Zum Tag des offenen Denkmals

Das Capitol in Schwetzingen - eine Reise in die Geschichte

Das Capitol in der Herzogstraße in Schwetzingen ist ein markantes Gebäude mit viel Geschichte. Zum Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag gibt es dort Führungen. Wir erinnern an historische Gegebenheiten

Von 
Andreas Moosbrugger
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Das Capitol im Jahr 1987. Damals fungierte es als „Wellnessoase“ mit Sauna und Sonnenbänken. © Archiv Andreas Moosbrugger

Schwetzingen. Zum Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag, 8. September, finden zwischen 10 und 15 Uhr alle 30 bis 45 Minuten öffentliche Führungen durch das Capitol in der Herzogstraße 28 in Schwetzingen statt. Hierbei führen Architekt Fermin Alonso Gomez und Laurin Schulze fachkundig durch das Gebäude. Das Areal rund ums Capitol mit selbigen soll in den nächsten Jahren ein neues Gesicht erhalten. Wir blicken an dieser Stelle in die Geschichte.

Der Innenraum des Capitols um 1932: In diesem Kinosaal fanden anno dazumal 600 Menschen Platz. © Andreas Moosbrugger

Die cineastischen Anfänge in Schwetzingen gehen bis auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Bereits um 1904 hatte man in Schwetzingen durch den Kinopionier Leonhard Metzger ein Kino mit einem sogenannten Weltkinematographen. Dieses befand sich an der Ecke Schlossplatz und Carl-Theodor-Straße 1. 1912 wurde das Kino in die Friedrichstraße verlegt und war fortan unter dem Namen NT Neues Theater vielen älteren Schwetzingern noch bekannt. Dieses Kino bekam erst im Jahre 1922 Konkurrenz als man im Café Haßler das „Alemannia Theater“ eröffnete.

Die „Försterchristl“ wurde 1926 zur Eröffnung gezeigt. © Andreas Moosbrugger

Im Jahr 1925 bekam die Plankstädter Familie Helfrich die Chance, ein Grundstück im Knick der Herzogstraße zu kaufen, um hier nach klassizistischem Stil ein Kino zu errichten. Mit dem Regierungsbaudirektor Hodel aus Mannheim hatte man den richtigen Architekten gefunden, der auf dem schwierigen Baugrund (ehemals Teich und Kiesgrube) in der „Froschgasse“ – so der Name der Herzogstraße im Volksmund – laut der Sonderbeilage in der Schwetzinger Zeitung ein Bauwerk erschuf, das sich mit „Geschlossenheit und Einheitlichkeit in das Stadtbild einfügt“. Innerhalb von 144 Tagen vom Spatenstich bis zur Eröffnung hatte man das Kino und das Wohngebäude fertiggestellt. Konnte man noch auf den Bauplänen den Namen „Alemannia Theater“ lesen, prangte bei der Eröffnung der Namen Capitol über dem Eingang des neuen Kinos.

Premiere restlos ausverkauft

Besonders der Kinosaal mit 600 Sitzplätzen einer geschwungenen Empore und einer Bühne heben sich hier besonders hervor. Viele Schwetzinger Firmen waren am Bau des Kinos beteiligt, wie Georg Kürschner Zimmereiarbeiten, Phillipp Dillenkofer Steinmetzgeschäft, Karl Breyer Glasarbeiten, Carl Fissler Elektroinstallationen, Conrad Franz Malermeister, Peter Haas Schlosserarbeiten, Carl Deimann Sanitärarbeiten und das Möbelhaus Karl Dietrich. Und so konnte man im Oktober 1926 das Kino mit dem Film die „Försterchristl“ eröffnen.

Mitarbeiterinnen des Kinos Capitol im Jahr 1952. © Andreas Moosbrugger

Halb Schwetzingen war laut einem Bericht unterwegs und viele mussten unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen, da der Saal sehr schnell ausverkauft war. Bereits einige Wochen nach der Eröffnung des Kinos konnte die Schauspieltruppe „Die kleine Bühne“ ihr erstes Theaterstück aufführen. In dieser Theatergruppe befanden sich nicht nur das Ehepaar Helfrich selbst, sondern auch das Ehepaar Raisch, Besitzer des Modehauses Bräuninger, spielte eine tragende Rolle. Da man beim Neubau für Theater und Kleinkunst beim Neubau des Capitols eine Bühne und Garderobe eingeplant hatte, konnte 1928 der Chor „die Kuban-Kosaken“ im Theater auftreten.

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Im Jahr 1930 wurde ein wundervoller Film über das Rokokofest im Schlossgarten gezeigt sowie 1941 der in Schwetzingen gedrehte Film der „Ammenkönig“, bei dem viele Schwetzinger als Statisten auftraten. Im Kriegsjahr 1942 konnte die Theater- und Kunstgemeinde das Stück „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführen. Im Jahr 1946 wurde im Capitol bei einer eindrucksvollen Gedenkfeier der Opfer des Faschismus und des Nazi-Regimes gedacht. Erst im Jahr 1952 bekamen die zwei bestehenden Kinos neue Konkurrenz, als im ehemaligen Falkensaal das Rexkino und in der Marstallstraße das Luxor innerhalb eines halben Jahres eröffneten. 1953 wurde im Capitol eine Gedenkfeier für ehemalige Kriegsgefangene mit Landrat Gaa abgehalten und der teilweise in Schwetzingen gedrehte Film „der Vogelhändler“ gezeigt.

Saunabänke statt Kinosessel

Erst in den 1960er-Jahren, als man in privaten Haushalten immer mehr Fernsehgeräte vorfand, bekamen dies auch die hiesigen vier Kinos zu spüren. Und so schloss im Jahr 1972 das Neue Theater in der Friedrichstraße als erstes seine Pforten. Noch im Jahr 1973 konnte man einen Auftritt der Deutsch-Spanischen Gesellschaft mit Folklore und Flamengo im Capitol betrachten. Hier war im Jahr 1976 Schluss mit dem Filmvorführen und im Jahr 1977 baute man den Kinosaal um und eröffnete 1977 eine Sauna mit Massagepraxis. In den 1980er-Jahren kamen Sonnenbänke zum Bräunen hinzu, die der Verfasser des Berichts vor einem halben Jahr bei Besichtigung des Gebäudes noch vorfinden konnte. Endgültig geschlossen wurde das Gebäude in den 1990er-Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war auch das ehemalige Rexkino geschlossen und abgerissen. So ist heute nur noch das Luxor vorhanden, das jedoch seit Corona geschlossen ist, obwohl der Betreiber im Zuge der Pandemie in dieser Zeitung versicherte, wieder zu öffnen. Man kann nur hoffen, dass hier die Tradition der Kinos in Schwetzingen bestehen bleibt.

Dieses Foto entstand im Frühjahr dieses Jahres. Hier sind noch die Saunabänke zu sehen, auf denen in den 1980er-Jahren die Gäste zum Schwitzen Platz nahmen. © Andreas Moosbrugger

Freuen kann man sich auf jeden Fall, dass das altehrwürdige Capitol aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird und eine neue Verwendung findet.

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