Jazztage

Das Circe-Quintett ist in Schwetzingen eingegroovt und bestens gelaunt

Das Quintett aus Italien eröffnet mit vielfältigem Sound die Schwetzinger Jazztage im Rokokotheater - und das mit nur einer Probe am Vortag des Konzerts.

Von 
Viktoria Linzer
Lesedauer: 
Pianist Alessandro Bravo (v. l.) mit Bassist Igor Spallati, Sängerin und Komponistin Elisabetta Antonini, Schlagzeuger Ugo Alluni und Maurizio Giammarco am Saxofon im Rokokotheater. © Lenhardt

Alessandro Bravo bestätigte am Freitagabend einmal mehr das Sprichwort „Nomen est omen“. Zur Eröffnung der Jazztage Schwetzingen im Zuge der Reihe Enjoy Jazz hatte der Pianist vier weitere hochkarätige Kollegen eingeladen, um mit ihnen gemeinsam die Bühne des Rokokotheaters mit sphärischen Klängen und heißen Rhythmen zu füllen.

In der Luft knisterte es förmlich, als die fünf italienischen Musiker ihre Plätze einnahmen. Die Instrumentalisten bildeten mit Flügel, Kontrabass, Schlagzeug und Saxofon einen Halbkreis, in dessen Zentrum Sängerin Elisabetta Antonini mit ihrem reizenden Lächeln alle Stränge zog.

Als Multitalent war sie gleichzeitig auch Komponistin des ersten Stücks „New York Blues“, wie auch weiterer Songs des Abends. Mit einem wiederkehrenden Thema aus acht Tönen groovten sich die Musiker erstmal aufeinander ein, bis Antonini zum Mikrofon griff. Eine rauchige, auf ihre besondere Art aber auch warme und geschmeidige Stimme entzückte die Zuhörer. Wer den Pianisten Bravo bei anderen Schwetzinger Jazzevents noch nicht gehört hatte, konnte sich bei seinem Solo gleich ein Bild machen. Scheinbar ohne jede Anstrengung zauberte er einige flinke Läufe auf die Tastatur. Mit einem Blick zum Kollegen landete er schließlich auf einer Bassnote und übergab an Maurizio Giammarco.

Mehr zum Thema

Schloss

Wahre Legenden auf der Bühne

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren
Enjoy Jazz

Italienischer Auftakt bei den Jazztagen Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren

Der Saxofonist ist in Italien als feste Jazzgröße bekannt und bestätigte seinen Ruf mit jedem Ton, den er aus dem matten Instrument hervorzauberte. Nach dem Applaus, der auch dieses Solo würdigte, lieferte Bassist Igor Spallati seine Vorstellung an das Publikum. Um den tiefen Tönen mehr Raum zu geben, hielten sich die Mitspieler dezent im Hintergrund, während die Saiten unter seinen Fingern vibrierten.

Geprobt nur am Vortag

Die Erfahrung auf der Bühne beschreibt der Jazz- und Rockmusiker als Frage der Einstellung. „Man muss es machen wollen und dann eben machen. Es ist jedes Mal was Neues“, so lautet das Erfolgsrezept des Wahlberliners, um auf der Bühne eine perfekte Performance abzuliefern. Sich selbst jedes Mal aufs Neue mit anderen Musikern zu finden, vor Publikum zu improvisieren und den Jazzclub auch mal gegen die große Bühne des Schwetzinger Schlosses einzutauschen – all das schien für die fünf Profis keine Herausforderung zu sein. Das Programm stand seit längerem fest, zusammen geprobt wurde am Vortag, wobei alle bestätigten, sich auf musikalischer Ebene vom ersten Moment an verstanden zu haben. Das Ergebnis konnte sich sehen und vor allem hören lassen: „In a New York minute“ legte die Band ordentlich an Tempo zu, ohne etwas an Lässigkeit einzubüßen.

Antonio Bravos Finger flogen in verschiedenen Skalen über die Tasten und Elisabetta Antonini erreichte nun ganz hohe Töne, während der Saalboden nur so zitterte vom Mitwippen der Jazzfans. Wunderbar entspannend war dagegen „On the road“, so als ob das Wort „Eile“ in diesem Universum nicht mehr existierte. In „Temporary leaders“ fügte Saxofonist Giammarco verschiedene rhythmische und melodische Fragmente zu einem Ganzen. Schlagzeuger Ugo Alluni hatte nun sein erstes Solo, das er mit rhythmischer Perfektion meisterte. Es folgte eine Hommage an Jazzlegende Charlie „Bird“ Parker. Vor dem Trauermarsch erzählte die Sängerin die Geschichte um den Tod der Saxofonisten, was für die Zuhörer ein noch intensiveres Bild schuf.

Nach der Pause kam mit „Mosaic“ und „Tracce“ wieder mehr Lebensfreude ins Programm, während „Circe“ einen besonderen Stellen-wert einnahm. Diesen Namen hatte sich auch das Quintett ausgesucht. Als Antonini von der Idee erfuhr, war sie mehr als überrascht. Seit Jahren hatte die talentierte Komponistin ein gleichnamiges Stück im Schreibtisch liegen. Mit elektronischen Hilfsmitteln schuf sie ein Echo, das sich bald zu mehreren Stimmen überlappte. Dieser sphärische Song fand besonderen Gefallen beim Publikum und auch das letzte Stück des Abends trug zum kräftigen Applaus nicht wenig bei.

Als Zugabe spielte das Quintett „Easy to love“ und die meisten Zuhörer schienen der gleichen Meinung, wenn es um die einzigartige Band und deren Performance geht.

Jazz mit hohem Anspruch gibt es auch diese Woche: Am Donnerstag, 20. Oktober, geht es bei den Jazztagen mit dem Duo „Aerial“ weiter, und am Freitag, 21. Oktober, ist „Hamera“ zu hören.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung