Schwetzingen/Brühl. Wallboxen haben meistens eins gemein: Es sind ziemlich hässliche graue Kästen. Das ist hier in der Duisburger Straße in Schwetzingen anders. Im Showroom des Start-up-Unternehmens Daheimladen steht die schicke schwarze Box mit modernem Display, das auch noch sehr benutzerfreundlich funktioniert. Da hat man den Eindruck, Stephan Schwebe habe bei der Entwicklung seiner Ladestation für Elektrofahrzeuge für zu Hause (das erschließt sich die Bedeutung von Daheimladen) alles richtig gemacht.
„Auf die Idee für mein Start-up kam ich, als ich mir vor zwei Jahren selbst ein E-Auto angeschafft habe und vor dem Problem stand, es daheim aufladen zu wollen. Im Internet gab es eigentlich nur dumme Steckdosen. Da dachte ich mir, es wäre doch prima, wenn man den Menschen eine intelligente Lösung für zu Hause bieten könnte, die auch das Haus oder die Garage, an der sie angebracht wird, nicht verschandelt“, sagt Schwebe bei unserem Vor-Ort-Termin. Hinzu kam, dass Stephan Schwebe viel unterwegs war, schon in Berlin Start-ups mit aufgebaut hatte, für IBM in der Beratung von Unternehmen tätig war und nun als junger Papa eigentlich eher in der Region, in der er lebt, tätig sein wollte.
Zusammen mit einem Informatiker, einem Software-Entwickler und einem Auftragsfertiger wurde ein Prototyp für seine Wallbox entwickelt, der gut funktionierte und wenig später in Serie gehen konnte. Heute gibt es vier Versionen, mit je 11 und 22 kW als Touch- und als Smartversion, die sich vor allem in der Größe des Bildschirms (7 Zoll oder 4 Zoll) unterscheiden. Die Hardware dahinter ist bei allen Geräten gleich und wird ständig weiterentwickelt. Toll ist, dass man als Verbraucher sofort alle Daten ablesen kann. Wer eine Photovoltaikanlage betreibt, kann das sogenannte PV Überschussladen nutzen. Das ist ja der Idealfall, wenn der selbst erzeugte Strom gleich vor Ort zum Verbrauch ins Auto geladen wird. Mitgeliefert wird alles, was gebraucht wird, samt Ladekabel, FI-Schutzschalter und Sicherheitstechnik.
Erst im Corona-Jahr 2020 gegründet, hat das Unternehmen schnell Fuß gefasst. „Die ersten 250 Wallboxen waren ruchzuck weg und die Kunden haben weitererzählt, dass sie sehr zufrieden sind, auch die Elektriker, die ja für den Einbau und den Anschluss sorgen müssen, waren angetan und haben uns weiterempfohlen“, sagt Schwebe. Inzwischen hat das Start-up schon zwölf Mitarbeiter und wächst stetig. Besonders stolz ist Schwebe darauf, dass man trotz weltweiter Lieferengpässe und Pandemie- und Kriseneinschränkungen immer liefern konnte. Zuverlässigkeit ist ihm wichtig und eine hohe Servicequalität: „Unsere Mitarbeiter sind für unsere Kunden und die Installateure erreichbar und beraten gerne und intensiv“, sagt Schwebe. Eben auch ein Pluspunkt im Vergleich mit anderen Herstellern. „Wir produzieren, was wir können, und richten unseren Vertrieb auf die verfügbaren Wallboxen aus, alles andere führt nur zu Frust bei den Kunden“, sagt der Unternehmer.
Hyundai als Partner gewonnen
Inzwischen ist auch ein großer Player auf das Schwetzinger Start-up, das seinen Hauptsitz in Brühl hat, gestoßen. Hyundai hat Daheimladen als offiziellen Partner für Ladestationen mit ins Boot genommen. Wer also in einem der 500 Hyundai-Autohäuser in Deutschland wie beispielsweise bei Ivancan einen E-Hyundai kauft, bekommt die Wallbox von Daheimladen gleich mit angeboten. Stark sei auch der Direktvertrieb über Amazon, sagt Schwebe noch. Die Komponenten für die Wallbox kommen aus Asien, die Software wird hier vor Ort entwickelt und zusammengebaut wird alles bei einem Auftragsfertiger, der um die 40 Mitarbeiter beschäftigt. Der Versand läuft dann von der Duisburger Straße aus in den ganzen deutschsprachigen Raum.
Die Technik erlaubt auch, dass per ID-Karte beispielsweise mehrere Nutzer in einem Mietshaus oder Mehrfamilienblock eine gemeinsame Wallbox nutzen und punktgenau abgerechnet werden können. „Wir schaffen es heute schon sehr gut, unser Auto von April bis September komplett mit dem selbst gemachten Strom zu fahren. Entscheidend für die Energiewende wird doch sein, wie viel Energie wir künftig in das Auto stecken, um 100 Kilometer weiterzukommen“, sagt Stephan Schwebe. Und da sind wir schon bei der nächsten Idee von ihm und seinem Start-up: „Wir wollen Konzepte fürs Energiesparen zu Hause entwickeln. Aber davon erzähle ich lieber erst dann, wenn wir so weit sind“, sagt er.
Übrigens zeigt er sich sehr heimatverbunden: „Wir könnten das, was wir jetzt machen, auch anderswo tun, aber wir fühlen uns sehr wohl in Schwetzingen und streben hier eine Erweiterung an, wenn wir ein gutes Objekt finden. Gespräche mit der Wirtschaftsförderung hatten wir schon“, sagt Schwebe.
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