In der Orangerie im Schlossgarten Schwetzingen kommen Besucher bald „Der Erde nah“: Die Künstlerinitiative Schwetzingen präsentiert dort von Sonntag, 3. September, bis Sonntag, 24. September, die gleichnamige Ausstellung. Der Botaniker und Geologe Karl Friedrich Schimper (1803-1876) inspirierte dafür die Künstlerinnen und Künstler. Er gilt als einer der bedeutendsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts und als Begründer der Klimaforschung. Schimper war jedoch nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Künstler: Denn seine Entdeckungen fasste er immer wieder in Form von Gedichten und lyrischen Texten zusammen.
In Zeiten des Klimawandels haben seine Werke nichts an Aktualität verloren – und inspirierten Künstlerinitiative zu ihren aktuellen Arbeiten: Unter dem Motto „Der Erde nah“ interpretieren sie diverse Aspekte auf neue und individuelle Weise. In der künstlerischen Auseinandersetzung geht es den Künstlerinnen und Künstlern um Natur als Metapher. Natur als Prozess rückt ebenso in den Fokus: Wachsen, Wiederholen, Verwandeln, aber auch Sammeln und Ordnen sind Voraussetzungen für Neuschöpfungen in den unterschiedlichen Medien des künstlerischen Schaffens.
Florian Franke von Krogh geht beispielsweise der Erdverschiebung und der Auffaltung der Gebirge nach. Die Kräfte der Natur macht er mithilfe von Rot- und Orangetönen sichtbar. Dominik Göhlich, dieses Jahr Gastkünstler aus Schwetzingen, beleuchtet mit illustrativer Interpretation Leben und Erkenntnisse des Wissenschaftlers Schimper. Göhlichs Sammlung von Zeichnungen und Comics sind verknüpft mit zeitgenössischen Perspektiven und werden an einer eigens für die Ausstellung erstellten Litfaßsäule präsentiert.
Auch auf der Buga präsent
Anlässlich Karl Friedrich Schimpers 220. Geburtstag würdigt außerdem die Buga den in Mannheim geborenen und in Schwetzingen verstorbenen Naturforscher. Die diesjährige Bundesgartenschau findet bekanntlich in Mannheim und somit nur wenige Kilometer entfernt statt. Mit dem Beitrag „Die facettenreiche Schönheit der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“ präsentieren sich dort die großen historischen Gärten des Landes. Beim Aufbau orientierte man sich an den Gestaltungsprinzipien des badischen Künstlers und Karlsruher Professors Max Laeuger: Man griff auf seine geometrischen Formen, monochromen Farben der Blühpflanzen in Verbindung mit Heckenwänden und schlanken, cremeweißen Birken zurück.
Auch vertraute Bilder aus den historischen Gärten tauchen auf, wie etwa eine hölzerne Reminiszenz des Badhauses aus dem Schlossgarten Schwetzingen. Zudem tritt der Beitrag in den Dialog mit zurückgebauter Architektur. Betonquader, einst Teil des Bodens, wurden zu Sitzbänken und einem Hochbeet umfunktioniert. Die neu entstandenen Beete geben nun jungen Bäumen Raum zum Wachsen. Der Kontrast ermöglicht einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen der historischen Gärten. Angesichts des Klimawandels gehen auch die Staatlichen Schlösser und Gärten nach eigener Aussage innovative Wege: Statt grünem Rasen erblühen nun vielerorts insektenfreundliche Wiesen. Pflanzen, denen der Klimawandel stark zusetzt, werden durch trockenheitstolerante Gewächse ausgetauscht.
Die Künstlerinitiative Schwetzingen wurde 2007 von den Kunstschaffenden Eva Clemens, Marianne Früh, Florian T. Franke von Krogh, Jessen Oestergaard, Karin Posmyk, Jürgen Presser, Karin Schmiedebach, Josef Walch und Hans Zimmermann gegründet. Der Verein setzt sich aus Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Arbeitsfelder, wie etwa aus Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur und Architektur zusammen.
Vernetzung von Künstlern
Eines der vorrangigen Ziele ist die Vernetzung der unterschiedlichen Felder in künstlerischen Projekten, die vor allem auf Schwetzingen und die Metropolregion Rhein-Neckar ausgerichtet sind. Zu ihren Projekten zählen unter anderem Ausstellungen, Publikationen und Präsentationen zu Kunst und Kunstschaffenden in Schwetzingen wie auch die Förderung kultureller Bildung über ihren YouTube-Kanal „K4K Kunst for Kids“.
Der Besuch der Ausstellung „Der Erde nah“ ist im Eintritt zum Schwetzinger Schlossgarten enthalten. Erwachsene zahlen 8 Euro, Ermäßigte 4 Euro und Familien 20 Euro. Geöffnet ist bis zum 28. Oktober täglich von 9 bis 20 Uhr. zg
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