Schwetzingen. Routiniert knabbert der Baggerführer mit dem langen Greifarm in luftiger Höhe an der Dachkonstruktion der Werkhalle. Er weiß genau, wo er die Metallschienen durchzwicken muss, damit sie so herunterfallen, wie er es möchte. Noch steht die östliche Außenwand der großen Pfaudler-Werkhalle an der Scheffelstraße. „In wenigen Tagen wird davon fast nichts mehr zu sehen sein“, schätzt Herbert Rabl. Mit dem Pressesprecher der Firma Epple, dem Investor des künftigen Wohngebiets „Schwetzinger Höfe“, sind wir auf der Großbaustelle unterwegs. Auf dem Areal sollen in den nächsten Jahren bis 2027 mehr als 600 Wohneinheiten für bis zu 2000 Menschen entstehen.
Auf dem kompletten über 6,7 Hektar großen Gelände wird fast überall gearbeitet. Während hinten in der Halle die Dachkonstruktion von den Spezialisten der Firma Kolb aus dem hessischen Langen abgebaut wird, schiebt vorne ein Bagger die abgerissenen Teile zusammen. „Alles wird genau sortiert und dann dementsprechend entsorgt“, erklärt Rabl. Kontaminierter Boden sei bereits abgetragen und wegtransportiert. Überall wird Metallschrott gesammelt, nebenan Holz, auf der anderen Seite Erde und Steine, ganz hinten werden abgebaute Heizkörper gelagert.
Die Backsteine eines alten Gebäudes aus der Anfangszeit von Pfaudler um 1910 werden getrennt aufbewahrt, um sie wiederverwenden zu können. Die große westliche Giebelwand dieser Halle bleibt erhalten und wird in den künftigen Kindergartenbau integriert. Auch das dahinterstehende kleine Backsteingebäude wird ein Teil der „Schwetzinger Höfe“ werden und Platz für Kunstschaffende bieten.
Die beiden Werkhallen aus den 1960er Jahren am West- und Ostrand des Geländes stehen wie bereits erwähnt nur noch in Teilen. Auf der Dachkonstruktion des hinteren Gebäudes sind die Buchstaben des Schriftzugs Pfaudler noch zu sehen, vorne wurden sie bereits abgebaut und zwischengelagert. „Die werden aufgehoben“, sagt Herbert Rabl. Sie sollen zumindest teilweise in einer Kunstinstallation integriert werden. Dort auf dem Streifen an der Bahnlinie, wo die Buchstaben liegen, ist noch wenig passiert.
In einem kleinen Schuppen lagern sogar noch jede Menge Ersatzteile von Pfaudler. „Das haben sie alles dagelassen“, berichtet der Pressesprecher und zeigt auf die Kabel, Dichtungen, Rohre und Elektroteile. Auch die große Freifläche an der Südtangente ist noch unberührt. Der Grund sind die dort lebenden Eidechsen. So lange die nicht umgesiedelt seien, passiere dort gar nichts, betont Herbert Rabl. Vorerst können sie also dort weiter ihre Insekten knabbern.
Auf dem Weg zurück an den Ausgangspunkt schauen wir noch in die weitgehend leeren Hallen und Bürogebäude. „Dort ist ein Teil des Daches eingestürzt“, zeigt Rabl, was die marode Bausubstanz unterstreicht. Nebenan steht ein uralter Tresor – leider leer. Es wäre ein nettes Souvenir für daheim, aber viel zu schwer zum Mitnehmen.
In der nur noch in Fragmenten stehenden Werkhalle an der Scheffelstraße knabbert der Bagger immer noch an der Dachkonstruktion. Ein Blick auf die bereits abgebauten Metallstreben zeigt, welche Kraft dieser Greifarm mit der Zange haben muss. Noch ein, zwei, drei Knabbergriffe – und schon fällt das nächste Teil herunter. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird dieses lange Kapitel Schwetzinger Industriegeschichte wie geplant bis zum Frühjahr erledigt sein.
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