Schwetzingen. Wenn Seele singt, sind der Lesedi-Show-Choir und die Moko-Chöre – jeweils aus Heidelberg, einmal in Südafrika, einmal in Deutschland – mit einem Konzert mit Suchtpotenzial am Werk. Das Lächeln der kurz zuvor stehend und frenetisch applaudierenden Konzertgäste dauerte am Donnerstagabend bei den Schritten aus dem Schlossgarten hinaus und noch viel weiter an, derart intensiv schwang die Lebensfreude, die unbändige Energie der erlebten Performance im Jagdsaal der ehemaligen Kurfürstenresidenz und davor weiter.
Trommelklang, Trillern, Klicklaute und kleine Schreie bestimmten neben einer Flut von Farben, Rhythmen, Bewegungen das Bild, dem sich die vielen Besucher gar nicht entziehen konnten, obgleich die „german coolness“ (deutsche Kühle) anfangs dominierte. Auf ihrer Reise im Rahmen des interkulturellen Projekts „Masiqmane“ (Zulu), was „Kommt zusammen“ bedeutet, zwischen der Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar und dem Lesedi-Show-Choir aus Heidelberg/Südafrika, gaben die jungen Sänger und Tänzer ihr mitreißendes Gastspiel.
Thematisch in den Kontext mit der aktuellen Schlosspark-Ausstellung „Chapungu. Stories in Stone“ mit Shona-Skulpturen von Künstlern aus Simbabwe passend, war die Anregung zum Konzert im Schloss gegeben. Erwartungsvoll dann auch die Stille im Jagdsaal, als zum zeitlich vorgegebenen Konzertbeginn aus dem benachbarten Raum Laute zu hören waren, bereits im Takt, bereits mit fremdartigen Worten und dann auch sichtbar im quirligen Einzug der Sänger der beiden Chöre, die sich nach und nach im Bühnenbereich aneinanderreihten.
Botschafter der Musikkultur
Was darauf folgte, war eine Explosion der Emotionen, beflügelt durch die multiplen Eindrücke auf der Seite der Zuhörer, herausbrechend aus den Künstlern, die als Botschafter der expressiven, verwurzelten und modernen Musikkultur ihrer Heimat eindrucksvoll zeigten, wie lebendig Musik und Tradition sein können. Fliegende Wechsel einiger Trommler, denen das innere Bedürfnis sich am Instrument auszudrücken anzusehen war, waren ebenso markant für die knapp 90 Minuten Erlebniskonzert, wie strahlende Gesichter, der teilweise mit geschlossenen Augen singenden Afrikaner, krass plötzlich überspringend zum impulsiven Tanz, der so viel Fröhlichkeit vermittelte.
Petra Zimmer mit ihrer Freundin Angelika Bremser hielt es nicht mehr auf den Stühlen, im Hintergrund nahmen sie jede Schwingung mit ihren Körpern auf, setzten sie in kleine Tänze um. „So bereichernd“, kommentierten sie das Konzert. „Ich habe Gänsehaut“, gestand Peter „Pitsches“ Solert. Wie er hatten etliche Konzertbesucher die Handys gezückt, um die Momente festzuhalten, die echte Freude bereiteten. Für später vielleicht, wenn der Winter kommt, mit weniger Farbe und Lebenswärme, Liebe, die im besonderen Konzertsaal bei jedem Ton mitschwangen.
Rund 40 Stimmen trugen die Botschaft vom Leben und Glauben zu den Menschen immer dann, wenn beide Chöre gemeinsam sangen. Dem Lesedi-Show-Choir gebührte die finale Passage des Programms, die mit überschwänglichem Beifall belohnt wurde. Singend zog der Chor wieder aus dem Raum, formierte sich vor dem Ausgang im langsam sich dämmenden Abendlicht. Wen wundert es, dass auch dort die Partystimmung sich fortpflanzte bis zum absoluten Finale, bei dem alle Sänger aufgereiht ein letztes Mal an diesem denkwürdigen Konzertevent ihre Stimmen erhoben.
Übrigens kann man live erleben, wie das Junge Kammerorchester ein afrikanisches Traditional im Arrangement für Orchester interpretiert, dabei eine musikalische Fusion mit den Chören eingeht, wenn man am Samstag, 17. September, um 19.30 Uhr in der Heidelberger Musik- und Singschule vorbeischaut.
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