Schwetzingen. Erinnern Sie sich noch an die schönen Samstagabende vor dem Fernseher, an die Peter Alexander Show oder Hans-Joachim Kulenkampf mit „Einer wird gewinnen“? Gern gesehener Gast war da Caterina Valente mit ihren fröhlichen Schlagern und dem leicht italienischen Akzent in der Stimme. Manchmal wurde sie von ihrem Bruder Silvio Francesco begleitet – der ja eigentlich auch noch Valente hieß, aber immer nur die beiden Vornamen nutzte. Die Kinder stammten aus einer Künstlerfamilie, der Vater spielte Akkordeon und die Mutter trat als Musikclownin auf.
Dass sie ihre Karriere von Mannheim aus startete und wie sie zur Sängerin der Wirtschaftswunderzeit wurde, das hat unser Mannheimer Kollege Georg Spindler kürzlich in einem wunderbaren Beitrag auf der Kulturseite dieser Zeitung aufgegriffen. Und das hat unsere Leserin Ulrike Bell dazu animiert, einen wahren Schatz aus ihrer Schublade zu holen und in unserer Redaktion vorbeizubringen.
Eine Autogrammkarte vom Ende der 1950er Jahre mit persönlicher Widmung von Caterina Valente an Ulrike Bells Mutter Erne Elger. „Mit großem Interesse habe ich Herrn Spindlers Hommage an Caterina Valente gelesen. In ihrer Mannheimer Zeit verbrachte Caterina Valente einige Tage im städtischen Krankenhaus in der Hildastraße in Schwetzingen“, schrieb sie uns. Und das weiß kaum jemand, denn natürlich musste strenges Stillschweigen bewahrt werden.
Erne Elger war Chefarztsekretärin in der städtischen Klinik und ließ ihre Tochter Ulrike sogar einen kurzen Blick auf den Star werfen. Und natürlich wurde nach Feierabend viel erzählt über die prominente Patientin. Die war eigens nach Schwetzingen gekommen, weil es hier den über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Experten Dr. Siegfried Voll gab. Der Chefarzt hatte sich auf Wirbelsäulen-Probleme spezialisiert und war kräftig gebaut. Das half ihm dabei, seine Patienten zu packen und im Nu einzurenken.
Eine knappe Woche in der Klinik
Was nun Caterina Valente genau hatte und wie sie eigentlich auf Dr. Voll in Schwetzingen kam, ist leider nicht mehr überliefert. Und eine Anfrage an die Künstlerin blieb unbeantwortet. „Aber Mama hat immer erzählt, dass sie sehr freundlich war und überhaupt keine Starallüren zeigte. Dennoch musste der Aufenthalt auch damals schon geheim gehalten werden. Alle Mitarbeiter wurden zum Stillschweigen verpflichtet. Womöglich hätte sonst ein reger Besuchsverkehr eingesetzt. Knapp eine Woche verbrachte die Sängerin im städtischen Krankenhaus, dann ging es zurück auf die Bühne“, erzählt uns Ulrike Bell.
Zum Abschied schenkte Caterina Valente ihrer Lieblingsbetreuerin dann zwei Hochglanz-Schwarz-Weiß-Fotos mit originalem Autogramm versehen, auf denen stand: „Herzlichst C. Valente.“ Auf dem einen lächelt sie, das andere ist mit ernsterem Gesichtsausdruck und eben dann noch dieses Foto, das wir Ihnen hier zeigen, das speziell Erne Elger gewidmet ist. „Meine Mutter arbeitete in diesem Krankenhaus, bis es 1974 schloss und vom neuen Kreiskrankenhaus, der heutigen GRN-Klinik, ersetzt wurde. Chefarzt Voll ging damals dann auch in den Ruhestand. 1980 ist Erne Elger verstorben und damals hat Ulrike Bell dann die drei schönen Fotos an sich genommen und bis heute aufbewahrt. Bloß gut, so können wir diese schöne Geschichte nicht nur erzählen, sondern auch bebildern.
Lang in Oberflockenbach zu Hause
Ob sich wohl Caterina Valente, die vor wenigen Tagen 91 geworden ist, noch an Schwetzingen erinnert? Valente lebt seit Jahrzehnten in Lugano in der Schweiz. Vor ihrem Umzug ins Tessin bewohnte sie in den 1950er-Jahren mit ihrem ersten Ehemann eine eigens erbaute Villa in Oberflockenbach bei Weinheim. Das Haus wurde der Universität Heidelberg im weiteren Verlauf des Besitzerwechsels als Seminarhaus gestiftet. Ihr dauerhaftes Zweitdomizil in den USA in Kalifornien verkaufte sie laut eigenen Angaben aus Antipathie gegen die US-Regierung unter Donald Trump. Übrigens wurden alle drei Fotos von James J. Kriegsmann aufgenommen. Er war ein berühmter amerikanischer Fotograf, der legendäre Cotton Club in New York City war oft sein fotografisches Thema.
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