Schlossplatz

Ecomobil-Gala in Schwetzingen: Mobilitätswende auf zwei Rädern

Es ist die zehnte Ecomobil-Gala auf dem Schwetzinger Schlossplatz – und die Mobilitätswende ist seitdem in vollem Gange.

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Stefan Kern
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Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan am Steuer, als Passagiere auf der Rückbank des Tesla sitzen Jürgen Gruler, Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung und Wolfgang Gauf, Kurator der Ecomobil-Gala © Andreas Gieser

Schwetzingen. Es ist die zehnte Ecomobil-Gala und für Oberbürgermeister Matthias Steffan beschreibt diese mittlerweile durchaus eine kleine Ära. Damals, 2015 sei die Mobilitätswende ein Nischenthema gewesen. Doch das habe sich geändert. Sicher nicht nur wegen dieser zukunftsweisenden Gala auf dem Schlossplatz. Doch ihren Anteil an diesem Wandel habe sie sehr wohl. Damals 2015 habe es laut dem Oberbürgermeister 2,1 Millionen E-Bikes gegeben. Heute sind es 15,7 Millionen. Und bei den E-Autos lag der Bestand im Land der Ingenieure im Jahr 2015 bei sage und schreibe 13 000. Heute seien es 1,65 Millionen. Das sei nicht Nichts, auch wenn Steffan weiß, dass es bis zu einer tatsächlichen Mobilitätswende noch ein ordentliches Stück Weg ist.

Eindruck der Eröffnungsrede von OB Matthias Steffan. © Andreas Gieser

Insgesamt sind in Deutschland laut dem Kraftfahrt-Bundesamt 49,3 Millionen Pkws zugelassen. Im Vergleich zu 2015 mit seinen 44,4 Millionen Pkws ist das ein Plus von fast fünf Millionen. Und das obwohl die Einwohnerzahl von 82,2 Millionen im Jahr 2015 lediglich um 1,4 Millionen auf 83,6 Millionen im Jahr 2025 gestiegen ist. Pro Kopf sind das jetzt etwas über 580 Autos pro 1000 Einwohnern. Die 1,65 Millionen E-Autos machen da einen Anteil von 3,3 Prozent aus. Hinzu kämen noch zwei Prozent Plug-in-Hybride. Besser sieht es bei den Neuzulassungen aus. Knapp 14 Prozent aller neu zugelassenen Pkw im Jahr 2024 waren Elektrofahrzeuge. Von einem echten Elektroboom zu sprechen würde also zu weit führen. Aber genau deswegen sei diese Ecomobil-Gala auch im zehnten Jahr wichtig. Und zwar sowohl für den Bürger als auch die Stadt. Für den Oberbürgermeister ist sie ein Signal, das zeige, dass die Stadt die Mobilitätswende stets im Blick habe und ernst nehme.

Mobilitätswende

Ecomobil-Gala in Schwetzingen: Die Mobilitätswende stolpert gewaltig

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Stefan Kern
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Im Gespräch mit dem Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung, Jürgen Gruler, verweist die städtische Radbeauftragte Catrin Nähr auf mittlerweile knapp über 60 Ladepunkte in der Stadt. Darüber hinaus habe man gerade den Vertrag mit dem Fahrradverleiher „Nextbike“ verlängert. Auf dem Weg sei man auch in Sachen Radschnellweg zwischen Schwetzingen und Heidelberg. Nur leider müsse man sich bis zu seiner Fertigstellung wohl noch bis 2030 gedulden. Ein Datum, das Norbert Theobald vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) nicht so wirklich glücklich macht. Er war 2017 bei der Antragstellung dabei und damals rechnete er nicht mit 13 Jahren. Eine Sicht, die auch der Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, Dr. Andre Baumann, teilte. Doch der Teufel liege leider oft im Detail. Gar keine Probleme kann Baumann dagegen bei der kurfürstlichen Lade-Infrastruktur erkennen. Natürlich wäre der eine oder andere Schnelllader zu begrüßen. Aber von einer Ladeproblematik rund um das E-Auto könne man hier nicht mehr sprechen.

Unterwegs die Kaffeemaschine anschließen ist kein Problem mehr da es mittlerweile möglich ist die Autobatterie dafür zu nutzen. © Andreas Gieser

Komplett anders sieht die Welt der Mobilitätswende beim Fahrrad aus. Kazem Tariwerdian von „Tari Bikes“ erklärte, dass das Bio-Bike, also das Fahrrad, das nur mit Muskelkraft bewegt wird, bald nur noch selten zu sehen sei. „Ich verkaufe heute im Monat so viele Bio-Bikes, wie ich das noch vor wenigen Jahren am Tag getan habe.“ Das E-Bike, so Tariwerdian, habe geschafft, was dem E-Auto bis dato versagt blieb. Aber wenn die E-Bikes dafür sorgten, dass mehr mit dem Fahrrad gefahren werde und dafür weniger mit dem Auto, sei für das Klima ja auch viel gewonnen.

Das eigene Verhalten mache einen Unterschied, das sagt auch Nähr. Und so ist auf dem Stand des städtischen Klimaschutzbüros neben einem wirklich interessanten Verkehrsquiz auch eine Klimawaage zu finden, die Unterschiede bei verschiedenen Verhaltensweisen im Alltag zeige. Auf mit Sand gefüllten Dosen finden sich Kurzstatements, wie ÖPNV oder Auto, Spülmaschine oder von Hand abwaschen, Glühbirne oder LED, vegetarisch oder Fleisch und einfach nur noch halb so viel Geld ausgeben wie bisher. Die Unterschiede waren eklatant und zeigten, dass das eigen Tun einen beachtlichen Unterschied machen kann.

Ein weiteres stadteigenes Lastenrad ist LaRa, präsentiert von Catrin Nähr und Maike Berkemeier vom Büro für Klimaschutz, Energie und Umwelt der Stadt Schwetzingen. © Andreas Gieser

Und dieses eigene Tun kann Spaß machen. Das Pocket Rocket, ein Leichtkraftrad der Stuttgarter Firma „SOL Motors“ war ein echter Blickfang. Irgendwo zwischen E-Bike und E-Motorrad zeigt dieses Teil, dass deutsche Ingenieurskunst noch lange nicht zur leeren Worthülse verkommen ist. Weiter ging es auf der Gala zu den diversen E-Auto-Ausstellern von VW und MG, über Smart, Opel, Hyundai, Tesla sowie Byd und X Peng. Bei Letzteren beiden ließ ein Vertreter des Autohauses „Hedin“ keinen Zweifel daran, dass die Chinesen sich sowohl in Sachen Technik als auch Design vor europäischen Herstellern nicht zu verstecken bräuchten. Und der Preis, das räumten auch der ECOmobil-Gala Macher Wolfgang Gauf ein, sei ein mächtiges Argument.

ssz_Ecomobil-Gala Schwetzingen. Chefredaktuer Jürgen Gruler im Talk mit Staatssekretär Dr. Andre Baumann. © Andreas Gieser

Gut frequentiert war auch die baden-württembergische Initiative Rad-Kultur, die neben einer mobilen Fahrradwaschstraße auch einen kostenlosen Fahrradcheck anbot. Weitere Schwerpunkte waren Wallboxen für das E-Auto zuhause, die PV-Anlage auf dem Dach samt Batteriespeicher dazu. Und das Deutsche Fahrradmuseum, das die Historie des Rades von Carl Drais Laufrad bis zum Bonanza-Rad der 70er präsentierte. Herausfordernd waren Kuriositäten wie ein Fahrrad, das spiegelverkehrt gelenkt werden musste, oder einfach ein Hochrad, das wahrlich nicht leicht zu fahren ist. Vor Ort war auch die Sportfirma Decathlon, die damit Werbung machten, dass sie die alte Sportausrüstung zurückkaufe und der Organisation „Germanwatch“, die mit ihrem Slogan „Hinsehen, Analysieren, Einmischen“ seit mittlerweile mehr als 30 Jahren in Sachen Klima- und Umweltschutz Druck auf die Politik macht.

Für die Eröffnungsbesucher gab es einen kostenlosen Cocktail zur Erfrischung. © Andreas Gieser

Die Ecomobil-Gala war damit einmal mehr eine Art Wegmarke hin zu einer umweltverträglichen Mobilität. Denn alles fängt mit dem Bewusstsein für und dem Wissen über das eigene Tun an. Und diesbezüglich hat die Ecomobil-Gala ohne Frage abermals geliefert.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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