Evangelische Gemeinde

Diakonie-Sonntag in Schwetzingen: Gemeinschaft mit Demenzkranken gelebt

Beim Diakonie-Sonntag in der evangelischen Stadtkirche stehen Menschen mit Demenz im Fokus. Die Wohngemeinschaften Kurpfalzpark und Adler-Areal feiern gemeinsam mit der Kirchengemeinde.

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zg/hs
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Leckere Maultauschen mit Kartoffelsalat – das hält Leib und Seele zusammen. Das gemeinsame Essen stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl in der evangelischen Gemeinde. © Hanna Schwichtenberg

Schwetzingen. Es sind viele – etwa 1,8 Millionen leben in Deutschland: Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Sie sind im Alltag wenig sichtbar, leben in ihren Familien oder in diakonischen Einrichtungen, wo sie betreut werden und Unterstützung erfahren. Selten sind sie in unserem Blickfeld, leben eher am Rande der Gesellschaft. In diesem Jahr standen sie beim Diakonie-Sonntag der evangelischen Stadtkirche im Fokus: Sie sollen angesehen werden, sie gehören zur Gemeinde!

Viele Gäste der Wohngemeinschaft Kurpfalzpark und des Adler-Areals in Plankstadt mit Mitarbeiterinnen, Bewohnern und Angehörigen sowie Vertreter aus der Tagespflege der Sozialstation waren gekommen, um mit der Kirchengemeinde zu feiern. Diakonin Margit Rothe gestaltete den Gottesdienst zusammen mit Kirchengemeinderäten aus dem Diakonieausschuss (Günther Keim, Hanna Schwichtenberg, Annemarie Zucker). Die musikalische Begleitung hatte Doro Strieker übernommen.

Auch im Sitzen lässt es sich fröhlich sein und tanzen – hier mit den bunten Chiffontüchern in der Stadtkirche. © Schwichtenberg

Margit Rothe betonte, dass die Diakonie als praktischer Dienst der Nächstenliebe eine zwingende Ergänzung zu Glauben und Feier sei. In jedem Jahr werde daher im Frühsommer eine andere diakonische Einrichtung der Region ins Zentrum gestellt und deren Arbeit sichtbar gemacht.

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Marcus Oehler
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So stellten in einer Bildpräsentation die Koordinatorinnen der „Demenz-WGs“, Diana Nestler und Angelika Köhler, das Alltagsleben in ihren Einrichtungen vor. Neben der Routine gibt es musikalische und kreative Angebote, Arbeit mit einem Therapiehund, kleine Ausflüge und vieles mehr. Gefragt, was sie für die oft anstrengende Pflege-und Betreuungsarbeit motiviere, antwortete Mitarbeiterin Marion Kumpf, dass das, was an Dankbarkeit und Zufriedenheit zurückkomme, sie immer wieder ansporne weiterzumachen. „In der Familie war eine Pflege nicht mehr zu schaffen, da ist es gut zu wissen, dass unsere Mutter hier gut versorgt ist“, meinte eine Angehörige. „Jetzt ist unser Kontakt entspannter und wir genießen unsere gemeinsame Zeit.“

Im Gottesdienst wurde viel gesungen und sogar getanzt – als Sitztanz mit farbenfrohen Chiffontüchern. Thematisch ging es ums Bild des guten Hirten, das früher sehr oft im Schlafzimmer überm Bett hing. Das große Bett als Ort für wichtige Stationen im Leben – von der Geburt bis zum Sterben, die Zeit des nächtlichen Schlafs, die schönen Stunden der Zärtlichkeit ebenso wie das quälende Krankenlager – alles unter dem Blick des guten Hirten, der für seine Herde sorgt und sich um jeden kümmert. Davon sprach Margit Rothe in ihrer Predigt, die sie mit Bildern veranschaulichte.

Im Bild des Hirten drücke sich unsere Sehnsucht nach Schutz und Sicherheit aus, ebenso die Glaubensgewissheit, dass Gott wie ein achtsamer Hirte über uns wache und uns behüte. Das sei wichtig, denn wer sich dem Schlaf überlasse, könne nicht auf sich selbst aufpassen. Da sei es gut, sich in Gottes Hand geborgen zu wissen. Immer wieder ging es um den Lieblingspsalm vieler Menschen, den 23. Psalm, dargestellt in Worten, Musik und Bildern. Die Verbundenheit aller wurde konkretisiert in der gemeinsamen Feier des Abendmahls.

Gemeinschaft leben, darum ging es auch beim Mittagessen im Luthersaal, wo Kirchendiener Jens Stolpmann mit einem Team junger Menschen ein Mittagessen für alle vorbereitet hatte: Maultaschen mit Kartoffel- und Blattsalat, zum Dessert wurde noch ein Kaffee serviert. Dazu gab es vertiefende Infos zur Diakonie in Schwetzingen, die in einer Bildpräsentation dargeboten wurde.

Es wurde viel gelacht, mehr noch gelächelt an diesem Diakonie-Sonntag, Junge und Alte, Gesunde und Kranke, erlebten ein gutes Miteinander, das verdeutlicht: Bei Gott geht keiner verloren und auch bei uns darf keiner verloren gehen, wir wollen aufeinander achtgeben.

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