Schwetzingen/Hockenheim. Die Forderung nach einer neuen Kurve bei Friedrichsfeld, die eine direkte Schienenanbindung der bisherigen Strecke von Waghäusel über Neulußheim, Hockenheim, Oftersheim und Schwetzingen Richtung Heidelberger Hauptbahnhof für Pendler und dort Umsteigende erheblich attraktiver machen würde, ist nicht ganz neu. Schon der frühere Landtagsabgeordnete der Grünen, Manfred Kern, hatte sie vor Jahren ins Spiel gebracht. Aber heute sind die Zeiten andere, die Regierungsmehrheiten neue und die Zwänge durch den Klimaschutz stärker. Dr. Andre Baumann (Grüne) – selbst bekennender ÖPNV-Nutzer – hat jetzt die Initiative aufgegriffen und macht sich ähnlich wie die hiesigen Oberbürgermeister Würzner und Pöltl sowie Landrat Dallinger für die Friedrichsfelder Kurve stark.
Im Verkehrsministerium von Winfried Hermann hat man für die Initiative durchaus offene Ohren. Er verweist auf eine Potenzialanalyse, die die Nachfrage ermitteln soll. Komme diese zu einem positiven Ergebnis, „ist es grundsätzlich möglich, dass das Land weitere Direktverbindungen zwischen Schwetzingen und Heidelberg beauftragt“, so seine Einschränkung: Es brauche aber auch zusätzliche Regionalisierungsmittel des Bundes, um eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 tatsächlich zu erreichen.
Umweltstaatssekretär Baumann hat in seiner Funktion als gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen/Hockenheim die Vorteile einer Direktverbindung deutlich gemacht. In seinem Schreiben an Winfried Hermann heißt es, dass gerade Berufspendler, wenn man sie zum Umstieg bewegen wolle, „ein verlässliches und komfortables Angebot brauchen. Eine schienengebundene Lösung wäre hier die beste Lösung, um nachhaltig einen Umstieg zu erreichen. Das hätte Vorteile für die Pendler, endlich regelmäßig, stressfrei und planbar ans Ziel zu kommen. Zugleich würde es eine erhebliche Entlastung für die Zufahrtswege nach Heidelberg bedeuten, insbesondere über die staugeplagte Speyerer Straße“, so Baumann.
Allen Beteiligten vor Ort erscheine es notwendig, zeitnah eine Direktverbindung von Schwetzingen nach Heidelberg einzuführen. Und die, so Baumann im Gespräch mit unserer Zeitung, würde auch den anderen Kommunen an der Bahnlinie nützen. Zwischen Waghäusel und Schwetzingen sind das immerhin rund 100 000 Menschen.
Baumann kritisiert, dass man so eine Direktverbindung von einer Potenzialanalyse abhängig mache – das Potenzial sei täglich mit den Händen Tausender Pendler in ihren Autos und auf schwierigen Straßenbahn- und Busverbindungen zu greifen, so Baumann. Da versprach der Verkehrsminister immerhin eine beschleunigte Vorlage der Analyse noch im ersten Halbjahr 2022.
Istzustand ist einfach schlecht
Derzeit gibt es ja lediglich morgens um 5.59 Uhr ab Bahnhof Schwetzingen eine Direktverbindung auf der Schiene nach Heidelberg. Dabei fährt der Zug in den Bahnhof Neu-Edigen/Friedrichfeld, dort wechselt dann der Lokführer die Seite und fährt wieder in die andere Richtung nach Heidelberg. Die Fahrzeit beträgt 18 Minuten – ein Anfang. Für Baumann ist klar, dass wenigstens diese umsteigefreie Verbindung ausgebaut werden müsste und künftig im Stundentakt verkehren sollte. Das könnte eigentlich schon im Winterfahrplan 2022 Wirklichkeit werden, wenn genug Züge zur Verfügung stünden. Denn beim Umsteigen auf der derzeit stündlich verkehrenden Bahnlinie Schwetzingen-Frankfurt in Neu-Edingen/Friedrichsfeld gibt es 8 oder 9 Minuten Umsteigezeit, aber ganz oft auch Verspätungen, die dann bewirken, dass man eine Stunde auf den nächsten Zug warten muss: „Ein Risiko, das viele potenzielle Nutzer davon abhält, auf die Bahn umzusteigen“, sagt Andre Baumann.
Der Umweg mit Richtungswechsel im Taktverkehr wäre sicherlich schon mal ein großer Fortschritt, meint Baumann. Das kostet aber trotzdem Fahrzeit – deshalb wäre eine Kurve bei Friedrichsfeld die ideale Lösung und eine wirkliche Beschleunigung. Man wäre von Schwetzingen aus künftig in zehn Minuten in Heidelberg. So ein Schienenneubau braucht aber Zeit, auch wenn es nur ein kurzes Stück des Weges ist und ja auch noch stillgelegte Gleise zwischen Friedrichsfeld und Heidelberg liegen, auf die man einscheren könnte. Deshalb müssten jetzt schnell die Planungen in Gang gesetzt, ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, um baldmöglichst zu einem Abschluss zu kommen. „Das wäre ein bedeutender regionaler Beitrag zur Mobilitätswende im Herzen des Ballungsraums Rhein-Neckar“, schreibt Baumann seinem grünen Verkehrsminister „und ein echter Gewinn an Zeit und Verlässlichkeit für die Menschen, die täglich nach und von Heidelberg zu ihrer Arbeit pendeln.“
Gibt es dazu eine Alternative? Ähnlich wie in Doberlug-Kirchhain könnte eine Haltestation als Turm an die Eisenbahnbrücke gebaut werden, um direkt am Bahnhof Friedrichsfeld auf die eng vertaktete S-Bahn Mannheim-Heidelberg darunter umzusteigen.
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