Mannheim. Erika Schmaltz, Marianne Nannig und ihre 16 Mittänzerinnen vom Rheinauer „Awo-Ballett“ , allesamt im Alter zwischen 60 und 86 Jahren, fühlen sich „wie vor den Kopf gestoßen“. Die Ladies haben in den vergangenen Monaten fleißig geprobt und ein Buga-Spezialprogramm einstudiert. Die Premiere sollte gleich beim ersten Seniorennachmittag am kommenden Mittwoch, 19. April, 15 Uhr, auf der Freilichtbühne des Gartenschaugeländes in der ehemaligen Spinelli-Kaserne sein.
Doch daraus wird wohl nichts. „Wir dürfen sechs unserer Kostüme nicht zeigen“, berichtet Erika Schmalz, die mit ihrer Seniorinnen-Truppe seit 42 Jahren durch Altenheime und Tagesstätten tingelt, bei Kirchen- und Vereinsfesten auftritt und nicht nur Choreografien einstudiert, sondern mit ihren Tänzerinnen und Co-Trainerin Nannig auch die Kostüme teilweise mit viel Liebe selbst näht.
Gespräch mit Buga-Mitarbeiterin "unschön" verlaufen
Das Nein zu den hier abgebildeten Kostümen hatte Buga-Mitarbeiterin Lina Mayer der Awo-Tanzgruppe zunächst per E-Mail ohne weitere Begründung mitgeteilt. Ein anschließendes Telefonat Nannigs mit Mayer sei „unschön“ verlaufen. „Ich wurde schnell abgekanzelt mit dem Argument, unsere Kostüme seien ’kulturelle Aneignung’“, so Nannig. „Als Seniorin, die einen Beitrag zur Buga leisten möchte, fühle ich mich diskriminiert“, sagt sie.
Auf Nachfrage dieser Redaktion teilte Buga-Sprecherin Corinna Brod mit: „Wir haben einige Kostüme der Gruppe abgelehnt, bei denen der Eindruck entstehen könnte, es würden kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet werden“, so die Sprecherin per E-Mail. „Mexikaner als Menschen mit Sombrerohut oder klischeebesetzte asiatische Kostümierung - das sind Bilder, die wir nicht auf der Mannheimer Buga sehen.“
Buga "versucht, mit Augenmaß vorzugehen"
Die Buga-Gesellschaft habe dabei „versucht, mit Augenmaß vorzugehen“, so Brod, „ohne dabei unsere Maßstäbe hinsichtlich interkultureller Sensibilität zu untergraben: Deshalb haben wir nicht die ganze Reihe abgesagt, sondern einige Kostüme herausreklamiert.“
"Das ist eine Katastrophe für uns"
Für Erika Schmaltz, die mit ihren Damen noch sechs weitere Senioren-Termine auf der Buga bestreiten wollte, ist dies keine überzeugende Begründung. „Wenn wir unsere extra für die Buga einstudierte Show nicht zeigen können, was sollen wir dann machen?“, fragt sie. Und Marianne Nannig ergänzt: „Das ist eine Katastrophe für uns.“ Der Aufwand sei jedenfalls „riesig“: „Jede von uns hat sechs Kostüme, dazu noch Taschen, das müssen wir alles vom Maimarkt-Parkplatz bis nach Spinelli schleppen“, das sei „sowieso schon eine Herausforderung.“
Das Gesamt-Programm für die geplanten Buga-Seniorennachmittage umfasse neben der etwa 25-minütigen „Weltreise“ Auftritte in Rokkoko-Kostümen, Pariser Tänze und eine „Zeitreise“ mit weiteren historischen Kostümen. Dazwischen fügt Erika Schmalz Moderationen und Conferencen ein, bei denen es um alte Schlager und Sprichwörter geht, wie sie bei Seniorennachmittagen besonders beliebt sind.
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