehr schröpfen, hieß es beispielsweise. Ein Leser unserer Zeitung monierte, das Gerät sei so aufgestellt worden, „dass man es schon von Weitem sieht und natürlich niemand geblitzt wird“. Die neue Säule falle sofort auf und Autofahrer seien gewarnt. Danach würden viele gleich Gas geben, um noch bei Grün über die Kreuzung am Bismarckplatz zu kommen.
„Die Wahl des Aufstellortes von stationären Messanlagen findet immer in enger Abstimmung mit der Verkehrspolizei Mannheim statt, so auch in diesem Fall. Ziel ist, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit eingehalten wird, gerade in diesem Bereich, wo es aufgrund der Tiefgarage, dem Ärzte- und Sanitärhaus sowie dem Fahrradgeschäft zu vermehrten Fußgängerquerungen kommt. Zudem ist in diesem Bereich die Querungshilfe für Menschen mit Sehbehinderung“, erklärt Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel auf Nachfrage unserer Zeitung. „Poliscan Speed“ nennt der Hersteller das System, das als so genannte Blitzer-säule bekannt ist. Unterschieden wird zwischen Varianten mit zwei, drei und vier Ringen. Säulen mit vier Ringen können beispielsweise beide Fahrtrichtungen abdecken.
In der Karlsruher Straße gilt seit der Umgestaltung höchstens Tempo 20. „Da die Messsäulen so aufgestellt sein müssen, dass keine Hindernisse den Blick in Richtung fahrender Fahrzeuge verdecken, bleibt es nicht aus, dass die Säule unter Umständen gesehen wird“, gibt Seidel zu. Das Gerät misst nicht, wenn man daran vorbei ist. Nur ankommende Fahrzeuge werden erfasst. Wer aber meint, danach gleich aufs Gas treten zu müssen, könnte sich täuschen. In anderen Kommunen ist es schon vorgekommen, dass hinter einem stationären Blitzer noch ein mobiles Messgerät aufgestellt worden war, das dann die Geschwindigkeitsverstöße erfasst hat. Das sei auch hier „durchaus denkbar“, meint der Ordnungsamtschef.
Im Stadtgebiet gibt es nun drei stationäre Messsäulen, neben der Karlsruher Straße noch in der Zähringer Straße und auf der L 630/August-Neuhaus-Straße nach der Brückenabfahrt in Richtung Plankstadt. Letzterer ist übrigens der lukrativste Blitzer. An dieser Stelle werden die meisten Verstöße begangen. Gemessen an den Gesamtzahlen der Fahrzeuge jedoch immer noch ein sehr geringer Prozentsatz. 2021 passierten die stationären Messanlangen in der Zähringer Straße und an der L 630 über 3,24 Millionen Fahrzeuge, davon waren allerdings nur 2314 zu schnell unterwegs. Bei den mobilen Messungen wurden 6881 Beanstandungen bei insgesamt 126 174 Fahrzeugen verzeichnet.
Trailer in Form eines Anhängers
Geld nimmt die Stadt aber immer ein. Im vergangenen Jahr waren es somit 139 000 Euro bei den mobilen Anlagen und 41 000 Euro bei den stationären Messgeräten. Bei der mobilen Technik kommen neben Laserhandmessgeräten immer öfter auch digitale Großmessgeräte zum Einsatz. Auch Schwetzingen hat einen sogenannten Enforcement-Trailer, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Das bewegliche Gerät hat die Form eines Anhängers und lässt sich problemlos zu jedem Einsatzort transportieren. Der Anhänger verfügt über eine unabhängige Stromversorgung und kann ununterbrochenen mehrere Tage lang messen.
Unter welchen Kriterien wird der Trailer wann und wo aufgestellt? Die Aufstellorte werden vom Gemeindevollzugsdienst in Abstimmung mit dem Ordnungsamtsleiter festgelegt. „Zum einen erhalten wir regelmäßig Beschwerden aus Wohngebieten, dass – vor allem nachts – zu schnell gefahren wird. Wir hängen dann in aller Regel unsere mobilen Geschwindigkeitserfassungsgeräte über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen an den genannten Stellen auf und werten die Daten aus. In nicht wenigen Fällen deckt sich die subjektive Wahrnehmung der Geschwindigkeiten nicht mit den Ergebnissen der geeichten Geräte. In den Fällen, in denen es tatsächlich zu hohen Überschreitungsquoten oder auch massiven Ausreißern kommt, wird dann der Enforcement-Trailer vorgesehen“, erklärt Seidel.
Die Nutzung dieses „semi-stationären“ Messanhängers habe den großen Vorteil, „dass er flexibel einsetzbar ist und auch in der Nacht misst“. Dies zusammen mit den regelmäßigen Standortwechseln habe noch den psychologischen Effekt, „dass Verkehrsteilnehmende beim Passieren der Ortstafel damit rechnen müssen, dass der Trailer im Stadtgebiet aufgestellt ist“. Der Anhänger, der Anfang vergangenen Jahres angeschafft wurde, hat von April bis Dezember rund 60 000 Euro in das Stadtsäckel gespült. Bei insgesamt 345 557 Fahrzeugen gab es 2722 Beanstandungen.
Existenz allein reicht aus
Der neue Blitzer in der Karlsruher Straße hat übrigens noch nichts eingenommen. Die Säule war Ende 2021 zunächst ohne Messeinheit beschafft worden. In den nächsten Tagen werde der Blitzer jedoch „scharf“ geschaltet, bestätigt Seidel: „In der Praxis erleben wir jedoch, dass die Existenz der Säule allein schon dafür sorgt, dass die Verkehrsteilnehmenden sich an die vorgegebene Geschwindigkeit halten, was die Anwohner in diesem Bereich nachweislich merken.“
Blitzer in Schwetzingen
Im Stadtgebiet gibt es derzeit drei stationäre Messsäulen: Karlsruher Straße, Zähringer Straße und August-Neuhaus-Straße (L 630).
Im vergangenen Jahr hat die Stadt mit den mobilen Messgeräten 139 000 Euro (2020: 181 000 Euro) eingenommen. Die Blitzersäulen brachten 41 000 Euro (2020: 59 000 Euro) in die Kasse. Der neu angeschaffte Trailer (Anhänger) holte von April bis Dezember vergangenen Jahres rund 60 000 Euro rein.
Die meisten Verstöße werden von dem Blitzer an der L 630 und August-Neuhaus-Straße registriert.
Gemessen an den Gesamtzahlen der Fahrzeuge wird jedoch immer noch ein sehr geringer Prozentsatz festgestellt. Beispielsweise wurden 2021 die stationären Messanlangen in der Zähringer Straße und der L 630 von mehr als 3,24 Millionen Fahrzeugen passiert, davon waren 2314 zu schnell unterwegs, was 0,07 Prozent entspricht.
Bei den mobilen Messungen gab es 6881 Beanstandungen bei insgesamt 126 174 Fahrzeugen (5,45 Prozent), beim Enforcement-Trailer 2722 Beanstandungen bei 345 557 Fahrzeugen (0,8 Prozent).
Die höchste gemessene Ge-schwindigkeit wurde mit dem stationären Blitzer an der L 630/August-Neuhaus-Straße mit 99 Stundenkilometern verzeichnet. vw
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